Die Kunst, frei zu sein
Gegenteil zu. Regierungen sind eine Lizenz für Menschen, einander zu vergewaltigen und umzubringen; Regierungen sind die Ursache dieser Verbrechen, statt sie ihrem Anspruch gemäß zu verhindern. Um Tolstois Worte zu wiederholen: ». . . selbst wenn das Fehlen von Regierung wirklich Anarchie im negativen, chaotischen Sinne des Wortes bedeutete – was weit von den Tatsachen entfernt ist –, selbst dann könnte kein anarchisches Chaos schlimmer sein als die Situation, in die Regierungen ihre Völker bereits geführt haben und noch führen.«
Heutzutage lässt sich die Umsetzung des Distributismus in der Schrebergartenbewegung beobachten. Überall im Land erkennen wir die Möglichkeiten, wenn wir unsere eigene Parzelle zum Spaß und zur Gewinnung von Obst und Gemüse bebauen. Die britischen Gemeinden stellen Schrebergärten äußerst billig zur Verfügung, und jedes Ratsmitglied, das sich einen Namen machen will, braucht nur die Schaffung vieler weiterer Kolonien vorzuschlagen. Schrebergärten verleihen den Menschen Macht. Auch in der Permakultur-Bewegung sind die Selbständigkeitsprinzipien des Distributismus wirksam. Niemand sitzt jammernd herum und wartet auf Schritte der Regierung. In der Permakultur liegt der Nachdruck auf dem, was du tun kannst, dein Alltagsleben sofort zu verbessern, um dich dem eisernen Griff von Arbeitsplatz, Supermärkten, Geld und Öl zu entziehen.
Wir müssen unser eigenes Leben führen. »Ich glaube, der Mensch ist glücklicher«, schrieb C. S. Lewis in seinem Essay »Willing Slaves of the Welfare State«, »und auf intensivere Weise glücklich, wenn er ›den freigeborenen Geist‹ besitzt … und als Erwachsener ist es der Mensch, der nichts von der Regierung benötigt und erbittet, der ihre Handlungen kritisieren und auf ihre Ideologie pfeifen kann.« Narnia ist weniger eine religiöse Allegorie, wie man allgemein annimmt, als eine Geschichte über die Freiheit. Die weiße Hexe steht für Elisabeth I. und ihre Maßnahmen gegen den Frohsinn in Merry England. In Narnia herrscht stets Winter, doch es gibt kein Weihnachten. Mr. Tumnus, der Faun, erinnert sich an die alten Tage des Tanzens und der Ausgelassenheit. Die Mannigfaltigkeit der Jahreszeiten, die Feste und Tänze sind vorbei und durch Einförmigkeit abgelöst worden. Thomas Cranmers Book of Common Prayer, das Gebetbuch der anglikanischen Kirche, wurde 1549 unter Protektor Somerset mit dem Uniformitätsgesetz verbindlich eingeführt. Dieses Gesetz verbot die alten religiösen Feiern, und sein Name spricht für sich selbst: Die alte katholische Vielfalt wird ein Opfer der neuen puritanischen Gleichförmigkeit.
In Wirklichkeit sind wir alle frei. Die Frage ist nur, ob wir bereit sind, unser Recht auszuüben. Wir selbst treffen die Wahl. Ich möchte dich daran erinnern, dass du frei sein kannst, wenn du es wünschst. Diese Tatsache wird mehr oder weniger vor uns verborgen. Man erklärt uns, wir seien Sklaven, und wir finden uns damit ab, weil wir uns nicht die Mühe machen wollen, frei zu sein. Stattdessen versinken wir in Arbeitssklaverei und Einkaufssklaverei. Die Freiheit ist nur ein Fingerschnipsen von uns entfernt. Wahrhaftig, die Fesseln sind vom Geist geschmiedet.
HÖR AUF ZU WÄHLEN
13
Leg dein Schuldbewusstsein ab
und befreie deinen Geist
Die meisten von uns fühlen sich den Erwartungen
anderer verpflichtet. Aber die Erwartungen anderer
existierten für mich nicht. Mir kam es nur darauf an,
glücklich zu sein. Dadurch hatte ich meinen Altersgenossen
gegenüber einen wunderbaren Vorteil, denn unbehindert
durch ein Gewissen, tat ich genau das, was ich wollte.
Keith Allen, »A to Z of Life«, Idler , 2005
Ein Mensch, der ein Gewissen hat,
ist der Teufel und die Hölle und das Fegefeuer für sich selbst,
da er sich so sehr quält. Wer frei im Geist ist,
entgeht all diesen Dingen.
Johann von Brünn,
Adept des freien Geistes, ca. 1320
Wir führen eine Art Gewissenskonto im Kopf. Jedes Vergnügen muss mit einer kräftigen Portion Schuldbewusstsein bezahlt werden. Für jeden Akt des freien Geistes in unserem Innern droht der gefesselte Geist mit dem Finger und erlegt uns eine Buße auf. Wenn wir etwas getan haben, das andere als falsch empfinden, martern wir uns durch Selbsthass, Vorwürfe und Absichtserklärungen, uns in Zukunft besser zu benehmen. Schuldgefühle zwingen uns auch, Arbeitsplätze zu übernehmen, die uns nicht gefallen. Leser des Idler schreiben uns, dass sie sich gern von der Arbeit befreien würden, aber
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