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Die Kunst, nicht abzustumpfen

Die Kunst, nicht abzustumpfen

Titel: Die Kunst, nicht abzustumpfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Marks
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und integrieren Sie die eine oder andere davon wieder in Ihren Alltag. Pflegen Sie auch Freundschaften und ein verlässliches familiäres Umfeld; desgleichen Hobbys, kulturelle Aktivitäten, körperliche Aktivitäten oder Natur-Erfahrung. Erlernen Sie eine Entspannungstechnik und richten Sie Inseln der Ruhe ein, etwa freie Wochenenden ohne EMails.
Delegieren: Verbessern Sie Ihre Kenntnisse in Zeit-Management und Arbeitsorganisation (z. B. sortieren Sie Arbeiten nach Wichtigkeit und Dringlichkeit). Machen Sie eine Bestandsaufnahme Ihrer Hilfs-Möglichkeiten: Wer kann die eine oder andere Tätigkeit übernehmen, um Sie zu entlasten? Lernen Sie, Hilfe anzunehmen.
Grenzen erkennen: Lernen Sie Achtsamkeits-Übungen und grenzen Sie Ihre Erwartungen an Ihre Arbeit realistisch ab. Schließen Sie mit nicht erreichbaren Dingen ab.
    Viele dieser Tipps können auch hilfreich für Menschen sein, die sich – haupt- oder ehrenamtlich – für Frieden, Gerechtigkeit und Naturbewahrung engagierten: Beispielsweise der Ratschlag, sich zu begrenzen, insofern naturgemäß kein Mensch die Kraft und Fähigkeit hat, alle Schmerzen über die Welt auf sich zu nehmen und sich für alle Problemfelder einzusetzen. Begrenzend ist es, mit einem kleinen Schritt zu beginnen: er gibt Mut für weitere Schritte und eröffnet neue Wege (ter Horst 2009, 17). Begrenzend ist auch, global zu denken, aber lokal zu handeln. Dies ist auch wirkungsvoller, wie die sozialwissenschaftliche Forschung belegt. Nach Joachim Raschke (1988, 392) haben diejenigen Bewegungen bzw. Protestgruppen mehr Erfolg, »die der Formel des ›thinking small‹ folgen, d. h. nur ein oder wenige Issues bearbeiten (aber nicht die ganze Welt ändern wollen).«
    Lukas Niederberger (2011) plädiert für »engagierte Gelassenheit« (in diesem Wort steckt ja auch das Wort »lassen«) und die Kunst, zwischen angemessener und unnötiger Sorge zu differenzieren. Ebenso zwischen falscher Gelassenheit (einer versteckten Form von Gleichgültigkeit) und heiligem Zorn, der uns dazu motiviert, gegen Unrecht, Missbrauch, Naturzerstörung anzugehen. Um diese Unterscheidung geht es auch im »Gebet der Gelassenheit«: »Gott, gib mir die Gelassenheit, die Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann. Verleih mir Mut, die Dinge zu ändern, die ich ändern kann. Und schenk mir die Weisheit, das eine vom andern zu unterscheiden.«
    Sich schönen Dingen wie Kunst oder Musik zu widmen: dies ist besonders wichtig für Menschen, die sich Tag für Tag den Schreckensmeldungen über die Welt aussetzen. Wie die psychologische Hoffnungsforschung zeigt, sind gelingende Beziehungen und ein liebevoller Freundeskreis so etwas wie ein
Lebenssaft, der die Hoffnung aufrecht erhält (Alexander 2008). Auch körperliche Betätigung, Yoga oder Meditation können positive Gegengewichte darstellen: sie sind Resilienz-Faktoren, wie durch die medizinische Forschung belegt wurde (Blech 2008). Zahlreiche Studien haben erwiesen, dass der Aufenthalt in der Natur, vor allem mit Bäumen oder Wasser, Stress abbauen kann (Glomp 2011).
    Wandern und Natur-Erleben sind ohnehin integrale Bestandteile mancher Aktionen, etwa bei Friedenswanderungen. Andererseits haben Friedenswanderer über Wochen oder Monate fast keine Privatsphäre; sind immerzu in der Gruppe und öffentlich exponiert. Solche Aktionen zeigen, wie schwer es bei manchem sozialen oder politischen Engagement sein kann, sie vom Privatleben zu trennen. Diese Arbeit ist eben kein »Job«, der pünktlich um 18 Uhr wie der sprichwörtliche Hammer »fallengelassen« werden kann.
    Umso wichtiger ist es, für Ausgleich und Erholung zu sorgen, etwa in Form von Engagement-freien Wochen oder Monaten. Auch Ayvazian plädiert dafür, »weniger zu tun, aber dies besser. Was wir brauchen sind Menschen, die das, was sie können, nicht nur ein paar Monate, sondern ein Leben lang tun. Ich sage unseren Leuten manchmal, sie sollen uns alle einen Gefallen tun und ins Bett gehen. Oder tanzen. Oder was immer sie brauchen, um weitermachen zu können. Wir können es uns nicht leisten, Menschen zu verlieren, weil sie zu wenig Spaß hatten. Dafür muss sich die Friedensbewegung von ihrer tief eingewurzelten Vorstellung befreien, wonach wir alle sehr hart arbeiten und schlechtbezahlt sein und materielle Wünsche aufgeben müssen« (zit. in Cevoli 1986, 21).
    So hilfreich viele dieser Tipps sind, so scheint mir dennoch fraglich, inwieweit Burn-out bei sozial oder politisch Engagierten mit Burn-out bei

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