Die Kunst, frei zu sein
für das Darlehen sind am Ende der Frist höher als die eigentliche Summe. Zum Beispiel zahlt man für eine Hypothek in Höhe von 200000 Pfund bis zu ihrem Ablaufen weit über 240000 Pfund an Zinsen. Die Bank hat dir also 200000 Pfund für 440000 Pfund verkauft – ein stattlicher Aufschlag. Bei alledem setzen wir voraus, dass der Zinssatz einigermaßen niedrig bleibt. Doch er kann steigen, und das völlig ohne unser Zutun. Eine Zeit lang übertölpelte man uns mit dem System der Hypothekenversicherung, bei dem monatliche Zusatzbeträge an der Börse investiert wurden. Dies stellte sich später (weit später und für viele zu spät) als gewaltige Bauernfängerei heraus. Manche lehnen es prinzipiell ab, ein Haus oder eine Wohnung zu mieten, weil man damit »Geld zum Fenster hinauswirft«, aber das Hypothekensystem ist eine organisierte Methode, Geld aus einem anderen Fenster, das den Wucherern gehört, hinauszuwerfen.
Genau das, was wir auf uns nehmen, um uns Sicherheit – ein Heim – zu verschaffen, scheint ein Gefühl der Angst und der Gefangenschaft mit sich zu bringen. Warum? Die gängige Meinung (ich könnte auch von dem Ergebnis einer Gehirnwäsche sprechen, weil wir in unserer Arroganz manchmal glauben, diesen Einfall ganz allein gehabt zu haben) besagt, man solle sich mit der höchstmöglichen Hypothek belasten. Ich las von einem abscheulichen Tory-Ehepaar in Notting Hill, das angab, »jeden finanziellen Muskel angespannt« zu haben, um sich ein bescheidenes Reihenhaus im modischen West-London zu kaufen. Abgesehen davon, dass die beiden wegen ihrer Übelkeit erregenden Formulierung, sie hätten »jeden finanziellen Muskel angespannt«, in gesitteten Kreisen nicht geduldet werden sollten, haben wir es mit einer albernenVorstellung zu tun: Mach dein Leben zur endlosen Qual, nur um vorzutäuschen, dass du genug Geld besitzt, um in einem eleganten Stadtteil wohnen zu können.
Da Hausbesitzer gewöhnlich eine Hypothek aufnehmen, die ihre finanziellen Möglichkeiten übersteigt, fühlen sich auch die Vermögenden unter ihnen arm. Ich kann die erfolgreichen mittelständischen Ehepaare in meinem Bekanntenkreis nicht mehr zählen, die in Riesenpalästen, finanziert durch gigantische Schulden, leben und über die Hypothek und die schrecklichen Heimsuchungen klagen, als hätten sie gar keine andere Wahl gehabt.
Aber es gibt viele praktische und psychologische Auswege. Wir werden uns im Folgenden die praktischen Alternativen zur Hypothek und auch die Denkweise anschauen, durch die wir die Hypothek in unserem Geist zu einer Fessel gemacht haben. Dabei würde es in Wirklichkeit keine Nanosekunde dauern, sich davon zu befreien. Außerdem werde ich, hier und anderswo, die preiswerte, unaufwendige und sehr unterhaltsame Lebensweise namens Permakultur empfehlen.
Sich eine Unterkunft zu mieten oder zu pachten ist natürlich die sich anbietende Alternative zum Abschluss einer Hypothek. Seit vier Jahren mieten wir unser Haus in Devon, während wir unsere Bleibe in London vermieten. Ein Nachteil mag der sein, dass man eine Unterkunft, die einem nicht gehört, weniger gut einrichtet, aber der Vorteil sind die extrem niedrigen Kosten, denn obwohl die Miete genauso hoch oder höher sein kann als die monatliche Zinszahlung, gibt es keine Instandhaltungskosten, keine Boiler, die ersetzt werden müssen, und so weiter. Darum kümmert sich der Hauswirt.
Das Mieten wäre also bei günstigen Zahlungen und Verträgen eine sehr vernünftige Alternative zum Hauskauf. In den vergangenen zwanzig bis dreißig Jahren haben die Kräfte des Marktes jedoch sämtliche humanitären Aspekte vernichtet. Wir alle sind den Pfeilen und Schleudern des wütenden Marktes ausgesetzt, und wir alle müssen Minikapitalisten werden – das heißt eine kleine Kapitalmenge aufbauen und dann riesige Kredite zur Finanzierung der Expansion aufnehmen –, um unsere Rolle in der aggressiven meritokratischen Gesellschaft zu spielen. Die Mieten sind in die Höhe geschossen, und Mietverträge können in vielen Ländern binnen eines Monats gekündigt werden. Als Mieter bist du den unberechenbaren Launen des Marktkapitalismus völlig ausgeliefert. Dadurch wird es schwer, Wurzeln zu schlagen. Zum Beispiel mietete die Bloomsbury Group das Charleston Farmhouse und übernahm die Instandhaltung. John Seymour mietete sein baufälliges Häuschen von einem Bauern. Er führte sämtliche Reparaturen persönlich aus und zahlte eine bescheidene Miete. Die CRASS-Leute haben ihr Dial
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