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Die Kunst, gelassen zu erziehen

Die Kunst, gelassen zu erziehen

Titel: Die Kunst, gelassen zu erziehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Kunze , Lienhard Valentin
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schon Nachrichten, beim Frühstück wird die Zeitung überflogen, im Auto auf dem Weg zum Kindergarten sind wir gedanklich schon in der anberaumten Teambesprechung, im Büro geht die Informationsflut weiter. Zu Hause wartet die Familie, erzählt die Kleine aus dem Kindergarten und der Große (wenn wir Glück haben), was er in der Schule erlebt hat. Abends landen wir mit unserem Partner – zum Entspannen – vor dem Fernseher, der unzählige neue Informationen bereithält. Kurz vor dem Schlafengehen werden noch die letzten E-Mails gecheckt – und dann: Gute Nacht!
Der Autopilot: oft eine sinnvolle Strategie
    Unser Autopilot schaltet sich auch ein, wenn etwas nicht gut funktioniert oder ein Problem auftaucht. Wir richten dann unsere geistigen Kräfte auf die aufgetretenen Schwierigkeiten, um mithilfe unseres kritischen Denkvermögens daran zu arbeiten. Denn alles, was uns unangenehm ist, erfüllt uns sofort und spontan mit Ablehnung und Widerwillen. Deshalb soll mithilfe des Autopiloten der STÖRFAKTOR so schnell wie möglich beseitigt werden, damit alles wieder unseren Vorstellungen entspricht. Dieses automatische Vorgehen nennen Fachleute den »Tun-Modus«, weil wir mit ihm auf das reagieren, was wir als einen Aufruf zum Handeln verstanden haben – also Unangenehmes in Angenehmes zu verwandeln. Diese Strategie bietet uns einen sehr allgemeinen Weg, um unsere Ziele zu erreichen und unsere Probleme zu lösen. Wenn wir etwas wollen, strengen wir uns an, um es zu verwirklichen. Wenn wir etwas nicht wollen, tun wir alles, um es zu vermeiden. Der Schlüssel, um aus diesem automatisierten Tun-Modus herauszukommen, liegt in der Achtsamkeit.
Vom Tun zum Sein
    Stellen Sie sich vor, Ihr Kind hat sich mit seinem Taschenmesser in den Finger geschnitten. In diesem Fall ist es sicherlich sinnvoll, dass der Autopilot anspringt. Sie werden also nicht lange überlegen, sondern automatisch handeln, seine Wunde versorgen, bei Bedarf auch schnell zum Arzt fahren. Ihr Autopilot geleitet Sie so von einem Schritt zum nächsten. Doch im normalen Alltag mit unseren Kindern ist meist ein weniger schnelles und automatisches Handeln gefragt, vielmehr ein Innehalten. Angenommen, Sie haben sich aufgerafft, die Wohnung auf Vordermann zu bringen, und sind mitten im Putzen. Und dann steht plötzlich Ihr Sohn vor Ihnen und will Ihnen »ganz dringend« zeigen, was für tolle Lego-Türme er gebaut hat. Sie könnten denken: »Das darf doch nicht wahr sein, sieht er denn nicht, dass ich beschäftigt bin? Immer meint er, es müsste alles sofort sein. So werde ich ja nie fertig – vor allem weil mir ja eh niemand bei der Hausarbeit hilft.« Entsprechend ungeduldig und kurz angebunden werden Sie ihm antworten, um die »STÖRUNG« so schnell wie möglich zu beenden. Sie stimmen sich nicht auf Ihr Kind ein, sondern reagieren spontan mit Ablehnung, denn der Autopilot will seine Routine durchziehen und verhindert eine echte Antwort.
    Doch Sie haben die Möglichkeit, nicht nur automatisch zu reagieren. Sie können lernen, mithilfe der Achtsamkeit Ihre spontan
auftauchenden Gedanken- und Gefühlsabläufe wahrzunehmen und daraufhin zu unterbrechen. Sie erkennen im oben genannten Beispiel vielleicht, dass Sie
gerade frustriert sind, weil Sie gar keine Lust auf Hausarbeit haben und weil Sie sich von Ihrem Partner nicht genug unterstützt fühlen. Diesen Frust,
der gar nichts mit Ihrem Kind zu tun hat, lassen Sie nun an ihm aus. Insofern ist Achtsamkeit ein Prozess, der Ihre DENK- und GEFÜHLSROUTINEN AUFLÖST und Sie die Welt, die Menschen und sich selbst genauer wahrnehmen lässt.
    Achtsamkeit bedeutet, sich dem Augenblick zu öffnen oder den Augenblick zu empfinden, ob angenehm oder unangenehm, einfach so, wie er ist, weder an ihm zu hängen noch ihn zurückzuweisen.
    [ Sylvia Boorstein | amerikanische Meditationslehrerin ]
Im Zustand der Achtsamkeit
    Neben dem Tun-Modus und dem Autopiloten hat uns die Evolution mit dem Sein-Modus ausgestattet. Dieser Zustand der Achtsamkeit ist die Alternative zum kritischen Denken, zum ständigen Bewerten von allem, was wir erleben, und zum automatischen Reagieren. Im Sein-Modus gelingt es uns, unseren Stress und die damit verbundenen Emotionen, Gedanken und körperlichen Signale zu registrieren. Wir alle besitzen die Fähigkeit, nicht nur mit dem Kopf, sondern auch mit den SINNEN und dem HERZEN wahrzunehmen. Diese Art der Wahrnehmung ist in unserer Kultur lediglich vernachlässigt und unterentwickelt, kann aber durch

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