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Die Kunstjaegerin

Die Kunstjaegerin

Titel: Die Kunstjaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elis Fischer
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Inspiration werden können.
    Und jetzt? Jetzt war er nicht mehr als eine Stimme auf ihrem Handy.
    Als Flora endlich vorfuhr, atmete Theresa erlöst auf und lief ihrer Freundin entgegen.
    Flora stieg lächelnd aus dem Wagen. »Das ist ein netter Empfang, danke schön.« Sie umarmte Theresa.
    »Also!«, sagte Flora schließlich gespannt. »Was hat Wenz gesagt?«
    »Hör’s dir an.«
    Sie setzten sich in der Küche an den alten, zerschrammten Wirtshaustisch. Während Flora sich das Handy ans Ohr hielt, schnitt Theresa den Strudel an. Sie sog den Geruch ein und dachte an die überreifen Äpfel im Garten ihrer Eltern.
    Nach kurzer Zeit legte Flora das Telefon auf den Tisch. »Und jetzt ist das Bild weg, gerade wo es spannend wird.«
    »Was mich mehr bedrückt, ist der Tod von Wenz.« Theresa traten die Tränen wieder in die Augen. »Ich habe das Gefühl, dass ich etwas Wertvolles verloren habe und damit meine ich nicht nur die ›Krönung‹. Du hast ihn nicht gekannt, Flora. Ich hab ihn zwar auch nur einmal getroffen, doch er fehlt mir. Wie soll ich es ausdrücken … Es war Sympathie auf den ersten Blick. Er hatte etwas Magisches. Du wärst ausgeflippt, wenn du sein Geschäft gesehen hättest.«
    »Zeig mir die Illustrationen, die du gemacht hast, das wird dich ablenken. Ich bin neugierig.«
    »Moment, sie sind am höchsten Punkt in der Wohnung versteckt.
    Du weißt, Dino malt gern.«
    Theresa holte ihre Mappe und Flora blätterte die Skizzen durch.
    »Perfekt, die Regenbogenmaschine hat Stil.«
    »Siehst du, das meinte ich. Das war die Atmosphäre im Antiquitätengeschäft.«
    »Was ist eigentlich mit Leon? Ist er keine Muse?«
    »Leon gibt mir Geborgenheit. Das kann man nicht vergleichen, in seiner Gegenwart bin ich … gelassen und entspannt. Da fehlt der unruhige Funke, der wie ein Blitz einschlägt und die Synapsen der rechten Gehirnhälfte öffnet.«
    Flora lachte. »Ist das jetzt ein Kompliment für Leon oder nicht?
    Und was ist mit mir?«
    »Wenn du gelegentlich den Mund halten würdest … Du verstopfst  mit  deinem  Gequassel  eher  meine  kreativen  Gehirnwindungen!« Theresa lächelte.
    »Wenn du mit solch böser Zunge sprichst, kann es dir nicht mehr so schlecht gehen!«
    Das Klingeln von Theresas Handy unterbrach die beiden. »Das wird Paul sein, wir haben uns beim Verhör nur kurz gesehen.«
    Entschuldigend hob sie die Hand, als sie das Gespräch annahm.
    Paul klang erschöpft. »Hallo Thesi, wie geht’s? Hast du eine Diebstahlanzeige gemacht?«
    »Nein, das hab ich ganz vergessen, Kiesling war so unfreundlich, ich wollte so schnell wie möglich weg.« Dann erzählte Theresa von Remberts Anruf.
    Paul reagierte erst nach einer kurzen Pause: »Kann ich mir die Nachricht morgen am Abend bei euch anhören? Ich muss jetzt leider eine Vorlesung halten, sonst würde ich jetzt gleich kommen.«
    »Kein Problem, ich lösche sie nicht. Ciao.« Theresa legte auf und wandte sich wieder an ihre Freundin. »Wo waren wir?«
    »Beim Gehen, leider«, sagte Flora und stand auf. »Ich habe einen Fototermin und muss los. Wir telefonieren später noch mal, versprochen!«
    Theresa lümmelte auf dem Stuhl vor dem Küchenfenster und starrte ihrer Freundin hinterher. Gott sei Dank war morgen wieder Jour fixe, da konnten sie alles besprechen. Seit Dino auf der Welt war, kamen Flora, Boris und Paul jeden Dienstagabend zu ihnen, um gemeinsam zu kochen und Chianti zu trinken. Die langen, durchzechten  Nächte  der  Prä-Dino-Zeit  waren  durch  familienfreundliches ›Cocooning‹ ersetzt worden. Sie freute sich besonders, Boris wiederzusehen, da sie ihn seit ein paar Tagen nicht gesehen hatte und er nicht der Typ war, der gerne telefonierte.
    Boris Moser sprach überhaupt ungern – besonders über sich oder sein Leben. Selbst Flora gelang es nicht, ihn auszufragen. Was sie über ihn wussten, hatten sie selbst miterlebt: Wie er mit einem Internet-Startup ziemlich reich geworden war und nach einer kurzen Zeit voller Extravaganz und Exzentrizität alles verkauft hatte und jetzt versuchte, wieder ein ›normaler‹ Mensch zu werden.
    Einer, der vielleicht reicher war als die anderen und mit seinem Geld – soweit es ging – Glück weitergab.
    Theresa musste lächeln, denn vorige Woche war er fast aus sich herausgegangen. Das Bild und der Fund des Zettels hatten seine Neugier und seinen Ehrgeiz geweckt. Wie auch den der anderen.
    Deshalb hatte Theresa die Suche nach dem Maler zu einer Schatzsuche ausgerufen, an der sich

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