Die Kunst, gelassen zu erziehen
kommt eine kurze natürliche Pause, und es geht wieder mit dem Einatmen weiter. Ihr Atem fließt ein und aus, in seinem eigenen Rhythmus. Unser Organismus besitzt eine tiefe Weisheit, die unsere Atmung seit unserer Geburt reguliert, ohne dass wir etwas dazu tun müssten.
Wenn Sie merken, dass Sie abgeschweift sind – was zwangsläufig geschieht –, registrieren Sie einfach kurz, wo Sie gelandet sind, und kommen Sie dann sanft zurück zum Kontakt mit Ihrem Atem, immer wieder. Je häufiger Sie zum Atem zurückkehren, umso mehr wird Ihr Geist von innerer Ruhe erfüllt.
Wenn Sie schließlich das Gefühl haben, dass Sie so weit sind, können Sie vor Ihrem geistigen Auge eine Situation auftauchen lassen, in der Sie entweder gemeinsam mit Ihrem Kind etwas Freudiges erlebt haben oder sich über etwas gefreut haben, das Sie bei Ihrem Kind beobachten konnten.
Versuchen Sie auch dabei, sich nicht anzustrengen oder etwas herbeizuzwingen, sondern lassen Sie sich einfach ein wenig Zeit, damit eine solche Situation auftauchen und vor Ihrem inneren Auge lebendig werden kann. Wenn Sie bereit sind, können Sie sich fragen: »Wo fühle ich die Freude in meinem Körper?« Gibt es eine Quelle, wo sie heraussprudeln darf?
Vielleicht ist es möglich, dass sich die Freude in Ihrem Körper ausdehnen kann? Wenn diese Vorstellung nicht auf Anhieb gelingt, ärgern Sie sich nicht, sondern experimentieren Sie einfach ein bisschen – mit wohlwollendem Interesse für sich selbst und Ihre Reaktionen.
Wenn Sie in Kontakt sind mit Ihrem Kind und Ihrer Freude, können Sie vielleicht ein Lächeln in Ihrem Gesicht entstehen lassen, das dieser Freude und auch dem Wohlwollen, das Sie für Ihr Kind empfinden, Ausdruck verleiht.
Und in Ihrer eigenen Zeit können Sie dann diesen Teil der Übung abschließen und sich für den Moment von Ihrem Kind verabschieden, um wieder zu sich selbst zurückzukommen.
Vielleicht ist es möglich, dass Sie dieses wohlwollende Gefühl auch jetzt noch in sich lebendig halten, dann kann auch ein inneres Lächeln noch bleiben, ohne dass Sie sich dafür anstrengen müssen.
Dann lassen Sie sich wieder die Zeit, die Sie brauchen, um die Übung ganz abzuschließen, die Augen zu öffnen, sich vielleicht zu dehnen und zu rekeln – je nachdem, was Ihr Körper jetzt für Bedürfnisse signalisiert – und dann wieder achtsam in Ihren Alltag zurückzukehren.
Im Alltag mit der Familie werden wir ständig mit neuen Herausforderungen konfrontiert. Doch mit der richtigen Einstellung unseren Kindern gegenüber können wir uns den täglichen Aufgaben stellen und lernen, auch in schwierigen Phasen, wenn die Wellen um uns herum hochschlagen, möglichst ruhig und ausgeglichen zu bleiben.
Im Alltag
mit Kindern das Gleichgewicht bewahren
Der Alltag hält immer wieder Überraschungen und Herausforderungen für uns bereit. Das gilt für das Leben mit Kindern ganz besonders. Da ist kaum ein Tag wie der andere, von Eintönigkeit kann keine Rede sein. Im einen Moment ist noch alles ganz ruhig, im nächsten sind unser Reaktions- und Einfühlungsvermögen gefragt, weil die Hose unserer Tochter nass geworden ist oder unser Sohn dem Nachbarsjungen die Spielzeugschaufel um die Ohren haut. Innige, liebevolle Augenblicke können blitzschnell von heftigen Konflikten abgelöst werden. Da ist es nicht immer leicht, ruhig und gelassen zu bleiben! Manchmal wissen wir im ALLTAGSTRUBEL gar nicht mehr, wo wir gerade stehen oder wohin wir eigentlich möchten. Deshalb ist es wichtig, Wege zu finden, wie wir unsere Kinder durch den Alltag begleiten können, ohne allzu oft die Orientierung zu verlieren.
Das Alltagsbewusstsein richtig einsetzen
Einen sicheren, wenn auch wenig fantasievollen Weg durch Trubel und Hektik weist uns das Alltagsbewusstsein. Das ist ein psychischer Zustand, den man sich wie den AUTOPILOT eines Flugzeugs vorstellen kann. Dieser steuert uns durch den Alltag, indem er Routineaufgaben durch automatisierte Gewohnheiten erledigt – ökonomisch, effektiv und zeitsparend. Ein großer Teil unseres Lebens vergeht gewöhnlich mit automatischen Reaktionen und Abläufen, die auch sehr nützlich sind, weil sie uns im täglichen Leben viel Mühe ersparen – und uns manchmal sogar vor dem Kollaps bewahren. Zum Beispiel hilft uns der Autopilot beim Autofahren, nicht über jeden Handgriff neu nachzudenken. Oder er sorgt dafür, dass wir das gewaltige Pensum an Informationen verarbeiten können, das permanent auf uns einströmt: Morgens im Bad hören wir
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