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Die Kunst, gelassen zu erziehen

Die Kunst, gelassen zu erziehen

Titel: Die Kunst, gelassen zu erziehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Kunze , Lienhard Valentin
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Achtsamkeit geschult werden.
    Achtsamkeit kann uns helfen, eingeschliffene Verhaltensreaktionen auf äußere Reize oder innere Gefühle zu regulieren. Dadurch dass wir das Gewahrsein des Sein-Modus kultivieren, können wir aus unserem Kopf herauskommen und lernen, die Welt unmittelbar zu erfahren und zu erleben, ohne dass unsere Gedanken mit unablässigen Kommentaren dazwischenfunken. Wir können mit uns und unserer Erfahrung in Kontakt kommen, und statt das Erlebte wie üblich automatisch zu bewerten, in Schubladen einzuordnen oder zu dramatisieren, können wir die Fähigkeitentwickeln, zu erkennen, was tatsächlich vor sich geht. In einem Elternseminar erzählte ein Elternpaar, dass es beim Abendessen mit seinem vierjährigen Sohn regelmäßig zu Streit käme. Auf die Frage, was denn der Auslöser sei, berichteten beide, dass ihr Sohn die Wurst ohne Brot essen möchte, sie dies aber nicht zulassen würden. Auf die Nachfrage, warum sie das nicht wollten, schauten sich beide fragend an – hatten aber keine Antwort. Sie hatten dieses Verbot einfach NIE HINTERFRAGT . Vermutlich war es noch ein Überbleibsel aus ihrer eigenen Kindheit. Aber was immer es war, als sie sich die Situation genauer anschauten, stellten sie fest, dass sie eigentlich gar kein Problem damit hatten, wenn er die Wurst auch ohne Brot aß. Warum eigentlich nicht?
Einsichten entstehen
    Sich diese Frage zu stellen, anstatt gleich »Nein« zu sagen, ist im Leben mit Kindern sehr hilfreich. Das heißt nicht, dass wir immerzu »Ja« sagen sollten. Doch es ist geschickter, unsere Auseinandersetzungen weise zu wählen und sie uns für die Gelegenheiten aufzusparen, wenn wir mit unserem Nein etwas wirklich Wichtiges vermitteln möchten. Wenn ein Kind die Erfahrung macht, dass seine Wünsche gesehen und anerkannt werden, wird es auch sehr viel eher zur KOOPERATION bereit sein, wenn es mal ein Nein erfährt.
    Manchmal können im Zustand der Achtsamkeit Einsichten von selbst auftauchen, manchmal geht es einfach nur darum, einen Moment innezuhalten, die Gedanken aus dem Kopf ziehen zu lassen und die augenblickliche Situation von Neuem zu betrachten. Achtsamkeit bedeutet Gewahrsein, Klarheit, Großzügigkeit und Mitgefühl – Eigenschaften, die für uns alle wichtig sind und die eine ganz besondere Qualität in unser Leben und in unsere Beziehung zu unseren Kindern bringen. Und die bewirken, dass uns die wirklich wichtigen Dinge im Familienalltag auch bei Stress und Konflikten bewusst bleiben.

Gelassen bleiben
bei Stress und Ärger
    Das Zusammenleben mit unserer Familie hält stets neue Aufgaben für uns bereit, denen wir uns stellen müssen. Nicht immer gelingt es uns, mit Ruhe und Bedacht ans Werk zu gehen, vor allem wenn die Herausforderungen groß sind oder Vieles auf einmal auf uns einströmt. Dann geraten wir in eine Stresssituation, die unsere Reaktionsgeschwindigkeit erhöht und unser klares Denken einschränkt. Dies ist in gewisser Weise eine NATÜRLICHE REAKTION , die in früheren Zeiten für unser Überleben unerlässlich war. Wenn wir in Gefahr gerieten, musste unser Organismus möglichst schnell auf Angriff oder Flucht schalten. Dazu schüttet der Körper bei Gefahr Stresshormone wie Adrenalin aus, die dafür sorgen, dass wir möglichst schnell und automatisch reagieren. Die Pupillen weiten sich, unser Blick verengt sich, unser Denken ist stark eingeschränkt, Puls sowie Atmung beschleunigen sich und unser gesamter Körper wird so blitzartig in Kampf- beziehungsweise Fluchtbereitschaft gebracht: Der Autopilot übernimmt das Steuer.
Stress lass nach!
    Zwar kommen wir heute nur noch selten in Situationen, in denen wir blitzschnell auf Angriff oder Flucht schalten müssen. Doch
wenn unser Körper »Stress« registriert, lässt er nach wie vor sein Programm ablaufen, weil er nicht zwischen innerem und äußerem Stress unterscheiden
kann. Für diese Differenzierung brauchen wir unseren Geist, denn mithilfe unseres Bewusstseins können wir eine Stressreaktion BEEINFLUSSEN . Stress an sich ist nichts Negatives. Fachleute unterscheiden zwischen positivem und negativem Stress. Ersterer wird
Eustress genannt, er verleiht uns Energie und trägt zur Lösung und Bewältigung schwieriger Aufgaben bei.Den negativen Stress,
Disstress genannt, empfinden wir dagegen als unangenehm, bedrohlich oder überfordernd. Je nach Intensität und Dauer kann diese Art von Stress sogar
physische und psychische Krankheitssymptome hervorrufen. ZU VIEL STRESS zieht uns Energie

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