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Die Kunstjaegerin

Die Kunstjaegerin

Titel: Die Kunstjaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elis Fischer
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Louise. Gott hab sie selig. Beim Gedanken an sie steigt mir heute noch der Duft von verwelkten Blumen und ranziger Seife in die Nase. Aber um deine Frage zu beantworten: Festbankette gab es selten und wenn, waren sie gähnend langweilig. Unser Zweig derer von Hohenaus war nicht gerade für seinen Esprit berühmt.«
    Flora zog eine Augenbraue hoch. »Wo du recht hast, hast du recht.«
    »Un moment! Ich wollte mich gerade ausnehmen. Da ich aus der erlauchten Familie früh in ein französisches Internat entfleucht bin oder entfleucht wurde, hoffe ich doch …«
    »Hört auf. Das kenne ich sonst nur von Dino und seinen fünfjährigen Spielkameraden. Zu ihnen kann ich es nicht sagen, zu euch schon: Seid nicht kindisch!« Schwungvoll stelle Theresa eine weiße Porzellanterrine in die Mitte des Tischs. »Und jetzt Mahlzeit.«
    Während des Essens berichtete Flora, was sie über Sustermans herausgefunden hatten. Theresa ergänzte, dass der Maler ein Gemälde namens ›Die Folgen des Krieges‹ bei Rubens bestellt und dieser mit dem Kunstwerk eine Anleitung nach Florenz geschickt habe. Darin sei beschrieben gewesen, wie das Bild im Falle einer Beschädigung während des Transports zu restaurieren sei.
    Theresa machte eine kurze Pause, damit alle die Informationen verdauen konnten. »Also waren Sustermans und Rubens, die ja beide aus Antwerpen stammten, befreundet. Rubens schien Sustermans so sehr zu schätzen, dass er ihm erlaubte, an seinem Bild zu malen! Es wäre durchaus möglich, dass sie irgendwann zusammen gearbeitet haben. Mein Gemälde könnte also ein Gemeinschaftswerk sein. Das würde beide Namen auf der Vignette erklären.«
    Die anderen blickten sie stumm an.
    »Wir müssen weiterforschen«, fuhr Theresa fort. »Wer war wann wo. Vielleicht hat Sustermans Rubens in seiner Werkstatt besucht oder umgekehrt.«
    »Wie aufregend. Ich liebe es, Rätsel zu lösen. Was kann ich tun?« Boris hatte glänzende Augen und Theresa wusste, dass er sich am liebsten sofort hinter seinen Computer geklemmt hätte.
    »Der schlechte Zustand des Bildes geht mir nicht aus dem Kopf«, gab Paul zu bedenken. Dann erzählte er von seinem angeheirateten Exonkel Rembert, dem Restaurator. »Das starke Krakelee macht mir Sorgen.«
    »Das bitte was?« Flora sah Paul fragend an.
    »So heißt das Netz von Rissen in der Bildoberfläche, meine Liebe. Und die Farbe auf Thesis Gemälde ist stark gesprungen, da blättert bald einiges ab. Die Malschicht gehört unbedingt gefestigt.
    Ich könnte auch bei Rembert die Analyse machen. Was hältst du davon, Thesi?«
    »Ich bin mir nicht sicher«, antwortete Theresa. »Was wird das kosten?«
    »Denk jetzt nicht daran«, warf Leon ein. »Wir lassen es reinigen und von Grund auf sanieren. Egal, ob es ein Sustermans, Sustermans-Rubens oder was auch immer ist. Du hast es von deinem Vater bekommen und du hängst daran. Wir haben schon genug Geld in dieses Haus gesteckt, jetzt ist dein Bild dran.«
    »Ihr habt alle solch tolle Dinge geerbt«, murrte Flora. Ihre Wangen waren leicht gerötet, ein Zeichen, dass der Wein seine Wirkung tat. »Leon ein Haus, Theresa einen möglichen Rubens.
    Mein Erbe sind Neurosen, drei Stiefmütter und eine Mutter, die wahrscheinlich bald ins Kloster geht.«
    »Seien wir froh über unsere Neurosen«, warf Boris fröhlich ein.
    »Wenn wir die nicht hätten, um uns abzureagieren, würden wir uns alle am Rande des Wahnsinns befinden. Das sagt jedenfalls mein Analytiker.«
    Das schrie nach einer neuen Flasche Wein. Und während sie Geschichten über all ihre Ticks erzählten, war sie schnell geleert.
    Flora sah schließlich auf die Uhr. »Ich glaube, wir sollten aufbrechen, es ist schon nach Mitternacht.«
    »Und wie gehen wir bei der Recherche weiter vor? Ich bin auf eure Hilfe angewiesen. Ich kann leider nur im Internet nachforschen. Dino in die Nationalbibliothek mitzunehmen und ihn zu bitten, ruhig zu sitzen, wäre wie Quecksilber festbinden zu wollen.« Theresa sah in die Runde. »Wie viel Zeit könnt ihr mir schenken?«
    »So viel, wie notwendig ist. Es ist doch eine Schatzsuche, wer will da nicht mitmachen«, sagte Boris. »Ich werde die Igors … wie sagtest du, hießen die Vorbesitzer noch mal?«
    »Igowskis«, antworteten Theresa und Flora gleichzeitig.
    »Gut, die Igowskis ausspionieren. Ich bin schon lange nicht mehr als Hacker im Netz unterwegs gewesen.«
    »Bitte mach nichts Illegales!« Theresa lachte. »Das wäre ja noch schöner, wenn uns das Bild in Schwierigkeiten bringen

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