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Die Kunst, frei zu sein

Die Kunst, frei zu sein

Titel: Die Kunst, frei zu sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Hodgkinson
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William Cobbett veröffentlicht, da es dessen eigene Meinung wiedergab, dass das moderne Industriesystem nicht der Befreiung, sondern der Versklavung der Menschen diene. Cobbett warb für das Werk mit den Zeilen: »Es sollte von jedem Mann, und besonders von jedem jungen Mann, im Königreich gelesen werden.«
    Das Bankwesen war von der einflussreichen Familie Medici im dreizehnten Jahrhundert in Florenz erfunden worden. Irgendwie gelang es ihren Mitgliedern, Wucher mit Heiligkeit zu kombinieren, wahrscheinlich weil sie die Banker des Papstes waren. Cosimo de Medici, das Familienoberhaupt, unternahm häufig lange Spaziergänge mit seinem Priester, um die aktuellen Themen zu besprechen. Er machte seine Wuchertätigkeit dadurch wieder gut, dass er gewaltige Summen für Bauprojekte und die Kunst ausgab.
    Kriege führten zu hohen Regierungsschulden. Wenn eine Monarchie Geld für einen Krieg benötigte, nahm sie einen Kredit bei einer vermögenden Familie, etwa den Barings, auf. Die Letzteren erhoben dann Zinsen, und das Land sah sich permanent verschuldet. Laut Cobbett war es Heinrich VIII., der dieses System begründete. Andererseits waren die Banken damals relativ unbedeutend, da sie lediglich die Regierung oder die Monarchie im Griff hatten. Heute besitzen diese monströsen Konzerne unser gesamtes Geld. Außerdem fließen unsere Steuern in Form von Zinszahlungen für die Staatsanleihen an die Banken zurück. Damit werden beispielsweise vergangene oder künftige Kriege finanziert.
    Die heutigen Banken erzielen astronomische Gewinne. Im Jahr 2005 gab die HSBC bekannt, einen Gewinn in Höhe von zehn Milliarden Pfund erzielt zu haben. Damit verglichen waren die Medicis Besitzer eines Tante-Emma-Ladens. Wucher ist überaus einträglich, wenn er durchorganisiert ist und in globalem Maßstab realisiert wird. Die Banken teilen uns mit, sie würden selbstlos für ihre Aktionäre und ihre Kunden arbeiten, womit sie sich geradezu als Wohltätigkeitsinstitutionen hinstellen. Diese Fassade der Gutherzigkeit bröckelt natürlich sofort ab, wenn man herausfindet, dass die Unternehmenschefs gleichzeitig die größten Aktionäre sind und deshalb das stärkste Interesse an der Rentabilität haben. Die Personen an der Spitze dieser Konzerne verdienen unverschämte Summen, indem sie uns Übrige versklaven. Es sollte ein gewisser Trost für uns sein, dass sie direkt zur Hölle fahren werden, aber es wäre noch viel befriedigender, sie auch auf Erden leiden zu sehen.
    Doch vorläufig müssen wir uns fragen, wie wir der Falle entgehen können. Wie entziehen wir uns der durch Schulden verursachten Knechtschaft? Es ist wichtig, von Wucher zu sprechen, denn dadurch werden die Banker in ihrem wahren Licht gezeigt: nämlich als käuflich und profitorientiert, keineswegs als paternalistisch. Zudem wird wiederum deutlich, dass die Menschen des Mittelalters im Wesentlichen antikapitalistisch eingestellt waren. Jacques Le Goff schreibt in seiner Untersuchung des Themas, Wucherzins und Höllenqualen:
    Der mittelalterliche Wucherer fand sich in einer seltsamen Situation wieder. In einer Geschichte der longue durée (einer Geschichte des tief Verwurzelten und sich langsam Ändernden) ist der Wucherer der Vorläufer des Kapitalismus, eines Wirtschaftssystems, das trotz seiner Ungerechtigkeiten und Misserfolge Teil der Fortschrittskurve des Westens ist. Doch aus jeglicher zeitgenössischen Sicht war dies, in seiner eigenen Zeit, ein Mann der Unehre.
    Der Mann auf der Straße kann sich also den Bankern moralisch überlegen fühlen. Die Eigenwerbung der Banken – »Wir kümmern uns um Sie« – ist genau das: Werbung, ein Marketingtrick, eine Verführungstechnik. Sie interessieren sich lediglich für größtmögliche Profite, und damit basta. Deshalb sollten wir uns nie schuldbewusst fühlen, wenn wir unser Konto überziehen. Denn sie benutzen dieses Schuldgefühl nur, um uns glauben zu machen, wir hätten es verdient, wenn sie uns Super-Wuchergebühren aufladen – jene Verwaltungs- und Zusatzkosten, die sie uns ohne Umstände stehlen. Und das zusätzlich zu den Zinsen, die sie uns bereits in Rechnung stellen! Sie sind es, die sich schuldig – zutiefst schuldig – fühlen sollten. Was ein Mönch des dreizehnten Jahrhunderts wohl über ihre üblen Tricks zu sagen hätte? Tja, das wissen wir sogar, denn der Mönch Thomas von Cobham schrieb damals: »Es ist klar, dass der Wucherer nicht als aufrichtiger Büßer anerkannt werden kann, bevor er nicht alles

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