Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kunstjaegerin

Die Kunstjaegerin

Titel: Die Kunstjaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elis Fischer
Vom Netzwerk:
neben ihr!
    Ein Beben ging durch ihren Körper, dann erstarrte sie für einen kurzen Moment. Schließlich rannte sie los, hetzte durch die Vorgärten und hämmerte an Karolines Tür. Durch den Postschlitz hörte sie ihren Sohn mit seinem Freund Georg, dem Nachbarsjungen, lachen. Er war noch da!
    »Danke fürs Aufpassen«, keuchte Theresa atemlos, als Karoline öffnete, und rief ins Haus hinein: »Komm, mein Schatz, wir machen uns fertig für den Kindergarten.«
    Gut gelaunt hüpfte Dino auf sie zu. Theresa drückte ihren Sohn fest an sich und musste die Tränen zurückhalten. Ihm würde nichts passieren, dafür würde sie sorgen. Ihm nicht!
    Mit Dino an der Hand lief sie nach Hause. Sie schloss die Tür zweimal hinter sich ab und versuchte Kiesling zu erreichen.
    Natürlich, die Mailbox, Scheißhandys! Immer zur Stelle sein müssen, nur nicht, wenn es wirklich wichtig war! Theresa räusperte sich und hinterließ nach dem Signalton eine Nachricht.
    Wer konnte ihr jetzt noch helfen? Leon saß in Hamburg bei einem Termin und war nicht erreichbar, Flora hatte andere Probleme, Paul und seine neueste Eroberung turtelten beim Törggelen in Südtirol. Blieb Boris. Doch zuerst brauchte sie einen Plan. Hier bleiben konnte sie auf keinen Fall, zum Stephansdom gehen auch nicht. Was hätte sie dem Verfolger auch übergeben können? Nichts! Sie wusste doch nicht, was er wollte! Sie musste weg, weit weg. Nur wohin? Wenn er sie verfolgte, würde sie jeden Helfer in Gefahr bringen. Zu ihrer Mutter konnte sie nicht, die saß wahrscheinlich gerade im Flugzeug nach Chicago. Theresas graue Zellen ratterten auf Hochtouren. Mit wem hatte sie schon länger keinen Kontakt mehr gehabt, mit wem wurde sie nicht sofort in Verbindung gebracht? Natürlich! Rena! Sie würde zu ihr in die Südsteiermark fahren. Keine Spur führte dorthin.
    Sie wollte schon ins Schlafzimmer rennen und ihre Sachen zusammensuchen, als sie innehielt. Beschattete er sie jetzt?
    Vorsichtig sah sie aus dem kaputten Fenster. Da war niemand.
    Theresa überlegte, dass sie die zerbrochene Scheibe irgendwie abdichten sollte. Da die Rahmen sowieso erneuert werden mussten, beschloss sie, erst mal alles zuzunageln. Im Keller lagen noch ein paar Latten von Dinos Baumhaus. Die waren perfekt.
    »Komm Dino, hilf mir ein bisschen hämmern. Das wird uns beiden guttun. Wir bauen ein paar Fensterläden.«
    »Super, dann schauen auch keine Monster mehr rein!«
    »Das ist meine Absicht«, flüsterte Theresa.
    Nachdem sie gemeinsam die Bretter geholt hatten, nagelten sie sie kreuz und quer auf den Holzrahmen. In der Küche wurde es immer dunkler, bald war kein Glas mehr zu sehen. Leon würde einen Anfall bekommen, wenn er das sah. Sollte er doch! Wenn er da gewesen wäre, hätte er die Reparatur übernehmen und ihnen beistehen können. Nun war sie allein und auf sich gestellt.
    Theresa hämmerte sich ihren Frust, ihre Angst und ihre Anspannung von der Seele. Nach einer dreiviertel Stunde sah die Küche hurrikansicher aus und Theresa hatte einen Entschluss gefasst. Sie rief Boris an.
    »Hallo Thesi, schön von dir …«
    »Boris, ich brauche dringend deine Hilfe.«
    »Oh, du klingst nicht gut.«
    »Ich erkläre dir alles später. Bitte besorge mir ein Mietauto.
    Parke es am Hintereingang des Kindergartens. Sofort. Schlüssel, wie in alten Zeiten. Dann ruf Flora an, die braucht dich jetzt! Fahr nachher zu ihr ins AKH. Danke. Ich melde mich, sobald wir in Sicherheit sind.«
    »In Sicherheit? Was ist los? Und wieso ist Flora im Krankenhaus?«, fragte Boris alarmiert.
    »Erklärt sie dir später, bitte mach jetzt, worum ich dich gebeten habe.«
    »Klar. Aber melde dich, ja?«
    »Versprochen, danke noch mal.«
    Theresa strich Dino, der neben ihr erwartungsvoll seine Laterne schwenkte, über die Haare und überlegte, ob sie Leon auf die Mailbox sprechen sollte. Sie rechnete überhaupt nicht mehr damit, ihn persönlich ans Telefon zu bekommen. Sie beschloss, ihn nicht zu verständigen. Sollte er sich doch mal Sorgen machen, wenn sie nicht zu erreichen war …
    In ihr stieg wieder Ärger hoch. Trotzdem – durfte sie ihm das antun, ihn bewusst im Unklaren lassen? Wenn er heimkam und das Chaos hier sah? Eine Nachricht sollte sie ihm hierlassen, nur welche? Es musste etwas Verschlüsseltes sein, damit der Verfolger nicht sofort wieder ihre Spur aufnehmen konnte, falls er noch mal einbrach.
    Theresa schrieb auf einen großen Zettel »Besprechung im ARena Verlag – nicht vergessen«, hängte ihn auf den

Weitere Kostenlose Bücher