Die Kunst, frei zu sein
Marge eine Zeitschrift mit dem Titel »Bessere Heime. Als deines« liest. Es ist ein einfacher Schritt für den Freiheitssucher, keine Hochglanzmagazine mehr zu kaufen, die dafür sorgen, dass wir uns schlecht fühlen und Geld ausgeben.
Wenn wir eine von Godwins Kategorien der guten Dinge ausschalten könnten, nämlich die der Genüsse, die nur mit Schwerstarbeit zu erkaufen sind, dann würde unser Leben viel reichhaltiger werden. Die weiteren guten Dinge sind: Lebensunterhalt, das heißt Essen und Trinken und ein Obdach; »geistige und moralische Verbesserung«, womit er sich auf Bücher und Freunde zu beziehen scheint (Freunde kosten überhaupt nichts, und Bücher können entweder billig gekauft oder in der Bibliothek – oder von Freunden – ausgeliehen werden); und erschwingliche Genüsse, womit Godwin vermutlich Tabak und Bier meint. Kurz, wenn du eine Unterkunft und genug Geld besitzt, um schmackhafte Nahrung zu kaufen oder zu erzeugen, wenn du Freunde, Bücher und jede Menge Alkohol und Zigaretten hast, wie schlecht kann das Leben dann sein? Das sind die wichtigen Dinge. Alles Übrige ist bloße Dekoration, Ablenkung, Eitelkeit, Prahlerei. Aber irgendwie hat sich die Kategorie der schwer erreichbaren Genüsse für die meisten von uns zur bedeutendsten entwickelt. Das muss aufhören!
Die nichtmaterialistische Haltung ist mit jedem Einkommen zu erreichen. Es kommt darauf an, sich keine Sorgen zu machen. Wie sehr ich Menschen liebe, die sich keine Sorgen machen! Jene freien Seelen und aufgeweckten Gestalten. Nicht diejenigen, die brutal und egoistisch sind, sondern diejenigen, die frei von Sorgen – buchstäblich sorgenfrei – sind. Ich habe einen Freund, der Millionen verdient, und einen anderen, der weniger als 5000 Pfund im Jahr einnimmt, aber sie haben viel mehr miteinander gemeinsam als mit etlichen Menschen in der Mitte, wobei beide bemerkenswert unmaterialistisch sind. Sie schenken dir, wenn du sie besuchst, ihren besten Anzug und leeren ihren Weinkeller.
»Manche setzen ihr Vertrauen nicht in Gott, sondern in Eitelkeiten«, schrieb der heilige Thomas von Aquin, »und was sind diese Eitelkeiten? Es sind weltliche Güter, Reichtümer, Ehre und dergleichen, und tatsächlich sind alle Dinge eitel.« Doch der Besitz dieser Dinge ist unerheblich; was zählt, ist die Einstellung zu ihnen. Thomas von Aquin betonte auch, dass man kein Asket zu sein brauche, um erlöst zu werden: »Nun besteht aber nicht in der Enthaltsamkeit das Reich Gottes, denn in Römer 14,17 sagt der Apostel: ›Das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, sondern Gerechtigkeit und Friede und Freude in dem heiligen Geiste.‹«
Mit anderen Worten: Sei cool. Wieder einmal kommt der heilige Thomas den Existenzialisten und den Taoisten sehr nahe. Es ist eine Philosophie der Nicht-Bindung. Betrachte Überfluss und Mangel mit der gleichen Distanz. Was meinen eigenen Haushalt angeht, so waren wir vor kurzem durch zwei Jahre unfreiwilliger Armut gezwungen, unsere Konsumwünsche zurückzustellen.Vorher hatte ich als Berater für Großunternehmen einen Batzen Geld verdient. Nun verringerte sich mein Einkommen plötzlich auf ein Achtel des früheren Betrags. Ich hörte auf, Zeitungen zu lesen, sah kaum fern und zog aus der Stadt aufs Land. Wir merkten, dass wir durch Sparen und Verzichten auf Firlefanz den falschen Konsumwünschen weniger stark ausgesetzt waren. Die Aufgabe von Zeitungen und Zeitschriften hatte teilweise den Zweck, Geld zu sparen, aber ein weiteres positives Ergebnis war, dass wir so Millionen Versuchungen entgingen. Merkwürdigerweise handelte es sich um eine befriedigende und angenehme Erfahrung, die uns nicht wie ein elender Opfergang vorkam.
Das Fernsehen zu verbannen war ein guter Schritt. Es wird als Dienstleistung angepriesen, doch in Wirklichkeit ist es ein Mittel, uns gleichzeitig zu erschrecken, uns durch Unterhaltung von unserem eigenen Wesen abzulenken, uns Produkte zu verkaufen, die wir nicht benötigen, und uns an Geld als Religion glauben zu lassen. Außerdem kann es uns das Gefühl vermitteln, wir seien zu nichts tauglich, denn wir sehen den Experten zu, statt selbst aktiv zu werden. Es ist viel besser, sagte Bertrand Russell, etwas eigenhändig schlecht zu tun, als jemandem nur zuzuschauen, der es gut macht. Die Protestanten, die den Aberglauben und die Zauberei des Mittelalters angriffen, hätten sich niemals etwas so Magisches, Mächtiges und Lähmendes wie das Fernsehen vorstellen können.
Natürlich hat
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