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Die Kunst, frei zu sein

Die Kunst, frei zu sein

Titel: Die Kunst, frei zu sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Hodgkinson
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sich, was nicht mit Geld, sondern mit Menschen zu erreichen ist: Das Haus ist wunderbar ausgestattet, und die Gärten sind in einem prächtigen Zustand. Die Bewohner haben im Garten Schuppen und zusätzliche Unterkünfte gebaut. Es ist ein überzeugender Versuch, und die einzige Überraschung besteht darin, dass nicht mehr Leute diesem Beispiel folgen. Schließlich geht es im Grunde nur darum, dass sich ein paar Freunde gemeinsam ein Haus mieten. Das Cottage gehört nun einem Konsortium, welches das Haus kaufte, als seine Existenz durch Bauunternehmer bedroht wurde.
    Der ursprüngliche Gedanke von CRASS war, ein offenes Haus zu führen. Mit anderen Worten, jeder war willkommen, und jeder durfte mit Gastfreundschaft und einer Unterkunft rechnen. In diesem Sinne ist es das säkulare Gegenstück eines mittelalterlichen Klosters: ein Ort des Friedens und der Zuflucht, der auch ein blühendes Arbeitsumfeld darstellt, denn die Bewohner kochen, backen, betreiben Landbau und stellen Dinge her. Penny Rimbaud ist eine Art weltlicher Priester, während seine Mitkünstlerin GeeVaucher die Rolle der Äbtissin einnimmt. Pennys neuestes Projekt ist ein schlichtes Holzgebäude mit einem Glockenturm und Buntglasfenstern. Es sieht verdächtig nach einer Kapelle aus. Vielleicht nähert sich das CRASS- Cottage dem Modell der Brüder des freien Geistes noch weiter an, jener Bohemiens des dreizehnten und vierzehnten Jahrhunderts, die in »Häusern der freiwilligen Armut« lebten. Penny Rimbaud stellt sich ein Netzwerk solcher Häuser im ganzen Land vor, die nur einen Tagesmarsch voneinander entfernt sein sollen. Mehr von uns müssten diesem Beispiel folgen und ihre eigenen Häuser und Wohnungen für Reisende öffnen.
    Eine weitere Möglichkeit wäre es, sich ein sehr billiges Haus am Ende der Welt zu kaufen. Dann kann man jederzeit in die Großstadt reisen und bei Freunden wohnen, aber man braucht nur eine winzige Hypothek aufzunehmen. Oder bau dir selbst ein Haus. Anscheinend werden Gebäude aus Cob (Sand, Ton und Stroh), gedeckt mit Strohdächern, wieder beliebt. Kauf dir zwei Morgen Land und errichte darauf ein Häuschen. Dann vergrößere es im Lauf der Jahre. Sei Architekt. Teile dir die Kosten mit Freunden.
    Eine andere Frage, die du dir stellen musst: Brauche ich wirklich ein derart großes Haus? Ich kenne viele erfolgreiche Finanzmenschen, die sich enorme Hypotheken aufgehalst haben, um ein Anwesen auf dem Land zu erwerben, und die dadurch jetzt an ihren Arbeitsplatz gefesselt sind. Obwohl sie ein nach normalen Maßstäben fantastisches Gehalt beziehen, fühlen sie sich durch die Schulden belastet und greifen deshalb zu skrupellosen Strategien, um ihren Arbeitsplatz zu sichern oder um befördert zu werden. Sie verdienen eine Menge Geld, doch sie werden von Angst niedergedrückt. Und worin besteht der Sinn des großen Hauses? Jedenfalls verursacht es erstaunliche Unkosten. Je größer es ist, desto mehr Arbeit verlangt es dir ab. Du musst länger sauber machen, mehr Möbel finden, mehr Belastungen auf dich nehmen.
    Auch in diesem Zusammenhang würde ich empfehlen, einen Blick in die Zeitschrift Permaculture zu werfen. Dort stößt man auf zahlreiche Beispiele von Leuten, die einen weniger teuren Lebensstil für sich gefunden und manchmal Häuser tief im Wald gebaut haben. Das Hauptproblem bereiten ihnen, wie bereits gesagt, die Baugesetze. Aus irgendeinem verrückten Grund lassen Planer stets zu, dass überflüssige Supermärkte unsere Städte verstopfen, aber wenn man eine Blockhütte im Wald bauen will, steht man vor fast unüberwindbaren Hindernissen. Offensichtlich können die Behörden Menschen, die frei sein wollen, nicht ausstehen.
    Eine weitereAlternative ist die der Landstreicherei. Entledige dich deiner Hypothek und begib dich auf Schusters Rappen. Die Landstreicherei war, wie erwähnt, im Mittelalter gesellschaftlich anerkannt, hauptsächlich durch das Beispiel des heiligen Franziskus und seiner Bettelmönche. Jesus schien sich nie mit monatlichen Hypothekenzahlungen abmühen zu müssen; er war ein Wanderer, der sich auf die Gastfreundschaft seiner Umwelt verließ. Im heutigen Indien gibt es das Beispiel der Sadhus, der verrückten heiligen Männer, die in ein Dorf kommen, ein paar Tage lang ernährt und untergebracht werden und dann weiterziehen. Die Inder verordnen den Sadhus kein Reintegrationsprogramm, um sie zum Arbeiten zu bewegen. Sie bemitleiden die heiligen Männer auch nicht, weil diese obdachlos sind. Genauso

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