Die Kunstjaegerin
Kühlschrank und hoffte, dass Leon begriff. Dann fuhr sie mit ihrem Sohn zum Laternenumzug.
Im Kindergarten lief alles nach Plan: Dinos Freund freute sich über den vorgeschlagenen Jackentausch und auch Karoline zögerte nicht, Theresa den Mantel und die Mütze zu borgen. So verkleidet huschten Theresa und Dino nach dem Laternenumzug unerkannt über den Spiel-und Sportplatz. Am Hinterausgang des Areals stand bereits der Wagen bereit.
Theresa zuckte. Typisch Boris! Ein Fluchtauto sollte unauffällig sein, aber was da stand, war alles andere als unauffällig! Sie stöhnte angesichts seines weißen Porsche Cayman, der in der Dämmerung glitzerte. Hoffentlich konnte sie das Ding überhaupt starten.
Sie ging um den Wagen herum. Der Schlüssel musste wie früher auf dem rechten Hinterreifen liegen, als sie sich für einige Zeit ein Auto zu dritt geteilt hatten. Theresa bückte sich und griff unter den Kotflügel. Schön, dass Wien so sicher war! Sie schüttelte resignierend den Kopf. Wenn das wirklich der Fall wäre, müsste sie jetzt nicht flüchten. Andererseits war das allein ihre Schuld, nicht die der Stadt. Hätte sie nicht begonnen, Nachforschungen anzustellen, ihr Leben würde nicht in diesem Chaos versinken.
Chaotisch war es zwar immer gewesen, aber ihr tägliches Durcheinander hatte eine andere Qualität gehabt. Irgendwie positiver.
Theresa schnallte Dino im Kindersitz, den Boris vorne montiert hatte, an. Dann setzte sie sich hinters Lenkrad, atmete tief durch und drückte auf den Startknopf. Als der Motor leise schnurrte, fuhr sie ganz langsam los, um ein Gefühl für das Auto zu bekommen, dabei kontrollierte sie ständig im Rückspiegel, ob ihr verdächtige Fahrzeuge folgten. Dino hatte in der Zwischenzeit einen transportablen DVD-Player mit dem Zeichentrickfilm ›Aristocats‹
entdeckt. Theresa musste an Renoir denken. Der Arme hatte den Mord sicherlich beobachtet und wusste genau, was geschehen war.
Leider konnte er es niemandem sagen.
Sie grübelte, wer hinter ihr her sein könnte. Wirklich ein Geheimbund wie Floras ›Fratelli delle Stelle‹? Hatte nicht jemand vor Kurzem zu ihr gesagt, sie solle sich vor den Italienern hüten, weil sie seine Frau ermordet hätten? Richtig – Dreiseitl! Und war nicht er ursprünglich der Besitzer der ›Krönung‹ gewesen? Sie musste herausfinden, was damals passiert war. Oder Boris darauf ansetzen!
Die Landschaft rauschte an ihr vorbei, während die Gedanken unablässig in ihrem Kopf kreisten. Plötzlich überholte sie ein Wagen, fuhr auf ihre Spur und bremste. Auf einer Anzeige blinkte ›Bitte folgen‹.
Zivilstreife! Wieso hatte sie in letzter Zeit dauernd mit der Polizei zu tun? Sie wurde langsamer und blieb am Pannenstreifen stehen. Mürrisch beobachtete sie im Rückspiegel die zwei Beamten, die auf sie zukamen.
»Grüß Gott, sind wir ein bisserl zu schnell gefahren?«, fragte einer der beiden und blickte zu ihr durchs Fenster.
Sie etwa auch, Herr Inspektor? … Reiß dich zusammen Theresa, keine blöde Bemerkung!
Theresa stieg aus und stellte sich neben den Porsche, sodass ihr Gesicht für vorbeifahrende Autos nicht zu erkennen war.
»Entschuldigung, ich habe den Wagen gerade erst bekommen und die Geschwindigkeit nicht bemerkt. Bei meinem alten klappert ab 130 alles, da werde ich dann langsamer. Aber der Porsche hier ist so wunderbar leise.«
»Schön für Sie. Trotzdem, Sie sind fast 180 gefahren, das ist zu schnell.«
Theresa war sprachlos. Da hatte sich ihre Nervosität wohl direkt aufs Gaspedal übertragen. Sie verzog den Mund und überlegte, ob sie jetzt den Führerschein los war. Das fehlte ihr gerade noch!
»No, das schaut nicht gut aus«, sage der zweite, kleinere Polizist.
Er zückte seinen Block, als ihn das Klingeln von Theresas Handy unterbrach.
»Darf ich kurz rangehen?«, fragte sie und setzte ein falsches Lächeln auf. Sie sah am Display Kieslings Namen und nahm ab.
»Hallo, Herr Chefinspektor.«
»Entschuldigen Sie, ich habe Ihre Nachricht erst jetzt abgehört, weil es einen … Krks … Mord gab. Verdammt … Krks, Krks …
los in letzter Zeit. Wo sind … Krks … jetzt?«
»Auf der Flucht«, sagte Theresa lauter als notwendig. Die Polizisten zuckten zusammen. Sie konnte in ihren Gesichtern lesen, was die beiden gerade dachten: »Was, die Tussi war auf der Flucht?
Porsche gestohlen? Das wird eine ergiebige Amtshandlung werden!«
»Deshalb brauchen Sie keine Bewachung zur Verfügung zu stellen«, fuhr Theresa fort, um die
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