Die Kunst, frei zu sein
Druckerpresse. Andere Kolonien beruhten ebenfalls auf dem Prinzip des Teilens. In Essex gab es Althorne, Asingdon und Forest Gate. Weitere Versuche, tolstojanische Gruppen zu bilden, wurden in Leeds, Blackburn und Leicester unternommen. Purleigh scheiterte jedoch – teils deshalb, wie ein Mitglied sagte, weil solche Experimente typischerweise Verrückte anziehen, die sich nirgendwo sonst einfügen können: »In Purleigh war der Wahnsinn verbreitet. Wenigstens fünf von denen, die in der Kolonie wohnten, während ich dort war, wurden später wegen ihres psychischen Zustands unter Aufsicht gestellt. Selbst diejenigen von uns, die bei Verstand blieben, verloren manchmal die Beherrschung.«
In den zwanziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts wurde das attraktive Prinzip des Distributismus von katholischen Priestern und Intellektuellen wie Chesterton, Arthur J. Penty, Hilaire Belloc und Eric Gill – von den Männern, die mein Freund James Parker »jene dicken Katholiken« nennt – gefördert. Sie planten, jeden Haushalt mit einem eigenen Grundstück zu versehen und erneut ein Gildensystem einzuführen. Ich werde in dem Kapitel »Vergiss die Regierung« noch einmal zum Distributismus zurückkehren.
Später im zwanzigsten Jahrhundert folgte die antimaterialistische Hippiebewegung der Sechziger und Siebziger, als Leute wie Abbie Hoffman und Jerry Rubin ihren Kampf gegen die Krawatten tragenden »Spießer« führten. In den Siebzigern kam es auch zu ernsthaften Versuchen, dem Albtraum des Industriesystems zu entgehen. Zu den Pionieren zählten John Seymour, der radikale Katholik Ivan Illich, E. F. Schumacher und der junge Satish Kumar, der um die Welt wanderte und sich dann in Hartland niederließ, einem Dorf in North Cornwall, das etwa eine Stunde von meinem Wohnort entfernt ist. Satish gibt nun in Hartland die Zeitschrift Resurgence heraus und besitzt einen wunderbaren Gemüse- und Obstgarten, den ich vor kurzem besucht habe. Heute verzeichnet der Diggers’ and Dreamers’ Guide to Communal Living ungefähr hundert Gemeinschaften im Vereinigten Königreich, und zahllose weitere Menschen leben in Dörfern, züchten Gemüse, kommen ohne Geld und Arbeit aus, helfen einander und sind zufrieden. Die Zeitschrift Permaculture veröffentlicht Artikel über Gemeinschaften überall auf der Welt, die sich der Selbstversorgung, dem Handwerk und dem Kommunalleben zugewandt haben, etwa Tinker’s Bubble in Somerset oder Ragman’s Lane Farm in Gloucestershire.
Man kann Berichte über Menschen lesen, die diese Prinzipien befürworteten, ihre Abhängigkeit vom Geld verringerten, selbständig wurden und nun ein gutes Leben führen. Ihr größtes Problem sind offenbar die absurden Bauvorschriften, die es fast unmöglich machen können, eine Hütte im Wald zu errichten, während monströse Verbrauchermärkte von den Lokalbehörden gefördert werden. Wie ich höre, kommen Baugenehmigungen für solche Schandflecke häufig aufgrund geschickter Präsentationen durch Supermarktvertreter vor Stadträten zustande, wobei man Arbeitsplätze und Dienstleistungen für die Anwohner in Aussicht stellt.
Die oben angeführten ermutigenden Beispiele zeigen jedoch, dass es nicht nur den einen Weg durchs Leben – den über einen Arbeitsplatz, Schulden und Leid – gibt. Dies mag der Weg sein, auf den unsere Schulen und Medien verweisen, aber wir kennen eine Million Alternativen, von denen jede vergnüglicher ist als das für uns arrangierte Modell. Und sie alle beruhen nicht auf Wettbewerb, sondern darauf, einander zu helfen und das Vorhandene miteinander zu teilen. »There’s a better world a-comin’, can’t you see, see, see« sang Woody Guthrie, »when we’ll all be union and we’ll all be free.«
Es kann überaus vergnüglich sein, in einer Gemeinschaft zu arbeiten. Je mehr du anderen hilfst, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie dir helfen, und so weitet sich der Freundschaftskreis aus. Gewiss, das System der ganztägigen Lohnsklaverei behindert den Gedanken an gegenseitige Hilfe, schon weil es so viel von unserer Zeit beansprucht. Wenn wir von der Arbeit heimkehren, wäre uns nichts unwillkommener, als an einem Treffen der Gesellschaft zur Erhaltung des Gemeindesaals teilzunehmen oder den Hund des Nachbarn zu füttern. Also stellen wir den Fernsehapparat an und lassen uns stundenlang mit Werbung berieseln. Das nennen wir Entspannung. Der Nachbarschaftsgeist ist seit fünfhundert Jahren Angriffen ausgesetzt. Das Prinzip des Wettbewerbs
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