Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition)
wunderschön und so entspannt. Ich war gestern in den Bergen. Vielleicht bleibe ich hier. Verkaufe das Haus. Und gebe Dubai den Laufpass.«
Das würde nicht passieren, es sei denn, er wäre dazu gezwungen. Constance liebte Dubai über alles: Es hielt ihn am Leben. Ohne seine Absurditäten und Intrigen würde er langsam verkümmern. Webster dachte unwillkürlich, dass es, egal wie verrückt Constance sein mochte, ein merkwürdiger Zeitpunkt war, ihn jetzt ins Exil zu schicken.
»Kann ich was für dich tun?«
»Das ist nett von dir. Wirklich nett. Nein, trotzdem danke. Ich bin mir nicht sicher, ob man überhaupt etwas tun kann. Jedenfalls hab ich nicht angerufen, um dir die Ohren vollzujammern. Sondern weil es Neuigkeiten gibt.«
»Welche denn?«
»Nun, ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht für dich. Und eine Einladung. Die schlechte Nachricht ist, dass mir mein Freund nicht mehr erzählt, als er bereits erzählt hat. Offensichtlich bereut er seine frühere Geschwätzigkeit. Aber ihn interessiert, was du weißt, und er möchte sich vielleicht mit dir treffen, um sich auszutauschen. Das ist die Einladung.«
»Ist das die Art von Austausch, bei dem ich ihm was erzähle, und er sich dafür bedankt?«
Constance knurrte amüsiert. »Es gibt nur eine Möglichkeit, das herauszufinden.«
»Kannst du mir sagen, wer er ist?«
»Erst wenn du dem Treffen zustimmst.«
»Wann?«
»Nächste Woche.«
»Gut. Mach einen Termin.« Webster hielt inne; am anderen Ende der Leitung konnte er das Klicken eines Feuerzeugs hören und dann das lang gezogene, übertriebeneAusatmen von Rauch. »Und was ist die gute Nachricht?«
»Ach ja. Dein Freund Cyrus Mehr. Der Fall ist abgeschlossen. Es gab die Anweisung, die Akte zu den Akten zu legen.«
»Haben sie einen Mörder?«
Constance brüllte verächtlich. »Natürlich nicht!«
»Das ist die gute Nachricht?«
»Es sei denn, du hast diese Anweisung gegeben. Aber zufällig weiß ich, wer das war.«
14
Drei Tage später kam Hammer zu Webster ins Büro; es war das erste Mal, dass er ihn seit den Ereignissen in Mailand aufsuchte. Er war gerade aus Hampstead eingetroffen und trug immer noch seine Joggingsachen, gertenschlank und strotzend vor Gesundheit.
»Guten Morgen«, sagte er vergnügt. »Du siehst gut aus.«
»Nein, tu ich nicht.«
»Na ja, vielleicht auch nicht.« Hammer trat näher und setzte sich neben Websters Schreibtisch. »Ich habe ein paar Nachforschungen angestellt.«
»Das ist eigentlich mein Job.«
»Ich dachte, es wäre für uns alle besser, besonders für dich, wenn ich mir die Sache mal selber ansehe.«
Webster lehnte sich in seinen Stuhl zurück und hielt sich an der Armstütze fest. »Red weiter.«
»Die Kurzfassung, die sehr kurze Fassung, lautet: Was im Bericht der Amerikaner steht, ist kompletter Schwachsinn.« Er wartete Websters Reaktion ab, doch da kam nichts. »Weißt du noch, dass wir dachten, die Informationen könnten vom US-Militär stammen? Aus ihren Ermittlungen? Ich habe ein bisschen herumtelefoniert und mit dem verantwortlichen Oberst gesprochen. Netter Mann.«
»Mir haben sie nichts erzählt.«
»Tja, vielleicht hast du es nicht richtig angestellt. Wärst du zu mir gekommen, hätten sie dir vielleicht was erzählt.«
Webster verkniff sich eine Antwort, und Hammer fuhr fort. »Die Informationen stammen alle von ihnen. Die Geschichte mit dem Relief, Shokhor, das Nationalmuseum. Und bis vor einem Monat hielten sie das für wahr. Sag, hast du inzwischen den Schweizer Händler ausfindig gemacht?«
»Nein. Es gibt nicht die geringste Spur.«
»Ich kann dir sagen, wer das ist. Sein Name lautet Jacques Bovet, und er verkauft sehr teure Sachen an sehr wohlhabende Leute in Lausanne. Jacques hat Klasse. Nach dem ersten Golfkrieg wurde eine Amnestie auf Beutekunst erlassen, und weil ihm klar war, dass man ihn bald schnappen würde, hat er etwas davon zurückgegeben. Bei seinem nächsten Aufenthalt dort klaut er erneut etwas, doch diesmal erwischen sie ihn, und sie machen einen Deal mit ihm. Übrigens, das Relief ist in ihrem Besitz, unbeschädigt.«
»Prima.«
»Ja, prima. Du solltest dich freuen. Es ist wunderschön.« Hammer schniefte. »Sie reden also mit Jacques: Sag uns, wer noch an der Sache beteiligt ist. Na ja, meint er, ein irakischer Gentleman namens Shokhor hat es ihm gebracht, und ein Brite namens Mehr hat es entgegengenommen. Cyrus Mehr hat in der Vergangenheit von Jacques ein, zwei Objekte gekauft, und Jacques glaubt –
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