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Die Kunst engagierter Gelassenheit

Die Kunst engagierter Gelassenheit

Titel: Die Kunst engagierter Gelassenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lukas Niederberger
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mir Sorgen um die Fremdenfeindlichkeit und die Islamophobie in Europa.« (Mann, 60 Jahre)
    »Ich weiß nicht, was in 10-20 Jahren von der christlichen Kultur in unserem Land noch übrig bleiben wird. Das bereitet mir Sorgen, weil die Alternative meistens nicht humanitäre ethische Werte sind, sondern Geld, Konsum und Leistung bis zum Umfallen.« (Mann, 51 Jahre)
    »Ich finde es eine Bankrotterklärung unserer reichen Gesellschaften, dass der Hunger in vielen Teilen der Welt noch nicht überwunden ist. Unser zunehmender Egoismus ist Gift für den gesellschaftlichen Zusammenhalt.« (Mann, 71 Jahre)
    Welche Sorgen sind sinnvoll und legitim, welche unnötig und überflüssig? Und warum? Alle vier Ausprägungen der Sorge beziehungsweise Sorglosigkeit sind uns vertraut und verdienen eine kurze Betrachtung.

    Oft fällt es uns schwer zu beurteilen, ob unsere Sorge oder Sorglosigkeit gut oder schlecht, richtig oder falsch ist:
    »Meine Sorglosigkeit ist manchmal vielleicht etwas naiv, weil ich den Menschen und die Welt so positiv und optimistisch sehe und weniger auf Konfliktsituationen schaue. Ich weiss oft nicht, ob dies ein Ausdruck von Vertrauen ist oder ein Verdrängen der Wirklichkeit. « (Frau, 41 Jahre)
    Ob unsere Sorgen objektiv begründet oder unbegründet waren, können wir ohnehin meistens erst im Nachhinein beurteilen. Die gute oder richtige Sorge um uns und die Welt ermöglicht immerhin präventives Handeln:
    »Dass wir eines Tages unsere Arbeitsstelle verlieren, ist für viele eine wenig berechtigte und nötige Angst. Dennoch leiden viele daran. Berechtigt und nötig sind Sorgen, wenn sie sich später bewahrheiten und wir dank ihnen nicht ungebremst aus heiterem Himmel auf den Boden einer schmerzlichen Realität aufschlagen.« (Frau, 49 Jahre)
    Durchgekurte Unbekümmertheit
    Negative oder verantwortungslose Sorglosigkeit erkennen wir bei anderen meistens leichter als bei uns selbst:
    »Negative Sorglosigkeit im Sinn von Gleichgültigkeit stelle ich in politischen und wirtschaftlichen Belangen fest, die ich nur vom Hörensagen kenne.« (Frau, 44 Jahre)
    »Ich kann nur noch staunen, mit welcher Unbekümmertheit Manager Saläre in Millionenhöhe kassieren und sich nicht wie Räuber vorkommen gegenüber dem schlecht bezahlten Reinigungspersonal.« (Mann, 58 Jahre)
    »Sorglosigkeit als versteckte Gleichgültigkeit kommt für mich mit der Flucht vor der Realität gleich; etwas nicht wahrhaben wollen, wegstecken, nicht hinschauen, nicht annehmen wollen, nicht Anteil nehmen wollen oder können.« (Frau, 60 Jahre)
    Gleich neben meinem Büro in Luzern stehen mehrere Container, in die man den Müll säuberlich getrennt entsorgen kann: Textilien, Karton, Papier, Batterien, Alu-Dosen, Bio-Müll, Pet-Flaschen sowie weißes, grünes und braunes Glas. Der Ausdruck »ent-sorgen« ist allerdings irreführend und verräterisch. Wir können weder den Müll noch uns selbst ent-sorgen. Im Gegenteil: Gerade unser Müll, unsere Wegwerfmentalität und der achtlose Umgang mit nichterneuerbaren Energien ist Grund zu echter Sorge. Am wenigsten lässt sich Atom-Müll ent-sorgen. Das Lagern radioaktiver Abfälle ist vielmehr der extremste Ausdruck negativer Sorglosigkeit. Gerade in Berufen mit hoher Verantwortung ist eine unbekümmerte Sorglosigkeit fehl am Platz. Die Operationsassistentin muss genau
wissen, ob noch eine Schere im Bauch des Patienten liegt. Und die Pilotin muss alle Checks vor dem Start peinlich genau ausführen. Und auch in Ehe und Partnerschaft sowie in der Erziehung der Kinder kann die unbekümmerte Sorglosigkeit verheerende Folgen haben. Wer Spannungen und wachsende Entfremdung nicht wahrnehmen will und Probleme verdrängt, lässt die Beziehung schlittern und erlebt mit ziemlicher Sicherheit eines Tages ein böses Erwachen.
    Vertrauende Hingabe
    »Positive Sorglosigkeit erlebe ich in innigen Momenten in der Partnerschaft, wenn ich mich ohne Einschränkung gehen lassen kann und ein Urvertrauen in den Partner und das Leben spüre.« (Frau, 60 Jahre)
    »Was mein eigenes Schicksal betrifft, welchen Menschen ich begegne, welche Aufgaben beruflich und privat an mich herantreten, meine materielle Sicherheit, da bin ich ohne Sorge und vertraue darauf, dass sich alles gut entwickelt und dass auch aus schwierigen oder schmerzhaften Erlebnissen Gutes wächst.« (Frau, 47 Jahre)
    »Sorglosigkeit ermöglicht mir einen freien, uneingeschränkten Sinn für das Schöne des Moments, eine ganzheitliche Ent-spannung. Wenn ich also ganz

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