Die Kunstjaegerin
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»Chef, wir sind fertig. Wir haben ein paar Fingerabdrücke gefunden, allerdings brauchen wir noch Vergleichsabdrücke von den Herrn Valier senior und Valier junior.« Zipser hatte leise den Raum betreten. Er sah Theresa vorsichtig an, als erwartete er, jeden Moment von ihr angeschnauzt zu werden. Da nichts geschah, fuhr er fort: »Wir haben herausgefunden, wie der Einbrecher hereingekommen ist. Er hat eines der alten Fenster, hinten bei der Gartenseite, aufgedrückt und ist über das Kinderzimmer eingestiegen.«
»Dino sieht Monster, zitiert Kinderbücher! Ist paranoid wie seine Mutter!« – Leon, du kannst dich auf etwas gefasst machen, wenn du zurückkommst, fuhr es Theresa durch den Kopf. Sie biss sich auf die Unterlippe. Diese verdammten zugigen Fenster würde sie ebenfalls demnächst austauschen lassen.
»Und wir haben das Wurfgeschoss gefunden«, schloss Zipser seinen Bericht. Er hob einen Plastikbeutel hoch, in dem ein faustgroßer Stein lag.
»Gut, ich habe so weit alles, was ich brauche. Die Wanze wird noch untersucht, beim letzten Anruf von Wenz konnten wir keine Nebengeräusche finden, die uns weitergebracht hätten, und die DNA-Auswertung bekommen wir, wie gesagt, heute. Ich rühre mich, wenn es Neuigkeiten gibt. Brauchen Sie noch Hilfe wegen des kaputten Fensters? Ich kenne eine Glaserei in der Nähe.«
Schau, schau, er konnte ja sogar nett und zuvorkommend sein.
Theresa versuchte ein Lächeln, das ihr allerdings nicht gelingen wollte. »Nein danke, ich muss jetzt zum Laternenumzug meines Sohnes. Ich weiß nicht, wann der aus ist. Ich klebe das Loch mit Karton zu. Flora bleibt sowieso über Nacht hier und morgen lasse ich es richten.«
»Gut, dann gehen wir jetzt. Auf Wiedersehen, Frau Valier. Ciao Flora.«
Nachdem der Polizeitross abgezogen war, blieben die Freundinnen am Küchentisch sitzen und sahen sich lange an.
Flora brach schließlich die Stille. »Unser Bild, was? Schöne Scheiße.«
Theresa musste unwillkürlich lachen, treffender hätte sie es nicht ausdrücken können. »Was machen wir nun?«
In diesem Moment läutete Floras Handy. »Entschuldige ganz kurz, ich erwarte einen geschäftlichen Anruf.«
»Genehmigt.«
Flora hob ab, sprach jedoch kein Wort. Sie wurde von Minute zu Minute bleicher.
Als sie aufgelegt hatte, sagte sie mit brüchiger Stimme: »Mein Vater. Er hatte einen Autounfall. Er liegt im AKH auf der Intensivstation. Sie wissen nicht, ob er …«
Theresa nahm sie in den Arm. »Du musst zu ihm. Ich rufe dir ein Taxi. Komm, nimm die hier.« Sie drückte Flora die letzten drei Baldriantabletten und ein Glas Wasser in die Hand.
Gemeinsam gingen sie hinaus und warteten stumm vor der Eingangstür, bis Flora abgeholt wurde.
»Ruf mich an, wenn es ihm besser geht. Versprochen?«
»Versprochen.«
Arme Flora. Theresa ging zurück ins Haus, nachdem das Taxi abgefahren war. Sie konnte sich vorstellen, wie sich ihre Freundin jetzt fühlte. Die Gedanken daran ließen sie ihre eigenen Probleme mit etwas Distanz betrachten.
Pragmatisch, wie sie ab und zu sein konnte, überlegte Theresa, was sie mit den Fenstern machen sollte. Sie sah sich zunächst den Schaden in Dinos Zimmer an. Der Einbrecher hatte nur den Zapfen der unteren Verankerung zerbrochen. Wenn sie das Fenster mit einer Querlatte verriegeln konnte, wäre es einigermaßen gesichert, bis morgen ein Tischler kommen würde.
Zurück in der Küche dachte Theresa beim Anblick der zerbrochenen Scheibe, dass diese Reparaturen aufwendiger werden würden. Sie holte Schaufel und Besen, um erst mal die Scherben zusammenzukehren. Zwischen den Glasstücken, die sie unter der Kredenz hervorholte, entdeckte sie einen Stein, der genauso groß war wie der in Zipsers Plastiktüte.
Scheint beim Aufprall wohl auseinandergebrochen zu sein, überlegte sie und hob ihn hoch. Jetzt erst bemerkte Theresa den Zettel, der auf den Stein geklebt war. Sie riss ihn hastig herunter und nestelte das Papier zitternd auseinander.
›ICH WILL DIE INFORMATIONEN ODER DEIN SOHN IST TOT. TREFFPUNKT 18 UHR STEPHANSDOM. INSTRUKTIONEN FOLGEN.‹
Darunter stand eine Telefonnummer.
Erst nachdem sie die Nachricht zum zweiten Mal gelesen hatte, begriff sie den Inhalt. Die Erkenntnis kam einer Explosion in ihrem Kopf gleich. Das Blut in ihren Schläfen begann heftig zu pulsieren.
Sie war also noch nicht aus der Gefahrenzone, wie ihr Kiesling weiszumachen versuchte! Im Gegenteil, sie stand mitten in der Schusslinie. Und Dino
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