Die Kunst, frei zu sein
zurückgibt, was er durch die Sünde des Wuchers erpresst hat.«
Wahrlich, die Banker sind doppelt und dreifach verdammt! Das Erstaunliche ist, dass wir, die untertänigen Massen, so tun, als wären wir dankbar, wenn sie uns einen Überziehungskredit gewähren! Wir verbeugen uns und flüstern: »Oh, vielen Dank, gütiger Herr! Sie sind so großzügig!« Dabei gibt es in Bankkreisen einige Diskussionen darüber, ob die verschiedenen super-wucherischen Überziehungsgebühren usw. tatsächlich vor Gericht durchsetzbar sind. Jedenfalls erstatten die Banken das Geld häufig zurück, wenn man sich beschwert, wie ich es vor einiger Zeit angesichts von Überziehungsgebühren in Höhe von 130 Pfund tat. Sie versuchen einfach, sich so viel wie möglich zu erlauben, und obwohl unsere Chancen schlecht zu sein scheinen, weil sie mächtig und wir klein sind, kann man ihnen durchaus die Stirn bieten.
Außerdem muss man begreifen, dass Banken begeistert sind, wenn man Schulden macht. Das lieben sie über alles, weil es ihnen viel Geld einbringt. Deshalb werden wir dauernd zu unbesonnenen Ausgaben ermutigt und aufgefordert, einen Traumurlaub oder ein neues Auto oder ein neues Fernsehgerät mit unserer Kreditkarte zu finanzieren. Deshalb geben die Wucherer so hohe Summen aus, um ihre »Finanzdienste« – wenn das kein Euphemismus für Wucher ist! – in der Fernsehwerbung anzupreisen. Sie berieseln uns mit Werbespots, und viele werden im Kinderfernsehen gezeigt, so dass Fünfjährige in die Küche gehen und ihre Mutter und ihren Vater fragen: »Habt ihr mal an Ocean Finance gedacht? Das sind wirklich nette Leute.« Überhaupt ist jede Werbung, die uns zum Geldausgeben auffordert – was die meisten tun –, kostenlose Reklame für die Banken, denn je mehr wir ausgeben, desto mehr verdienen sie. In jüngster Zeit sind viele Supermärkte ebenfalls ins Wuchergeschäft eingestiegen und bieten Kredite, Konten und all die übrigen traurigen »Finanzdienste« an.
Die Tatsache, dass wir täglich und auf empörende Art durch die uns umgebende Kultur ermutigt, nein, einer Gehirnwäsche unterzogen werden, Schulden zu machen, müsste sämtliche Gewissensbisse beseitigen. Du sollst doch verschuldet sein! Schulden halten die Welt in Gang.
Aber verschuldet zu sein kann das Gefühl vermitteln, man trage Bleistiefel. Dadurch wird eine mächtige Schranke zwischen uns selbst und unseren Träumen errichtet. Es ist eine Knechtschaft. Es fesselt uns. Wir machen die Schuldenrückzahlung zur Priorität und verschieben die Dinge, die wir wirklich tun möchten. Deshalb bleiben wir schließlich in unserem Sklavenberuf. »Ich hasse meine Arbeit und würde liebend gern kündigen«, sagen manche, »aber ich schulde der Bank fünf Riesen. Also kann ich’s nicht.« In dieser Hinsicht lassen sich Schulden, wie viele meinen, mit einer modernen Form der Zwangsarbeit vergleichen. Du verschuldest dich, und dann sitzt du in deiner verhassten Tätigkeit fest, weil du die Schulden abbezahlen musst. Das ist nützlich für das System, denn es bedeutet, dass die meisten von uns mehr oder weniger ruhiggestellt sind und weiterschuften. Schulden verursachen zudem große Angst, Gesundheitsprobleme und Nervenzusammenbrüche. Deshalb wurden in jüngster Zeit auch immer mehr Schuldenberatungsstellen gegründet. Die Menschen des Mittelalters hatten recht: Wucher ist böse. Warum haben wir nicht hingehört?
Meiner Erfahrung nach ist die Aufgabe des Arbeitsplatzes in Wirklichkeit die einzige Methode, seine Schulden zu begleichen. Je höher dein Gehalt, desto größer sind deine Schulden. Paradoxerweise erhöht, wie jeder Lohnsklave bestätigen wird, eine Erwerbstätigkeit die Schulden eher, als zu ihrem Abbau beizutragen. Ich habe Freunde, die doppelt oder zehnmal so viel wie ich verdienen, aber trotzdem verschuldet sind, weil sie eine Menge Geld ausgeben. Wenn du zu Hause arbeitest, ändern sich deine Aufwendungen. Zum Beispiel bezeichneten sich die aus dem Konkurrenzkampf Ausgeschiedenen, die früher an John Seymours Selbstversorgerkursen teilnahmen, als DFKs, das heißt Debt Free Killers (Schuldenfreie Killer, wobei sich das letzte Wort auf die Schnecken bezieht, die sie vernichteten). Nur wenn du das System verlässt, kannst du dich allmählich deiner Schulden entledigen. Bleibst du im System und wirst von ihm abhängig, so dürften sich deine Schulden erhöhen. Erneut empfehle ich die Lektüre der Zeitschrift Permaculture, denn auf ihren Seiten findet man zahlreiche
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