Die Kunst, gelassen zu erziehen
ist: ein
vorübergehendes Ereignis. Der Ärger wird so zu unserem VERBÜNDETEN , der uns mitteilt, dass wir schon länger über unsere
Grenzen hinweggegangen sind.
Umarme deine Wut!
[ Thich Nhat Hanh | vietnamesischer Meditationsmeister ]
Die Zügel in der Hand behalten
Wir können unsere negativen Gefühle so gut es geht willkommen heißen – sie sind ja ohnehin schon da. Mit wohlwollendem Interesse, respektvoll, gütig und mitfühlend können wir sie empfangen. Um ihnen dann zu erlauben, durch uns hindurchzuziehen, ohne dass wir etwas mit ihnen tun müssten: Denn es ist weder notwendig, auf sie zu reagieren, noch, sie zu unterdrücken.
Wenn sich uns eine Wutwelle nähert, können wir versuchen, sie abzuwarten. Wir können uns von ihr tragen lassen, um anschließend wieder selbst den KURS ZU BESTIMMEN . Indem wir solch schwierigen Situationen achtsam begegnen, geraten wir weniger schnell und oft aus dem Gleichgewicht. Und wenn es doch passiert, kommen wir mithilfeeiner achtsamen Wahrnehmung schneller zurück in die Balance, weil wir gelernt haben, aufmerksam in der Gegenwart zu bleiben, egal was passiert. Viele unserer Leidenssituationen entstehen, weil wir unsere Wahrnehmungen, wenn sie unangenehm sind, wegdrängen oder loswerden wollen, und wenn sie angenehm sind, unbedingt an ihnen festhalten möchten (siehe >) . Je stärker wir durch die Praxis der Achtsamkeit verinnerlicht haben, dass alles ständig im WANDEL ist, umso einfühlsamer können wir auf die Herausforderungen des Lebens eingehen, statt laut zu werden oder innerlich die Flucht zu ergreifen. Wir kämpfen nicht gegen das Leben an, versuchen nicht, es zu kontrollieren, sondern stimmen uns ein, wie in einem harmonischen Tanz.
Erst innehalten, dann sprechen
Auch, wenn Sie mit der Praxis der Achtsamkeit noch wenig vertraut sind, können Sie Ihrer Wut begegnen, ohne sie zu verdrängen oder herauszuschreien. Sie können sich angewöhnen, kurz innezuhalten, statt automatisch zu reagieren, wenn Sie Wut aufsteigen fühlen. Das wird nicht auf Anhieb gelingen. Aber je häufiger Sie darauf achten, umso erfolgreicher werden Sie sein. Lassen Sie grundsätzlich den ersten Impuls zu reagieren verstreichen, und warten Sie einfach ein paar Atemzüge lang ab, bevor Sie etwas sagen oder handeln. Dadurch können Sie verhindern, dass ein Konflikt entsteht oder eine Situation eskaliert. Durch das Innehalten haben Sie ZEIT , nach den Ursachen Ihrer Wut zu forschen und sich zu fragen:
Was macht mich jetzt genau wütend?
Erinnert mich die Wut an etwas, das schon lange zurückliegt?
Kann ich die Ursache beheben?
ÜBUNG
Weise Antworten üben
Die folgende Übung zeigt Ihnen eine Möglichkeit, wie Sie versuchen können, Spannungen und den Impuls, zu reagieren, auszuhalten. Allerdings sollten Sie Ihrer Familie mitteilen, dass Sie vorhaben, das zu üben.
Versuchen Sie eine Zeit lang jedes Mal, wenn Ihnen eine Frage gestellt wird, erst einmal tief durchzuatmen und rund eine Minute zu warten, bevor Sie antworten.
Was geht dabei in Ihnen vor, welche Gedanken und Gefühle tauchen auf? Können Sie die Gefühle irgendwo im Körper spüren?
Wenn Sie mit Nein antworten wollen – welche Absicht steckt hinter Ihrer Ablehnung? Oder welche Einstellungen, Vorurteile könnten es sein?
Durch dieses Innehalten und In-sich-hinein-Horchen ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass Sie vor der Antwort Ihre
Absichten überprüfen und über Ihren Tonfall sinnieren – gute Voraussetzungen für weise Antworten!
Manchmal ist es auch sinnvoll, ein bisschen länger zu warten, bevor wir reagieren. Stellen Sie sich zum Beispiel vor, Ihre Tochter hält sich in letzter Zeit wiederholt nicht an Absprachen und kommt nicht zum vereinbarten Zeitpunkt nach Hause. Auch diesmal ist sie eine halbe Stunde zu spät dran,obwohl die Familie mit dem Abendessen auf sie wartet. Statt sich zu entschuldigen, verschwindet sie sofort in ihrem Zimmer. Ihre aufgestaute Wut sendet Ihnen den Impuls, Ihre Tochter auf der Stelle zur Rede zu stellen, ihr Vorwürfe zu machen und ihr deutlich zu verstehen zu geben, dass Sie sich das nicht länger bieten lassen … Doch Sie atmen ein paar Mal tief durch und lassen den Impuls verstreichen. Sie nehmen Ihre Wut erst einmal nur wahr, und Ihnen wird klar, dass Sie in diesem inneren Zustand gar nichts erreichen, sondern womöglich etwas tun und sagen, das Sie hinterher bereuen würden. Im nächsten Schritt erforschen Sie, welches die Ursache Ihrer Wut ist – welche anderen Gefühle
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