Die Kunstjaegerin
geschehen wird. Ich wollte mehr über die ›Krönung‹ rausfinden und habe weit gestreut«, verteidigte sie sich und biss beleidigt in ein Thunfisch-Tramezzino.
»Das war kein Vorwurf, lediglich eine Feststellung. Machen wir weiter! Wer wusste, dass das Bild bei Rembert war?« Boris klopfte mit dem Stift auf den Tisch. Es klang wie bei Kiesling.
Theresa merkte, wie sie sich verkrampfte und antwortete schnell: »Außer euch niemand, nur der Wanzenverstecker. Ich glaube, ich habe es mit Flora am Telefon besprochen.«
»Habt ihr über alles geplaudert? Bedeutet das, der Mörder wusste stets Bescheid? Über den Ermittlungsfortgang, über unsere Forschungen?«, stöhnte Boris.
»Nur weil du nie etwas erzählst, heißt das nicht, dass alle anderen auch mit Infos geizen müssen! Wenn ich gewusst hätte, dass ich abgehört werde, hätte ich selbstverständlich nichts gesagt.
Doch wer rechnet damit? Ich bin nicht beim Geheimdienst, nicht politisch tätig oder blöd-prominent! Und ich rede eben gern mit Flora: über Dino, über euch oder die Nachforschungen. Es war recht viel los in letzter Zeit!«, pfauchte Theresa und warf ihr Brot, das sie unschlüssig in der Hand gehalten hatte, zurück auf den Teller.
»Das schreit nach einer Flasche Wein!«, versuchte Leon die Wogen zu glätten.
»Kein Alkohol, wir brauchen einen klaren Kopf. Wir müssen die Liste genau durchgehen und herausfinden, wer ein Motiv haben könnte«, antwortete Boris verbissen.
»Gut, aber wie?« Theresa sah ihre Freunde fragend an. »Ich habe alle nur per Mail kontaktiert.«
»Hat dir Leon niemals von den Gefahren des Internets erzählt?
Wer weiß, mit welch fragwürdigen Subjekten du da in Kontakt getreten bist«, sagte Paul unbedacht.
»Du auch noch? Was ist los? Habt ihr euch alle gegen mich verschworen?« Theresa sprang auf und flüchtete mit Tränen in den Augen in die Küche.
Flora blickte vorwurfsvoll in die Runde und folgte ihr. »Komm zurück, sie meinen es nicht böse. Die können ihre Besorgnis nicht anders ausdrücken. Männer eben!«
Widerwillig ließ sich Theresa zurück an den Tisch führen.
Schniefend flüsterte sie: »Natürlich habe ich recherchiert und mich über die Personen erkundigt, die ich angeschrieben habe. Den Primar Peck, zum Beispiel, den kennt jeder! Außer Boris vielleicht.
Immer wenn man für Fernsehsendungen einen Experten zum Thema Sucht braucht, wird er geholt.«
»Ach, stimmt!«, bemerkte Paul. »Daher kam mir der Name bekannt vor. Ich glaube sogar, dass Rembert ihn einmal erwähnt hat.«
»Da wäre also eine Verbindung«, rief Leon aus der Küche. Trotz Boris’ Veto dekantierte er eine Flasche Wein.
»Peck stiehlt ein Bild und begeht dafür einen Mord? Nein, als Primar verdient er sicherlich gut genug.« Paul wischte sich die Finger an einer weißen Serviette ab.
»Stimmt. 150.000 Euro, so viel wie der Sustermans im Wiener Auktionshaus eingebracht hat, wären für ihn ein Tropfen auf dem heißen Stein.« Ausnahmsweise teilte Flora Pauls Meinung.
»Es wurde schon für weniger gemordet«, entgegnete Theresa trotzig.
»Wenn wir niemanden ausschließen können, finden wir nie eine Lösung!« Boris ließ den Stift auf den Tisch fallen und stand auf.
»Ich muss mir ein bisschen die Füße vertreten, ich kann nicht klar denken.« Mit verkniffenem Gesichtsausdruck umrundete er zweimal den Tisch und setzte sich wieder.
»Boris, wir werden den Mörder und Spion heute durch reines Kombinieren sowieso nicht enttarnen. Wenn du allerdings unbedingt willst, streichen wir Peck als Verdächtigen«, gab sie entnervt nach.
»Leute, stellt euch folgendes Szenario vor!«, rief Flora, und Theresa erwartete die nächste Verschwörungsgeschichte. »Seine Sekretärin hat gelogen und es gibt noch Aufzeichnungen der Fürstin. Sie und ihr Geliebter Peck haben den Beweis entdeckt, dass das Bild ein echter Rubens ist! Das war ja Thesis erste Theorie.
Ich erinnere nur an seinen 70 Millionen Euro schweren ›Bethlehemitischen Kindermord‹.«
»70 Millionen sind ein Argument, Flora. Boris, bitte schreib Peck wieder auf die Liste. Nur wie sollen wir herausfinden, ob es wirklich noch Dokumente gibt? Wir können nicht, wie …« Leon machte eine Pause und sah Theresa lange an. »Wie meine liebe Frau es tut, irgendwo einbrechen, um Unterlagen zu suchen.«
Theresa hatte bereits den ganzen Abend darauf gewartet, dass Leon ihren unüberlegten Besuch in Atelier kommentieren würde.
Heute hatten es wirklich alle auf
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