Die Kunst, gelassen zu erziehen

darum, keine Fehler zu machen. Sondern daran zu arbeiten, eine innere Haltung zu entwickeln, die von Liebe, Achtsamkeit und Respekt geprägt ist. Wenn Sie immer aufs Neue versuchen, in Ihrem Kind das Gute zu sehen, herauszufinden, wer es in seinem inneren Wesen wirklich ist, geben Sie diesem inneren Wesen die NAHRUNG , die es braucht, um sich zu entfalten. Wenn Sie Ihr Kind achtsam wahrnehmen, ohne in ihm sich selbst zu suchen, erkennen Sie seine Einzigartigkeit, seine Anlagen, seine Interessen, seine vielfältigen Eigenschaften. Versuchen Sie, diese anzunehmen, so wie sie sind, ohne sie zu bewerten.
    ÜBUNG
    Ihr Kind annehmen, wie es ist
    Wenn wir bewusst und achtsam mit unseren Wahrnehmungen und Gedanken umgehen, hilft uns das, Akzeptanz gegenüber unseren Kindern zu entwickeln.
Nehmen Sie sich etwas Zeit, in der Sie sich nicht stören lassen. Atmen Sie ein paarmal tief ein und aus, und stimmen Sie sich gedanklich auf Ihr Kind ein.
Schreiben Sie alle Eigenschaften auf, die Ihnen zu ihm einfallen. Egal was Ihnen durch den Kopf geht, notieren Sie es.
Wenn Sie fertig sind, lesen Sie sich die Liste noch einmal durch. Viele Eigenschaften werden Sie liebenswert finden, Sie empfinden sie als positiv und angenehm. Fühlen Sie die Freude und den Stolz, die Sie dabei erfüllen.
Suchen Sie nun gezielt nach den Eigenschaften, die Ihnen weniger gefallen, mit denen Sie Schwierigkeiten haben. Versuchen Sie herauszufinden, warum Sie sich schwertun, diese zu akzeptieren:
Erkennen Sie eigene ungeliebte Eigenschaften in Ihrem Kind wieder? Oder solche, die Sie schon an einem Elternteil abgelehnt haben? Gelten diese vielleicht generell in Ihrer Familie als inakzeptabel? Oder ist Ihnen sein Verhalten einfach nur fremd?
Was würde sich ändern, wenn Ihr Kind so sein dürfte, wie es ist?
Wie würde es sich vermutlich fühlen, wenn Sie es voll und ganz akzeptieren würden? Wie würde es Ihnen dabei gehen?
Was hemmt Sie, diese Eigenschaften anzunehmen? Was hindert Sie daran, zu akzeptieren, wie die Dinge gerade sind, und mit ihnen Frieden zu schließen?
Wie würde es sich wohl anfühlen, wenn Sie Ihre alten Vorstellungen und Einstellungen aufgeben würden?
Die innere Haltung
    Unser Kind so anzunehmen, wie es ist – das ist grundsätzlich einfacher gesagt als getan. Oft hätten wir gern, dass es sich anders verhält, anders aussieht oder einfach anders ist als im Moment. Warum kann es jetzt nicht so freundlich sein wie gestern zu Tante Marion? Warum lernt es diese Woche nicht so bereitwillig wie letzte?
    Auch wenn Ihnen Wesenszüge und Verhaltensweisen an Ihrem Kind im Moment unangenehm sind – achten Sie darauf, diesen gegenüber eine möglichst annehmende innere Haltung einzunehmen. Der Buddhismus lehrt, dass wir unser Leid verstärken, wenn wir dauernd abzuwehren versuchen, was uns unangenehm ist. Wir tun weder uns noch dem Kind etwas Gutes, wenn wir mit seinem Wesen hadern und es ändern wollen. Stattdessen können wir daran arbeiten, unsere Haltung zu verändern und immer mehr zu akzeptieren, was wir erleben. Versuchen Sie, auch im Alltag immer wieder innezuhalten und sich besonders in ZEITEN VON STRESS zu fragen »Was kann ich gerade nicht leiden, wogegen wehre ich mich?«, um Ihre Achtsamkeit zu schärfen, aus der heraus sich Akzeptanz entwickeln kann.
    Üben Sie sich darin, alles zuzulassen, was Sie wahrnehmen, all Ihre Gedanken, Beurteilungen und körperlichen Reaktionen. Nehmen Sie alles bewusst zur Kenntnis, und lassen Sie es kommen und gehen, wie Sie es auch in der Achtsamkeitsmeditation (siehe >) trainieren – ohne Bewertung und ohne sich in angstvollen Gedanken und Szenarien zu verlieren. Sie werden sehen, wie es Ihnen immer besser gelingt, das, was ist, zu akzeptieren und Ihr Kind so anzunehmen, wie es ist. Denn wenn Sie es »mit den Augen der Liebe« sehen, wie es Maria Montessori nannte, stellen Sie fest, dass in ihm – wie in jedem Menschen – ein ungeheures Potenzial schlummert. Die Frage ist nur, was mit diesem Schatz geschieht. Welche Bedingungen müssen erfüllt sein, damit sich Kreativität, Entscheidungsfähigkeit, Selbstständigkeit sowie soziale und emotionale Intelligenz entfalten können?
    Ein Umgang, der Kinder nicht von außen bestimmt, sondern ihnen erlaubt, sich nach ihrem eigenen inneren Gesetz und in ihrer eigenen Zeit zu entwickeln, schafft ganz bestimmt die besten Voraussetzungen dafür, dass sich ihr inneres Potenzial so harmonisch und natürlich wie möglich entfalten kann.
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