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Die Kunst, frei zu sein

Die Kunst, frei zu sein

Titel: Die Kunst, frei zu sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Hodgkinson
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zusammen! Räum dein Arbeitszimmer auf!« Und der innere Diener reagiert mit knurrendem Groll oder sogar mit Widerstand. Jeder kennt das befreiende Gefühl, wenn man sich sagt: »Zur Hölle damit. Ich wasche das Geschirr morgen früh ab.« Infolge unserer kollektiven Erinnerung daran, dass andere mehr oder weniger versklavt wurden, damit sie die Arbeit verrichteten, die uns missfiel, versklaven wir uns nun selbst. Oder, schlimmer noch, wir versklaven unseren Partner. Beziehungen können rasch zu einem Schlachtfeld werden, auf dem der eine Partner versucht, den anderen herumzukommandieren. Die Ehefrau setzt dem Ehemann zu, damit er einen größeren Teil der Hausarbeit übernimmt, und wenn er ihren Wunsch erfüllt, meint er das Recht zu haben, ihr seinerseits Befehle zu erteilen. So kommt es zu Streitereien.
    Die einzige Lösung – und sie ist schwierig – besteht also darin, das Abwaschen lieben zu lernen. Dazu Lawrence:
    Das konkrete Ausführen von Pflichten ist an sich eine Freude. Wenn ich das Geschirr spüle, erfahre ich den schnellen, leichten Kontakt mit Porzellan und Töpferwaren, ich spüre sie, ihr Gewicht, ihre Biegungen und ihre Balance, die typische Hitze und die Schnelligkeit oder Langsamkeit ihrer Oberfläche. Ich bin inmitten unendlich komplexer Bewegungen und Anpassungen und rascher, behutsamer Berührungen. Behände Fertigkeiten schweben über meinen Nerven und tasten sich an ihnen entlang, das Urbewusstsein ist in mir wach. Neben all der moralischen oder praktischen Genugtuung, wie sie sich aus einer gut ausgeführten Sache ableitet, bieten sich mir die geistlose, motorische Tätigkeit und die Reaktion im Urbewusstsein, und das ist unverfälschte Genugtuung. Wenn ich als Mensch gesund und zufrieden sein will, muss ein großer Teil meines Lebens in geistloser Bewegung vergehen, in schneller, emsiger Tätigkeit, in der ich weder gekauft noch verkauft werde, sondern allein und frei vom Mittelpunkt meiner eigenen aktiven Isolation handele. Jedoch nicht meiner selbst bewusst. Ohne meine eigenen Reaktionen zu beobachten. Wenn ich Geschirr spüle, dann deshalb, um es zu säubern. Das ist alles.
    Mach die Schinderei zu etwas Göttlichem, wie George Herbert erklärte. Wir brauchen eine Poesie der Hausarbeit, eine »häusliche Pastorale«, etwas, das den Status alltäglicher Pflichten anhebt. Wir brauchen Rocksongs, die ihre Tugenden preisen: »Do the Dirty Dish« von The Cramps, »I’ve Just Found the Sock I Was Looking for« von U2. Sorgen wir dafür, dass Abwaschen cool wird. Ich plane, zusammen mit meinem Freund Nick Lezard einen Lifestyle-Artikel zu verfassen. Wir haben eine neue demografische Kategorie erfunden, den Dobo, den »domesticated bohemien«, also den domestizierten Bohemien. Der Dobo hat eine wilde Vergangenheit, lebt heute jedoch in einer Familie. Er (oder sie) überlässt sich allerdings hin und wieder einer Nacht des Hedonismus. Die Wildheit ist noch da, deshalb wird eine Literatur benötigt, welche die Häuslichkeit feiert.
    Ein erstaunliches Paradoxon ermöglicht, Freiheit in der Dienstleistung – das heißt in der Hilfe für andere – zu finden. Wer ist freier: der Mann mit einer Million Pfund und drei Dienern oder der Mann, der ihn bedient? Wooster oder Jeeves? Gandhi pflegte ein Ideal des Dienstes an der Allgemeinheit, aber in verschiedenen Lebensstadien hatte auch er Bedienstete. Manchen scheint es zu gefallen, Diener zu sein. George Harrison sagte einmal über Mal Evans, den Roadie der Beatles, dieser verkörpere das östliche Ideal der Freiheit durch Dienst. Evans fand dadurch zu sich selbst, dass er anderen half.
    Wenn wir alle lernen würden, uns selbst zu versorgen, meinte Lawrence, dann hätten wir eine vielfältigere Kultur. Jeder könnte so arbeiten, sich kleiden, essen und schlafen, wie es ihm gefällt, und müsste das nicht auf eine dem Industriemodell der Regelmäßigkeit angepasste Weise tun: »Ach, wenn die Menschen lernen könnten zu tun, was ihnen gefällt, und zu haben, was ihnen gefällt, statt unbedingt das tun zu wollen, was jedem gefällt, und so aussehen zu wollen, wie jeder aussehen möchte.« Wir müssen die puritanische Uniformität ablehnen. Nähe Herzen an deine Ärmel, knote Bänder um deine Knöchel!
    Akzeptiere dein eigenes Ich, und du wirst originell handeln, das heißt authentisch und deinem eigenen Stil entsprechend. Wenn du zum Beispiel einen Garten besitzt, kannst du genau das anpflanzen, was dir gefällt. Warum also imitiert jeder den anderen,

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