Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kunst engagierter Gelassenheit

Die Kunst engagierter Gelassenheit

Titel: Die Kunst engagierter Gelassenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lukas Niederberger
Vom Netzwerk:
Sorgenbarometer drei von vier Personen tatsächlich Kummer spürten bezüglich Arbeitslosigkeit, würden wir mit vereinten Kräften für eine Vollbeschäftigung und für ein garantiertes Grundeinkommen kämpfen. Wenn fast jeder Zweite echt bekümmert wäre wegen seiner Altersvorsorge, würden wir Rentenkürzungen mit allen Mitteln verhindern. Und wäre die Besorgtheit über die Kostenexplosion im Gesundheitswesen bei über 40% der Bevölkerung wirklich seriös, dann müssten wir von heute auf morgen konsequenterweise auf lebensverlängernde Maßnahmen verzichten. Viele Zeitgenossen sagen, dass sie sich ständig um die Zukunft sorgen, haben aber weder eine Vorsorge-Vollmacht noch eine Betreuungsverfügung, einen Organspende-Ausweis, ein Testament oder Hinweise bezüglich ihrer Beerdigung verfasst und leicht auffindbar deponiert.

    Die gute oder sinnvolle, rechte oder richtige Sorge ist schließlich jene, die wie die Gelassenheit dem Ziel dient, immer freier und wesentlicher zu werden. Eine der provokativsten Szenen der Weltliteratur beschreibt der Evangelist Lukas im 12. Kapitel. Jesus spricht zu seinen Freunden wie folgt: »Sorgt euch nicht um euer Leben und darum, dass ihr etwas zu essen habt, noch um euren Leib und darum, dass ihr etwas anzuziehen habt. Das Leben ist wichtiger als die Nahrung und der Leib wichtiger als die Kleidung ... Wer von euch kann mit all seiner Sorge sein Leben auch nur um eine kleine Zeitspanne verlängern? Wenn ihr nicht einmal etwas so Geringes könnt, warum macht ihr euch dann Sorgen um all das übrige? Darum fragt nicht, was ihr essen und was ihr trinken sollt, und ängstigt euch nicht! Euch muss es um das Reich Gottes gehen.« (Lk 12,11 – 31; Auszüge) [Ref 13]
    Jesus plädierte in dieser Szene nicht für eine billige Gelassenheit oder eine unbekümmerte Sorglosigkeit im Sinne von: »Lebt in den Tag hinein und überlasst alles Gott.« Vielmehr kämpfte er dafür, dass wir uns immer wieder neu auf das Wesentliche im Leben ausrichten. Die Sorge um das »Reich Gottes« bedeutet für ihn konkretes Engagement für Liebe, Frieden und Gerechtigkeit – nicht im fernen Jenseits, sondern hier und heute! Alles andere ist sekundär für das Gelingen unseres Lebens.
■ Welche Sorge halte ich für richtig und wichtig?
■ Welche Sorge bleibt meistens ein Grübeln, welche führt jeweils zur Tat?
■ Welche Sorglosigkeit erlebe ich als Vertrauen ins Leben, welche als verantwortungslose Gleichgültigkeit?
    Heute leben und ganz handeln
    Lebe heute,
vergiss die Sorgen der Vergangenheit. [Ref 14]
    Epikur von Samos (Philosoph, 341 – 270)

    Das größte Hindernis des Lebens ist die Erwartung,
die sich auf den nächsten Tag richtet
und das Heute verliert.
    Seneca (Philosoph und Staatsmann, 1 – 65)

    Sorgt euch also nicht um morgen;
der morgige Tag wird für sich selbst sorgen.
Jeder Tag hat genug eigene Plagen.
    Bibel, Matthäus-Evangelium 6,34

    Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge,
würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.
    Martin Luther (Reformator, 1483 – 1546)

    Ich sorge mich nicht um die Zukunft.
Sie kommt früh genug.
    Albert Einstein (Physiker, 1879 – 1955)
    Gelassen leben können wir nur, wenn wir uns weder von der Vergangenheit noch von der Zukunft dominieren, drängen, behindern, verunsichern und lähmen lassen. Was nicht leichtfällt. Verschiedene Studien bestätigen, dass sich 50% unserer Sorgen auf Zukünftiges beziehen, 20% auf Vergangenes und
lediglich 30% auf die Gegenwart. Dies bestätigen auch die folgenden Aussagen:
    »Es ist wohl eine Frage des Alters: In jungen Jahren träumt man mehr von der Zukunft, im mittleren Alter lebt man mehr im Hier und Jetzt. Und im Alter wirft man den Blick vermehrt zurück.« (Mann, 71 Jahre)
    »Leben im Hier und Jetzt gibt es für mich nur in der Meditation.« (Mann, 48 Jahre)
    »Zukunftsängste hindern mich an meiner Entwicklung, sie nehmen mir den Mut für gewagte Entscheidungen, auch wenn ich von Veränderungen träume.« (Frau, 36 Jahre)
    »Die Besinnung auf den Moment ist eine meiner schwierigsten Übungen, da ich vor meinen Zukunftsängsten gern in die Vergangenheit flüchte, in der es keine bösen Überraschungen mehr geben kann.« (Frau, 49 Jahre)
    »Meine Zukunfts- und Existenzängste betreffen nicht mal primär meine Person, sondern die Generationen vor mir, speziell das Sicherheits-Thema der Kriegs-Generation.« (Frau aus Hamburg, 50 Jahre)
    »Hier in China schätze ich, dass die Arbeit und die meisten Themen

Weitere Kostenlose Bücher