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Die Kunst, frei zu sein

Die Kunst, frei zu sein

Titel: Die Kunst, frei zu sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Hodgkinson
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House in Essex für dreißig Jahre gemietet. In all diesen Fällen braucht man keine Anzahlung zu leisten, wodurch man sich und anderen eine Menge unerfreulicher Arbeit erspart.
    Uns geht es weniger um Eigentum als um einen Ort, an dem wir leben können, ohne dauernd einen Hinauswurf befürchten zu müssen – einen Ort, an dem wir Obstbäume pflanzen und Gemüse züchten und Hühner halten können. Im Mittelalter waren die Pachtgelder meist niedrig, da die Besitzungen von Mönchen verwaltet wurden. Sogar die Gutsherren waren nachsichtiger, als man gemeinhin annimmt. In The Common Stream, Rowland Parkers Geschichte des Dorfes Foxton in Cambridgeshire, lesen wir, dass Jahrespachten von einem Penny für ein 27 Morgen großes Grundstück gezahlt wurden – ein Betrag, der vielleicht einem Hundertstel des bäuerlichen Jahreseinkommens entsprach. Man stelle sich vor, heute 300 Pfund pro Jahr für einen zehn Morgen großen Hof zu zahlen. Der Boden war auch gleichmäßiger verteilt: In Foxton wurden 840 Morgen von 27 Familien bewirtschaftet.
    Gutsherren und Mönche hatten nichts mit den heutigen Bauträgern gemeinsam. Sie kauften Immobilien nicht in der Hoffnung, gewaltige Gewinne zu erzielen. Vielmehr waren sie langfristige Hüter der Gebäude und Ländereien. Die Institution – sei es die Familie oder das Kloster – überlebte das einzelne Individuum. Damit war Nachhaltigkeit gewährleistet. Rowland Parker nennt Beispiele dafür, dass die Pacht fünfhundert Jahre lang unverändert blieb. Manchmal handelte es sich auch um rein symbolische Beträge. Wie in anderen Lebensbereichen war es viel wichtiger, eine gesunde Gemeinschaft aufrechtzuerhalten, als Geld zu verdienen, und durch niedrige Pachten und lange Verträge wurde die lokale Harmonie gefördert.
    In Masterless Men, seiner Untersuchung der Landstreicherei zwischen 1560 und 1640, merkt A. L. Beier an:
    … im Hochmittelalter waren die Armen relativ fest mit dem Boden verwurzelt. Vor der Mitte des sechzehnten Jahrhunderts besaßen sie noch Gärten und kleine Höfe, wo sie weiterhin einige Lebensmittel anbauen konnten … sie hielten Vieh auf dem Gemeindeland und ergänzten ihr Einkommen durch Gelegenheitsarbeiten und Heimindustrie. In schlechten Zeiten wurden sie unzweifelhaft von Verwandten, Nachbarn und Freunden unterstützt.
    Im späten sechzehnten und frühen siebzehnten Jahrhundert wurde dieses System allmählich abgebaut. Beier schreibt: »Das gesamte Muster der Landwirtschaft in Dörfern mit Gemeindeland ging von einer kommunalen in eine individualistische Form über.« Im sechzehnten Jahrhundert hatten die neuen Grundeigentümer die Pachten erhöht und zusätzliche Abgaben verhängt, und »um 1600 waren dem englischen Volk die Hauptressourcen entrissen worden«. Im Mittelalter war es zu einer fast kommunistischen Verteilung von Grundeigentum und Pachtbesitz gekommen. Nun jedoch stieg der Anteil der landlosen Haushalte von 3,5 Prozent im Jahr 1279 auf 32 Prozent im Jahr 1544 und auf 63 Prozent im Jahr 1712. Die entwurzelten bäuerlichen Armen »waren nicht länger Teil der Gutswirtschaft«.
    Vor 1600 führte der Durchschnittsbauer ein recht angenehmes Leben. Er besaß mehr Freiheit, als man gemeinhin vermutet. Sein Lebensstil entsprach genau dem, der von einem heutigen Börsenmakler angestrebt wird, denn er hatte ein großes Haus auf dem Land mit Pferden, Vieh und einem beachtlichen Grundstück. Allerdings brauchte der Bauer nicht an jedem Wochentag von 7 Uhr morgens an in der City zu schuften, um sich diesen Lebensstil leisten zu können, sondern er arbeitete im Schnitt nur ein oder zwei Tage pro Woche auf dem Land seines Gutsherrn. Jeder Pächter traf seine eigene Vereinbarung mit dem Herrenhaus. Rowland Parker nennt folgende zwei Beispiele aus dem dreizehnten Jahrhundert:
    Thomas Vaccarius stehen neun Morgen Land mit einem Haus zur Verfügung, und er muss jährlich hundert Tage Arbeit leisten, einen Morgen pflügen und, wenn erforderlich, Fuhrdienste verrichten. Er bekommt eine Henne und soll mähen und stapeln. Seine Dienste werden mit zehn Shilling pro Jahr bewertet, und er zahlt eine Pacht von drei Pence.
    John Aubrey hat 18 Morgen Land mit einem Haus, und er muss 52 Tage Arbeit im Jahr leisten, muss zwei Tage lang pflügen, bei der Ernte zwei unentgeltliche Arbeiten erledigen, die Wiese zwei Tage lang mähen, das Heu karren, das Dach des Herrenhauses reparieren, den Haferboden mit seinen Gefährten eggen, und er erhält eine Henne und 16 Eier. Seine

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