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Die Kuppel des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

Die Kuppel des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kuppel des Himmels: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fleming
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der höchsten Not dich an Jesus Christus erinnerst, der am Kreuze ausrief: ›Mein Vater, ist es möglich, so gehe dieser Kelch an mir vorüber; doch nicht, wie ich will, sondern, wie du willst!‹ Schwöre! Schwöre Treue und Verschwiegenheit im Namen des Herrn!«
    »Ich schwöre es!«
    »Schwöre, dass du alle Aufträge unserer heiligen Bruderschaft bedingungslos und mit Liebe im Herzen ausführen wirst!«
    »Ich schwöre es, so wahr mir Gott helfe!«
    Die Männer bekräftigten seinen Schwur mit einem gemurmelten Amen. Dann stellte der Prior Giacomo den anderen Mitgliedern der Bruderschaft vor. Einige kannte er bereits persönlich, aber nicht einer war unter ihnen, von dem er nicht schon gehört hätte, Kardinäle, Bischöfe, Erzpriester und Erzäbte. Aus Aquino Robert von Lecce und aus Padua Pietro Barosi, aus Neapel Oliviero Carafa – sie alle, ehrwürdige und verehrungswürdige Männer, gaben ihm den Bruderkuss. Jetzt gehörte er zu ihnen. Für immer. Falls er untreu werden sollte, sich als Verräter erwiese oder auch nur von ihnen abzufallen begehrte, so würde man ihn töten. Nur der Tod konnte seine Mitgliedschaft in der Bruderschaft beenden, auf die eine oder andere Weise.
    Zum Abschluss feierten die Mitglieder der Erzbruderschaft gemeinsam das Abendmahl. Das Aufnahmeritual endete damit, dass Giacomo seinen neuen Brüdern nach gutem, altem Brauch die Füße wusch.
    Nachdem die Neuigkeiten und das weitere Vorgehen besprochen waren, erhielt er einen überaus gefährlichen Auftrag: Es galt, eine geheime Bruderschaft zu bekämpfen, die ihr Unwesen trieb, allesamt Feinde des Glaubens, neue Heiden.
    »Wie nennen sich die Ketzer, Prior?«, fragte Giacomo, schon ganz auf seine neue Aufgabe konzentriert.
    »Wir kennen ihren Namen nicht, wie wir überhaupt nur wenig über diese Häretiker wissen. Gerade einmal das, was uns verantwortungsvolle Beichtväter, die uns nahestehen, berichtet haben. Die Ketzer verlangen danach, mehr zu wissen, als notwendig ist, sie berufen sich dabei auf den biblischen Baumeister Hiram. Sie beschäftigen sich mit Astrologie und Alchemie und wollen mittels der Baukunst die Welt verändern. Der heidnische Autor Vitruv gehört ebenso zu ihren neuen Propheten wie der griechische Heide Platon und der Afterfürst der Magier, der Ägypter Hermes Trismegistos. Sogar mit den Juden machen sie gemeinsame Sache, indem sie in ihren häretischen Büchern wie der Kabbala lesen. Sie unterwandern die kirchliche Ordnung und werden in diesem todeswürdigen Frevel von weltlichen Herrschern und sogar von Kirchenfürsten unterstützt, von Männern, deren Pflicht es eigentlich ist, die heilige Kirche zu beschützen!«
    Ein Raunen unterbrach die leidenschaftliche Rede des Priors. Entrüstung und Hass loderten in den Augen der Männer auf.
    »In Pavia wollen sie einen Dom als Götzentempel bauen, einen heidnischen Rundbau!«, empörte sich der hagere Robert von Lecce.
    Giacomo erkundigte sich, was an einem Zentralbau verwerflich sei, und fügte entschuldigend hinzu, er verstünde nichts von der Baukunst. Alessandro Carafa erklärte ihm, die Basilika sei ganz und gar für den lateinischen Ritus, für ihren geheiligten Gottesdienst geschaffen. Hinter dem Priester versammele sich im Langhaus die Gemeinde, aber der Priester wende sich von der Gemeinde ab und Gott zu. So sei er wahrer Mittler zwischen Gott und den Menschen – weniger als Gott, sicher, aber auch etwas mehr als der Mensch, weil er durch seinen keuschen Lebenswandel Umgang mit den Heiligen pflege.
    »So sollte es zumindest sein«, warf Piero Barosi mit bitterer Stimme ein.
    »Der Rundbau aber ist ein Versammlungsraum des Aberglaubens, für Menschen, die sich für den Mittelpunkt der Welt halten und sich nicht mehr in Demut vor Gott und seinen Priestern verneigen! Sie sind nach allen Seiten hin offen und für alles zugänglich, sie haben ihre Richtung verloren«, ereiferte sich Carafa.
    »Deshalb sage ich euch«, fuhr der Prior fort, »die Kirche, die sie in Pavia zu bauen begonnen haben, ist des Teufels! Überall versuchen sie, die Gotteshäuser in heidnische Tempel zu verwandeln. Längst müsste die Hauptkirche der Christenheit, Sankt Peters Haus, in dem wir demütig stehen, restauriert werden, aber es ist nicht ratsam, das jetzt zu tun. Denn wissen wir, ob nicht einer dieser Ketzer aus unserer heiligen Basilika eine Arena des Teufels macht? Zuzutrauen wäre es ihnen!
    Ihr Anführer ist ein junger Graf: Giovanni Pico della Mirandola. Er hat neunhundert

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