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Die Kunstjaegerin

Die Kunstjaegerin

Titel: Die Kunstjaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elis Fischer
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nicht zu erreichen. Warum auch, es waren ja nur seine Frau und sein Kind, die in höchster Gefahr schwebten! Sie überlegte, das Telefon aus dem Fenster zu pfeffern.
    Flora nahm währenddessen Dino an der Hand und führte ihn aus der Küche. Kiesling, der von Theresa ignoriert wurde, stand unschlüssig herum, goss schließlich das heiße Wasser aus dem dampfenden Kessel in die Teetassen und stellte sie auf den Tisch.
    Theresa versuchte nochmals vergeblich, Leon zu erreichen. In ihr begann es zu brodeln, diese unbeschreibliche Wut kroch wieder in ihr hoch! Einerseits auf Leon, der sie gerade im Stich ließ, und andererseits auf den unbekannten Eindringling, der sich anmaßte, in ihr Leben zu treten und es auf den Kopf zu stellen. Der sich erdreistete, sie aus ihrem inneren Gleichgewicht zu bringen!
    »Ich habe Dino zu Karoline nebenan gebracht.« Flora stand im Türrahmen und wandte sich Kiesling zu. Sie unterhielten sich leise, Flora kicherte und errötete leicht.
    Konnte sie sich nicht ein Mal beherrschen?, dachte Theresa und sah die beiden böse an, während sie geräuschvoll in der Teetasse rührte. Ihre Augenbrauen zogen sich zu einem Gewitter bringenden V zusammen.
    Der Chefinspektor drehte sich zu Theresa und begann vorsichtig mit der Befragung.
    »Wann …«
    »Was wann? Wollen Sie schon wieder ein Alibi?«, pfauchte sie.
    Reiß dich zusammen, sagte eine innere Stimme, er ist nicht Leon und er ist nicht der Einbrecher, er will dir nur helfen … Er ist ein Trottel, der dich verdächtigt und wie eine Idiotin behandelt hat, meldete sich daraufhin eine andere.
    »Nein, bitte beruhigen Sie sich, atmen Sie …«
    »Sagen Sie mir nicht, wie ich atmen soll, das kann ich allein, ich bin keine Blondine!«
    Theresa blickte zu Zipser, der gerade zur Tür hereinkam. Er strich sich verunsichert durch seine Stoppelfrisur und verschwand sofort wieder.
    Flora beobachtete ihre Freundin. Egal, was Kiesling zu Theresa sagen würde, sie würde ihn anschreien. Wenn sie so aufgebracht war, konnte sie sich nicht zügeln. Flora wusste, dass Theresa mindestens eine halbe Stunde brauchte, um sich zu beruhigen. Sie schob Kiesling ins Wohnzimmer, holte aus dem Arzneikasten im Bad Baldriantabletten und legte sie vor Theresa auf den Tisch.
    »Ich hab schon einen Betablocker genommen.«
    »Egal, Baldrian ist pflanzlich, das kann nicht schaden«, beharrte Flora und drückte ihre Freundin, die aufgestanden war, zurück in den Sessel. Sie hielt Theresas zitternde Hand und sah zu, wie sie die Tabletten widerwillig schluckte. Theresas Körper bebte bei jedem Atemzug und ihr wachsweißes Gesicht zuckte. Flora fühlte sich schuldig, weil es ihre Idee gewesen war, das Bild abzuhängen.
    Andererseits war das notwendig gewesen, um gute Fotos davon zu machen.
    Sie nahm den Teebeutel aus Theresas Tasse, gab drei Zuckerstücke hinein und rührte. Dass der Mörder so nahe an ihre Freundin herankommen würde, hätte sie nie gedacht. Es hatte alles als lustiges Spiel begonnen, wann war es ins Lebensgefährliche gekippt? Sie durfte sie jetzt nicht mehr aus den Augen lassen.
    Wenn schon Leon nicht da war! Einer musste ja auf die beiden aufpassen.
    Die Tür öffnete sich und Zipsers Kopf lugte herein. »Frau Lombardi, könnten Sie kurz kommen?«
    Flora blickte zu Theresa, die wortlos nickte.
    Arcetri, Juli 1635
    Carissimo et illustrissimo mio amico!
    Teuerster Freund!
    Die Trauer um meine geliebte Tochter liegt noch immer wie ein schwarzer Schleier über meiner Seele. Ich selbst bin oft von tiefster Melancholie befallen und fühle mich von meiner Tochter gerufen.
    Auf meine Bitte, um der Gesundheit willen nach Florenz übersiedeln zu dürfen, antwortet mir der Inquisitor von Florenz Muzzarelli brüsk, ich solle künftig davon absehen, um die Erlaubnis meiner Rückkehr nachsuchen zu lassen, sonst werde man mich nach Rom zurückbringen, und zwar in den Kerker des Heiligen Offiziums. Aus dieser Antwort, scheint mir, kann man den Schluss ziehen, dass aller Wahrscheinlichkeit nach mein gegenwärtiger Kerker nur gegen jenen sehr engen, lang währenden vertauscht werden wird, der uns allen bevorsteht.
    Diese Verbannung hier zermürbt mich zusehends. Ich habe schon an Flucht gedacht, nur ich alter Greis von über siebzig Jahren, wie soll ich der Kurie entkommen? Folglich bleibe ich hier, und versuche noch so viel zu schaffen, wie es meine schwachen Augen zulassen. Nur, ich muss vorsichtig zu Werke gehen, denn ich habe das Gefühl, als durchwühlte jemand all meine

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