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Die Kunst, frei zu sein

Die Kunst, frei zu sein

Titel: Die Kunst, frei zu sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Hodgkinson
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Dienste werden mit neun Shilling, acht Pence bewertet, und er zahlt eine Pacht von zwei Shilling und sechs Pence.
    Thomas Vaccarius zahlte nur einen Bruchteil seines Lohnes als Pacht für ein Grundstück von neun Morgen Größe. Er arbeitete lediglich zwei Tage pro Woche. John Aubrey hatte 18 Morgen Land und eine Beschäftigung, die ihm nur einen Arbeitstag pro Woche abverlangte. Dafür wurden ihm – nach heutigem Wert – jährlich 30000 Pfund gezahlt (seine Pacht lag bei 7000 Pfund – ein bescheidener Betrag für einen so stattlichen Besitz). Während der übrigen Zeit dürften John und Thomas auf ihren Grundstücken gearbeitet und ein oder mehrere Handwerke ausgeübt haben, wodurch sie zusätzlich Geld verdienten.
    Dann erfolgte der heimtückische Angriff Heinrichs VIII. und der Puritaner auf die alten Bräuche. Die Hypothek, die dem Individuum die gesamte Last des Haus- oder Wohnungskaufs aufbürdet, ist das logische Resultat der Individualisierung des Eigentums. Entscheidend ist jedoch, dass wir uns haben weismachen lassen, wir hätten alle Haus- oder Wohnungseigentümer zu sein, womit wir auf einen gigantischen Wuchertrick hereingefallen sind.
    Wir müssen den Grundbesitz ausweiten, Wucherhypotheken verbieten, die Mieten stabilisieren und die Hauspreise senken. Das wäre vielleicht dadurch zu bewirken, dass wir einfach das Interesse am Geldverdienen verlieren. Und Hauswirte müssen sich zu freundlichen Gönnern wandeln, die kein Interesse am Profit haben. Eine gute Aufgabe für die Reichen bestünde darin, Immobilien für wenig Geld und mit langen Verträgen an uns zu vermieten. Auch müssen wir damit aufhören, ständig größere Häuser haben zu wollen. Einer der besonderen Vorzüge der Permakultur besteht darin, dass sie uns zeigt, wie wir das Beste aus unserem Besitz und unserem Standort machen, statt unsere Probleme mit dem Mangel an Raum oder Geld oder Zeit zu begründen.
    Bevor dieser wunderbare Tag eintritt, könnte man sich als Hausbesetzer versuchen. Das wäre für den Freiheitssucher durchaus vernünftig. Hausbesetzer lassen sich in leeren Gebäuden nieder, was sehr gut funktionieren kann. Eine Gruppe unserer Freunde hielt mehr als fünf Jahre lang ein Haus besetzt. Allmählich renovierten sie das Gebäude und eigneten sich gleichzeitig die notwendigen Fertigkeiten an. Sie zahlten keine Miete und brauchten für keine Hypothek aufzukommen, weshalb einer der Hauptgründe für die Übernahme unerfreulicher Arbeiten wegfiel. Also genossen sie einen hohen Grad an Freiheit.
    Die großartige Performance-Gruppe Mutoid Waste Company machte die Hausbesetzerei in den Achtzigern und Neunzigern zu einer Kunstform. Die Mitglieder besetzten überall in London, dann in Berlin und in anderen europäischen Städten Häuser. Sie zogen in große Lagerhäuser, wo sie tagsüber fantastische Skulpturen aus Schrott herstellten und nachts Partys feierten. Wahrhaftig, die Troubadoure ihrer Zeit. Wie der heilige Franz von Assisi verzichteten sie auf Geld und reisten lieber als Narren und Wahrsager durch die Länder.
    Eine andere realistische Möglichkeit ist das Gemeinschaftsleben. Tu dich mit ein paar Freunden zusammen und teile dir mit ihnen ein Haus. Ihr könntet sogar zusammen eine Unterkunft kaufen und euch die Hypothek teilen. Oder schließ dich einer schon bestehenden Kommune an. Laut Diggers and Dreamers, einem Verzeichnis von gegenwärtig im Vereinigten Königreich stattfindenden Kommune-Experimenten, gibt es mindestens 2500 Menschen, die in über hundert Gemeinschaften leben. Und ich bin sicher, dass die wahre Zahl erheblich höher ist, denn viele sind vermutlich nicht aufgeführt. Findet vier Reihenhäuser nebeneinander und reißt die Wände ein wie die Beatles in Help!.
    Viele teilen sich als Studenten Wohnungen miteinander, und dieses System funktioniert recht gut, abgesehen von dem Dreck, der sich ausbreitet, wenn vier verantwortungslose und unnütze junge Erwachsene in derselben Unterkunft hausen. Später gelangen wir zu der Meinung, dass unsere eigene kleine Wohnung, vielleicht geteilt mit einem Partner, einer der Vorzüge der Lohnsklaverei ist. Die Flucht aus der Studentenbude wird zu einer Statusfrage. Aber man überlege sich, wie gut vernünftig gewordene junge Erwachsene zusammenleben könnten.
    Betrachten wir das konkrete Beispiel von Dial House in Essex. Es ist ein Cottage mit fünf Zimmern, in dem hin und wieder bis zu zwanzig Personen gewohnt haben (zurzeit sind es allerdings nur drei). Hier zeigt

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