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Die Kunst, frei zu sein

Die Kunst, frei zu sein

Titel: Die Kunst, frei zu sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Hodgkinson
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versuchen, dem Land irgendeine Regierungsform zu geben – und dann sind wir wieder am Ausgangspunkt angelangt. Eine Revolution ist absurd, denn sie ist bloß eine Variante von Reform. Wir müssen etwas Radikaleres, Extremeres als eine Revolution durchführen, wir müssen einen Schritt weiter gehen. Der direkte Weg besteht darin, dass wir uns auf uns selbst und auf lokale Veränderungen konzentrieren. Kurz, wir müssen ein gutes Beispiel geben.
    Um der Macht der Regierung zu entkommen, müssen wir begreifen, dass wir in gewissem Grade mitschuldig an den Problemen sind. Da wir nicht für uns selbst eintreten, lassen wir zu, dass andere für uns handeln. In Das Sein und das Nichts schreibt Sartre, es sei sinnlos, herumzusitzen und sich über das Leben zu beschweren, denn damit gebe man die Verantwortung auf. Und kein äußerer Faktor kann uns auf eine bestimmte Art denken und handeln lassen, wenn wir es nicht zulassen. In der existenzialistischen Welt, in der das Leben als absurd gilt, spricht nichts dagegen, sein eigenes Dasein zu gestalten. Zu handeln bedeutet meiner Meinung nach zu akzeptieren, dass wir durch und durch für unser eigenes Leben verantwortlich sind. Tolstoi betonte das Gleiche:
    Wenn die Menschen sich der Macht unterwerfen, so geschieht es nur deshalb, weil sie sich davor fürchten, dass im Falle des Ungehorsams … Strafen gegen sie angewendet werden. Alle Anforderungen von Seiten der Regierungen, Abgaben zu zahlen, dem Staate zu dienen, sich der auferlegten Strafe der Verbannung, der Geldstrafe zu unterwerfen, welchen sich die Leute angeblich gutwillig unterwerfen, beruhen im Grund nur auf der körperlichen Gewalttat oder der Drohung damit.
    Und heute fürchten wir uns vor dem Terrorismus, obwohl unsere eigene Regierung der wirkliche Feind ist.
    Statt den Status quo anzugreifen – was sich nie lohnt, da dies den Gegner stärker macht (Regierungen lieben die Opposition) –, mag es klüger sein, unsere eigenen Gesellschaften parallel zum gegenwärtigen System zu schaffen und »das Ding« so gut wie möglich zu ignorieren. Um die Bürokratie und die Steuern niedrig zu halten, verdienen wir nur kleine Geldbeträge und leisten einander stattdessen gegenseitige Nachbarschaftshilfe. Wir wollen keine erschwinglichen Wohnungen, keine Arbeitsplätze und Einkaufszentren. Das sind die Vergünstigungen des Sklaven, angeboten durch eine Obrigkeit, die, je nachdem, welche das Schicksal gerade eingesetzt hat, mehr oder weniger nachsichtig sein kann. Wir wollen, mit D. H. Lawrence, unsere eigenen kleinen Aristokratien herstellen. Wir wollen Boden, Wohnwagen und Bäume, kleine Grundstücke, Gemüsebeete, Kunsthandwerk. Und Bier und Bücher. Das ist alles. Unsere einzige Hoffnung liegt also nicht darin, das herrschende System umzustürzen, sondern darin, es massenhaft zu ignorieren.
    Nun zum Distributismus – der Idee, dass jede Familie über ein oder zwei Morgen Land verfügen sollte. In der Einführung zu Distributist Perspektives , einer Essaysammlung, die unlängst von IHS Press herausgebracht wurde, schreibt der katholische Hochschullehrer Thomas Nayler:
    Mit Hilfe des Distributismus könnte es möglich sein, 1. die Kontrolle über unser Leben vom Big Government, vom Big Business, von großen Städten, großen Schulen und großen Computernetzwerken zurückzugewinnen; 2. neu zu lernen, wie wir durch Dezentralisierung und Humanisierung unseres Lebens für uns selbst sorgen können; und 3. zu lernen, wie man anderen hilft, für sich selbst zu sorgen, damit wir alle weniger abhängig von Big Business, Big Government und großen Märkten werden.
    Distributismus ist Anarchie. Er lehnt zentrale Kontrolle und Big Business ab und befürwortet Selbstbestimmung und Selbstregierung. Für ihn gilt: »Small is beautiful.« Er verlangt menschliche Maßstäbe und nachhaltige Systeme. Die Einwände, die der Stammtischphilosoph gegen die noblen Ideen von Selbstregierung, Freiheit und Anarchie erheben wird, stützen sich auf die Banalitäten über die »menschliche Natur«. Uns selbst überlassen, unreguliert und unkontrolliert durch eine Zentralbehörde, würden wir einander vergewaltigen und umbringen. (Übrigens beginnen Platitüden, Gemeinplätze und Flachheiten immer mit einem nachdrücklichen »Ich meine …«, als werde der Sprecher nun einen originellen, auf langer Überlegung basierenden Kommentar vorbringen und nicht ein Stück abgedroschener Propaganda aus der Boulevardpresse.)
    Wie die Gilden beweisen, trifft das

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