Die Kunst, gelassen zu erziehen
wahren Segen dar.
Wir können natürlich auch zu Hause für eine anregende, sichere und zuverlässige Umgebung sorgen. Und wenn wir spüren, dass sich die Bedürfnisse unseres Kindes verändern, passen wir die Umgebung an – mit Einfühlungsvermögen und FANTASIE . Beginnt das Kind zum Beispiel zu krabbeln, sichern wir alles ab, was eine Gefahr für es darstellt oder was kaputtgehen könnte. Es sollte Gegenstände erreichen können, die es interessieren, die aber auch robust und ungefährlich sind wie zum Beispiel Töpfe, Plastikschüsseln oder Bilderbücher. Manchmal sind die Bedürfnisse eines Kindes allerdings nicht so leicht zu befriedigen. Mit ein wenig Geduld wird uns das bei einem achtsamen Umgang aber dennoch gelingen.
Erfahrungsbericht
Manuela, 40, mit Philip, 2 Jahre
Mein Sohn hatte eines Tages zu meinem Entsetzen entdeckt, wie schön man in der Toilette mit Wasser spielen kann. Das wollte ich natürlich nicht zulassen und verbot es ihm. Er ließ sich aber nicht davon abhalten, sodass ich die Badezimmertür abschloss. Dies wiederum führte dazu, dass Philip wütend dagegenhämmerte – und das mit einer bewundernswerten Ausdauer. Ich drohte schließlich mit Strafen, wenn er nicht damit aufhören würde – was allerdings auch nicht weiterhalf, und so wurde die Stimmung bei uns zu Hause immer angespannter.
In einem Elternseminar gelang es mir, die Situation im Licht der Achtsamkeit zu betrachten. Meine Interpretation der Situation sah in etwa so aus: »Dass der Junge im Klo spielt, geht zu weit!« Und als er gegen die Tür trommelte: »Er muss lernen, dass es auch Grenzen gibt. Dieser Trotzkopf will einfach nicht hören!« So entstand in mir das Bild, dass Philip immer seinen Willen durchsetzen und einfach nicht tun will, was ich sage. Deshalb reagierte ich zunehmend strenger und ungeduldiger, was den Jungen zu noch mehr Widerstand veranlasste.
Als ich meine Gedanken und Interpretationen im Seminar hinterfragte, wurde mir bewusst, dass der einzige Ort, wo Philip auf kindgerechter Höhe mit Wasser spielen konnte, die Toilette war (beim Baden in der Wanne zu spielen reichte ihm offenbar nicht). Als ich mich in mein Kind einfühlte, wurde mir deutlich, dass er nicht ungehorsam oder wider-spenstig war, sondern dass er bloß mit großer Ausdauer seinem Bedürfnis Ausdruck verlieh – und mit Wasser zu spielen ist nun mal ein Bedürfnis von Kindern in diesem Alter. Als ich dies erkannte, fiel mir ein, dass wir noch eine Gästedusche haben, die nie benutzt wird, und dass ich ihm dort das Spielen mit Wasser ermöglichen könnte. Zwei Wochen später hatte sich die Beziehung zu meinem Sohn deutlich entspannt: Er spielte stundenlang vor sich hin und war selig!
Ihr Kind kann mehr,
als Sie denken
Wenn Sie eine vorbereitete Umgebung geschaffen und den Weg freigeräumt haben für die Entdeckerlust Ihres Kindes, dann müssen Sie gar nicht mehr so viel tun, eher die Dinge zulassen und beobachten – und sich als Ansprechpartner, als Hilfe im Notfall zur Verfügung halten. Das gilt im Prinzip für jedes Alter. Versuchen Sie, kein Programm durchzuplanen, ihm nichts abzunehmen, was es selbst (lernen) kann, es nicht speziell zu fördern, damit es etwas besonders schnell kann. Auch wenn wir von allen Seiten hören, wie sich ein Kind entwickeln sollte, ab wann ein Kind laufen oder sprechen müsste, können wir uns zunehmend frei machen von diesem Druck, indem wir unser Kind aufmerksam wahrnehmen, seine eigene Entwicklung beobachten und VERTRAUEN in seine inneren Kräfte aufbauen.
Dem inneren Bauplan vertrauen
Vertrauen Sie der Kompetenz Ihres Kindes. Kinder sind Forscher, es drängt sie dazu, das zu lernen, wofür sie bereit sind. Man
kann einem Kind nichts abverlangen, wenn es dazu schlicht noch nicht in der Lage ist und die nötigen Entwicklungsschritte noch nicht unternommen
hat. Versuchen Sie, seine eigenen Initiativen zu unterstützen, und geben Sie nur so viel Hilfe wie nötig: »Hilf mir, es selbst zu tun«, nannte Maria
Montessori diesen Leitsatz. Tun Sie eher weniger, und warten Sie ab! Auf diese Weise kann Ihr Kind die ERFAHRUNG machen, dass
es seine selbst gestellten Aufgaben und Probleme auch alleine lösen kann. Sonst würde es lernen, dass es sich am besten an einen Erwachsenen wendet, der
sowieso immer alles besser weiß. Insofern ist es sehr sinnvoll, dass wir unseren Impuls zu helfen hinterfragen, dass wir innehalten und erst einmal
abwarten, was dasKind von sich aus tut. Wir begleiten es, mischen uns
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