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Die Kunstjaegerin

Die Kunstjaegerin

Titel: Die Kunstjaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elis Fischer
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auch meine Seele verfinstert. Ich bin kein Kind des Winters, welches das Weiß des Schnees freudig begrüßt, nein, in mir regt sich genau das Gegenteil von Glück, wenn es so wie heute Nacht zu schneien beginnt. Der Schnee reicht nun eine gute Spanne hoch, und er fällt weiter. Ich spüre schon, wie auch die Kälte meine Knochen hochkriecht. Das Heizen strengt mich schon zu sehr an, ich werde das Heilige Offizium bitten, mir einen Gehilfen zu bewilligen, doch Ihr wisst ja, wie widerwillig sie auf all meine untertänigst vorgetragenen Anfragen reagiert haben. Daher setze ich keine allzu große Hoffnung darauf.
    Das größte Glück für mich wäre es, wenn der Winter nur eine Woche dauern würde und die Sonne dann wieder mein Haus erwärmte. Doch ich als Wissenschaftler weiß am besten, dass die Gesetze der Natur unumstößlich sind. Wir haben eben keine Möglichkeit, die Welt etwas wärmer werden zu lassen, so sehr ich es mir wünschen würde. Aber sobald ich aufgehört habe zu zittern, also in drei Monaten, werde ich an unserem Werk weiterarbeiten.
    Monsù Giusto besucht mich regelmäßig und unser Bild wächst vor meinen Augen. Er ist wahrlich ein vortrefflicher Künstler. Ich markierte ihm, wo die großen Drei stehen sollen und er versucht nun, ihre Antlitze nach meiner mageren Beschreibung zu malen.
    Und der Eitelkeit meiner Bewacher schmeichelt er auch. Nie werden sie die wahren Hintergründe des Bildes erfahren.
    Der Schmuggel der ›Discorsi‹ wurde bis dato nicht entdeckt. Ein Zwiespalt macht mir etwas zu schaffen. Auf der einen Seite sehne ich herbei, dass mein Manuskript alsbald verlegt werden möchte.
    Doch dann wird der Kirche schwanen, dass ich etwas Verbotenes getan habe. Andrerseits hoffe ich, dass es nicht zu bald geschehe, um nicht einer noch strengeren Bewachung zu unterstehen, welche unsere Arbeit gefährden könnte.
    Lassen wir Gott entscheiden, was Ihm am genehmsten ist. In jeder Hinsicht.
    Euer G.

Kapitel 12
    Wien, Dienstag, 12. November
    Theresa sah in die dienstägliche Chianti-Runde und hob ihr Glas.
    »Kinder, mir geht es gut.«
    »Gleich wird es dir noch besser gehen.« Boris zog ein paar Umschläge aus seiner Jacke und fächerte sie auf dem Tisch auf.
    »Unsere Flüge nach Florenz. Wir starten morgen um 18 Uhr.«
    »Aber … Ich dachte, wir fahren mit dem Auto, wie kommst du dazu?« fragte Paul hastig und fuhr sich mit der Hand über die Stirn.
    »Bitte, lasst mich ein einziges Mal für euch bezahlen. Außerdem habe ich nur Flugmeilen eingelöst, war also gratis. Jetzt können wir zusammen reisen. Sonst wären wir stundenlang in drei Autos dahingetuckert.« Mit leuchtenden Augen verteilte er die Tickets.
    Flora warf einen Blick darauf. »Oh, erste Klasse! Ich freu mich auf den Champagner.«
    »Boris, du bist ein Schatz. Danke«, sagte Theresa. »Dein toller Preis ist in der Aufregung total untergegangen.«
    »Ach, ist doch egal.«
    »Sei nicht immer so verdammt bescheiden.« Flora stand auf und ging in die Küche, aus der es verdächtig zu qualmen begonnen hatte. »Leute, es tut mir leid, ich glaube, meine Quiche ist hinüber.«
    »Das kann nicht dein Ernst sein! Endlich mal was Französisches und dann … Ich komme und schaue, ob sie zu retten ist.« Paul sprang auf und rannte Flora hinterher. Er kam mit einem Stück geschwärzten Speckkuchens zurück, biss hinein und rief über die Schulter: »Sei froh, dass du dein Geld mit dem Fotografieren von Essen verdienst und nicht mit dem Kochen. Du würdest verhungern, ma chère.«
    »Wir heute auch?«, fragte Leon.
    »Ach was! Paul, wenn du schon stehst, bitte rufe den Japaner an und bestelle eine Runde Sushi«, sagte Theresa. »Und ab morgen gibt es jeden Tag wunderbares italienisches Essen. Ach, ich freu mich! Weg von allem hier, weg von Mördern, Einbrechern und Verfolgern. Weg von den Gedanken an dieses unglückselige Bild.«
    »Wirst du wegen der ›Krönung‹ wirklich nichts mehr unternehmen? Wir haben doch bereits so viel herausgefunden«, bemerkte Boris enttäuscht.
    »Nein, die Polizei soll sich darum kümmern. Ich will nur noch nach Florenz fliegen, ein paar Museen besuchen und deine Auszeichnung feiern.« Theresa drückte ihm einen Kuss auf die Wange.
    Arcetri, Februar1639
    Carissimo et illustrissimo mio amico!
    Teuerster Freund!
    Mit Freuden habe ich Euer letztes Schreiben gelesen. Auch von mir gibt es vieles zu berichten. Seit etwas mehr als einem Monat habe ich einen neuen Gehilfen. Meine Sehkraft ist inzwischen so schwach,

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