Die Kunstjaegerin
auf dem Laufenden gehalten werden. Jemand, der großes Interesse an dem Bild hat.
Weil es wertvoll ist.«
»Weil es Nazi-Raubgut ist.«
»Weil die Kirche es in die Hände bekommen will.«
»Wieso?«
»Weiß nicht, ist mir gerade eingefallen.«
»Dann können wir gleich die Mafia ins Spiel bringen.«
Theresa stand auf und hob die Hand. »Nein Kinder, so geht es nicht. Je mehr Mutmaßungen wir anstellen, umso verworrener wird der Fall.«
»Und was, wenn sie schon installiert war?«, fragte Leon kleinlaut. Alle starrten ihn an.
»Du hast Theresa doch abgehört?« Flora klang empört.
»Ich habe das Handy einem Freund abgekauft. Es war gerade einmal drei Tage in seinem Besitz, er wollte etwas testen. Ich dachte, es ginge um Synchronisationskompatibilität mit dem Computernetzwerk seiner Firma, aber vielleicht hat er …«
»Hast du ihn noch nicht angerufen und gefragt?« unterbrach Theresa.
»Natürlich, aber er ist gerade auf Urlaub und ich konnte ihn nicht erreichen.« Leon räusperte sich. »Eigentlich untypisch für ihn, sein Mobiltelefon abzuschalten, allerdings könnte seine Frau darauf bestanden haben. Jedenfalls wäre ihm zuzutrauen, mit Minispionen zu experimentieren. Er ist genauso ein Tüftler wie ich, vielleicht hat er die Wanze einfach vergessen.«
Theresa entspannte sich ein bisschen. »In dem Fall müssten wir uns nur noch um den Raubmord kümmern. Wie weit waren wir mit den Verdächtigen auf der Liste?«
»Bei den Sustermans-Experten«, sagte Flora. »Vielleicht hat einer Galileo und die anderen Gelehrten erkannt, weil er selbst Mitglied dieser geheimen Astronomenbruderschaft ist. Diese Vereinigung hatte das Gemälde bei Sustermans in Auftrag gegeben, irgendwie ging es verloren und nun sucht sie schon Jahrhunderte danach.« Flora nickte zufrieden über ihre Theorie. »Nennen wir sie ›Fratelli delle Stelle‹. Sternenbrüder, die hinter dem Bild her sind, um ein großes Geheimnis zu bewahren.«
»Das erinnert mich an die Suche nach dem Heiligen Gral in ›Indiana Jones und der letzte Kreuzzug‹. Übrigens, waren es letztes Mal nicht die Fratelli Razionali, die Bruderschaft der Igowskis oder die Illuminaten, die eine Wissenschaftsrevolution planten?«, fragte Paul süffisant.
»Ist doch egal, wichtig sind ›Bruderschaft‹ und ›Verschwö rung‹.« Floras Wangen glühten.
Theresa kratzte sich an der Stirn. »Ich weiß nicht …«
Boris schob seinen Zettel, der inzwischen mit Kreisen, Pfeilen und Fragezeichen bemalt war, in die Mitte des Tisches. »Ich bin frustriert. Da passt nichts zusammen, damit lässt sich nichts erklären. Als Techniker bin ich es gewohnt, mit Formeln zu arbeiten, aber hier? Seid ihr irgendwie schlauer als vorher?« Er machte eine kurze Pause. Als keiner reagierte, fuhr er fort. »Wenn, wie Flora vermutet, der Geheimbund der Igowskis hinter dem Bild her war, wieso haben es die Mitglieder nach dem Tod der Fürstin nicht sofort in ihren Besitz gebracht? Und wenn es eine Affekttat eines Saufkumpans von Wenz war, wieso hatte Theresa eine Wanze im Telefon? Wenn das Gemälde keine versteckte Bedeutung hatte, wieso wurde dann zum zweiten Mal im Atelier eingebrochen und die Dokumentation gestohlen? Was hat Wenz überhaupt gefunden? Das müssten wir erst mal wissen! Ansonsten bin ich ratlos.«
Die anderen nickten nachdenklich. Plötzlich fielen Theresa die Gestalten vom Pöllauer Friedhof wieder ein. »Zu Allerheiligen sind mir am Grab der Fürstin einige Männer aufgefallen, die alle den gleichen Mantel anhatten. Vielleicht gibt es wirklich einen Geheimbund … Und ich habe schon länger das Gefühl, dass ich verfolgt werde. Nichts Konkretes, aber ständig schwirren komische Typen um mich herum, ich sehe Schatten und …«
»Wer ist nun hinter dir her: die Igowski-Bruderschaft vom Friedhof oder die komischen Schattentypen? Du musst dich schon für einen Verfolger entscheiden, beides geht nicht«, sagte Leon.
Theresas Mundwinkel gingen nach unten und sie rief herausfordernd: »Vielleicht sind mehrere Personen hinter dem Bild her! Und du hättest mal sehen sollen, wie mich die vier mit den Kreuzritterkutten angestarrt haben!«
»Thesi, bitte! Männer glotzen eben, wenn sie eine schöne Frau sehen. Das liegt in ihrer Natur, sie können nicht anders. Und ich wette, wir werden eine völlig unspektakuläre Erklärung für alle Ungereimtheiten finden. Warten wir den Rückruf meines Freundes ab.« Leon sah auf die Uhr. »Ihr Lieben, ich gehe jetzt ins Bett. Ich fliege
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