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Die Kunstjaegerin

Die Kunstjaegerin

Titel: Die Kunstjaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elis Fischer
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Theresa.
    »Welche Infrarotaufnahmen?« Tante Marie sah ihre Gäste überrascht an.
    Theresa erzählte ihr von Remberts Anruf, von seiner Entdeckung, die er unter dem Infrarotlicht gemacht hatte. Sie ließ die Schultern hängen und nach einem kurzen Zögern fügte sie hinzu, dass sie glaubte, an seinem Tod schuld zu sein.
    »Ach, Kindchen, genauso könnte ich es sehen. Wenn ich mich nicht hätte scheiden lassen, wäre er nicht spätabends im Atelier, sondern bei mir gewesen. Nein, schuld ist derjenige, der den Kerzenleuchter gegen ihn erhoben hat, sonst niemand. Machen Sie sich keine Vorwürfe. Erzählen Sie mir lieber von dem Gemälde und wieso es eine solche Tat auslösen könnte.«
    Theresa berichtete von ihren Nachforschungen, der Möglichkeit, dass es sich um eine Gemeinschaftsarbeit von Sustermans und Rubens handeln könnte und dass wahrscheinlich Galileo Galilei darauf abgebildet war. Sie schloss mit ihren Spekulationen über einen Geheimbund. Marie sah sie ungläubig an und Theresa, der die Irrwitzigkeit des Ganzen wieder bewusst wurde, schüttelte den Kopf, bevor sie weitersprach. »Ich weiß, das klingt total absurd und ist eine lange Geschichte.« Sie wollte gerade die Hintergründe genauer erklären, auch um für sich selbst Klarheit zu schaffen, als sie vom Läuten der Türklingel unterbrochen wurde.
    »Der nächste Kondolenzbesuch«, vermutete Paul.
    Allerdings standen Kiesling und sein Adlatus Zipser vor der Tür, die Marie noch ein paar Fragen stellen wollten. »Es tut mir leid, wenn ich Sie schon wieder belästige, aber die Routinearbeit muss gemacht werden«, sagte der Chefinspektor und fummelte an seinem Diktiergerät herum.
    »Wir stören nicht weiter und verabschieden uns.« Paul küsste seiner Tante die Hand und zwängte sich grußlos an Kiesling vorbei zur Tür hinaus.
    »Ach Paul, ihr stört nie und seid jederzeit willkommen«, rief ihm Tante Marie nach. Sie wandte sich an Theresa und ließ bei einer angedeuteten Umarmung unauffällig etwas in ihre Jackentasche gleiten. »Ich weiß nicht, ob man in die Wohnung darf«, flüsterte sie Theresa ins Ohr. »Falls ja, hier ist der Schlüssel.
    Vielleicht finden Sie die Dokumentation.«
    Die Unterlagen des Restaurators gingen Theresa auf dem Nachhauseweg nicht aus dem Kopf. Sollte sie Kiesling fragen, ob er die Kamera und den Laptop hatte? Nein, besser so wenig wie möglich auffallen. In ein paar Tagen würde sie selbst im Atelier nachsehen.
    In diesem Moment rief Flora an, neugierig, wie der Besuch bei Pauls Tante gewesen sei.
    »Es war traurig. Marie scheint Rembert noch immer zu lieben.
    Er war ein gut aussehender Kerl – früher.«
    Theresa erzählte von den grandiosen Bildern, die er gemalt, und den Fotos, die er am Tag seines Todes noch gemacht hatte.
    »Wirklich? Das klingt super! Treffen wir uns in seinem Atelier?
    Ich habe gerade nichts zu tun, besser gesagt, ich suche Ablenkung.
    Kreativitätsloch. Und das Geschäft wollte ich mir sowieso ansehen.«
    »Nein, Flora. Dort ist bestimmt noch alles versiegelt. Außerdem ginge es heute nicht mehr, weil ich Dino jetzt vom Kindergarten abholen muss. Komm nachmittags bei uns vorbei. Vielleicht finden wir deine Kreativität wieder – und ich muss ein bisschen angeben.«
    »Wieso?«
    »Leon hat vor Kurzem eine Slackline gekauft.«
    »Eine was?«
    »Eine Slackline, das ist ein breites, elastisches Band für Seiltänzer.«
    »Was ihm immer einfällt.«
    »Als Bergsteiger braucht er in der kalten Jahreszeit einen Trainingsausgleich. Dino ist begeistert von dem Ding. Seit die Slackline im Garten gespannt ist, übt er jeden Tag. Und er kann es!
    Entweder haben Kinder noch ein natürliches Gleichgewichtsgefühl, oder er ist ein Wunderkind.«
    »Wahrscheinlich beides, Thesi, bei den Eltern«, lachte Flora.
    »Jaja, mach dich nur lustig. Zur Strafe musst du es versuchen.
    Ich jedenfalls habe schon blaue Flecken am Popo.«
    »Und das willst du mir antun? Gut, ich komme trotzdem. Den nächsten Star des österreichischen Nationalzirkus’ muss ich mir auf jeden Fall ansehen. Und ich meine nicht dich damit. Ciao.«
    Das Haus der Valiers lag in der Paradisgasse nahe Grin-zing.
    Das ›e‹ hatte die Paradisgasse zwar im Laufe der Jahre verloren, aber für Theresa waren die ruhige Straße mit den vielen Bäumen, das alte Häuschen und der kleine Garten trotzdem ihr kleines Himmelreich. Im hintersten Winkel ihres Grundstücks verbarg sich unter zwei hohen Buchen eine baufällige Hütte, die Leons Großvater, dem

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