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Die Kuppel des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

Die Kuppel des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kuppel des Himmels: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fleming
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vergeudete.
    Nach zwei vergeblichen Anläufen, in Rom sesshaft zu werden, versuchte Michelangelo, beflügelt vom Erfolg des David, es nun ein drittes Mal. Diesmal sollte es, diesmal musste es gelingen. Seit Giuliano della Rovere als Julius II. die Cathedra Petri bestiegen hatte, verstand es sich von selbst, in Rom zu arbeiten, wenn man in der Kunst etwas gelten wollte. Und hatte er etwa nicht das Zeug dazu, ein Messias der Kunst zu werden? Wer, wenn nicht er?
    So trat Michelangelo in den Iden des März zur Mittagsstunde auf die Terrasse des päpstlichen Palastes. Der Frühling kam noch etwas kühl daher, und ein kalter Wind aus Nordost fuhr Michelangelo und seinem Begleiter in die Kleider.
    »Schau, da ist Kardinal Alidosi«, sagte Sangallo und wies auf einen kleinen Mann, der sich seit Michelangelos Ankunft in Rom im Hintergrund liebenswürdig um ihn gekümmert hatte. Er stand neben dem hünenhaften Papst und sprach auf ihn ein. Fünf Kardinäle und drei Bischöfe, die Michelangelo nicht kannte, umgaben die beiden, jederzeit bereit, in das Gespräch einzugreifen, so man sie denn gelassen hätte. Allein, der Papst beachtete die Höflinge nicht.
    Mit einem Mal hatte Michelangelo das Gefühl, dass ihn jemand beobachtete. Er verfolgte den Blick durch die Gruppe der Kirchenfürsten hindurch und entdeckte hinter ihnen einen Mönch im Habit der Predigerbrüder, etwa in seinem Alter, der ihn unverhohlen aus großen schwarzen Augen anstarrte und seinem Blick standhielt. Das Gesicht mit dem Oliventeint gefiel Michelangelo, die ausdrucksvollen Augen zogen ihn in ihren Bann. Was für ein hübscher Mönch, dachte er. Nach einer Weile jedoch bereitete ihm der Blick des jungen Geistlichen, der ihn ununterbrochen ansah, Unbehagen, wobei er weder den tieferen Grund der Beklemmung noch deren Art zu bestimmen wusste. Verunsicherte ihn das Interesse des Dominikaners an seiner Person, oder irritierte ihn sein eigenes Interesse an dem Predigerbruder?
    Der junge, starke Körper des Fremden strahlte trotz des Mönchsgewandes, das er zu sprengen schien, obwohl es locker um seinen Körper hing, eine unübersehbare Sinnlichkeit aus. Es war die Aura seines Fleisches, die Spannung seiner Muskeln und Sehnen, die Michelangelo empfand. Auf unerklärliche Art fühlte er sich zu dem Fremden hingezogen. Er hatte große Lust, ihn zu malen oder zu skulptieren. Der Dominikaner wirkte durch und durch männlich. Dennoch veredelte ihn ein femininer Zug, wenngleich Michelangelo nicht hätte sagen können, worin das fast ätherisch Mädchenhafte seiner Erscheinung lag. Ein Engel, dachte er. Aber so ernst, so kühl – wie ein Todesengel.
    Verwirrt floh sein Blick von der Terrasse aus den Hügel hinauf zum Palazzo Belvedere. Rechter Hand arbeitete eine Gruppe von Maurern an einem Gebäude, das wie ein Korridor den Vatikanpalast mit dem Palazzetto verbinden sollte, damit der Papst nicht mehr über den Hof gehen und dabei die lästigen Treppen überwinden musste, sondern direkt von seinen Gemächern auf gerader Ebene zum kleinen Palazzo hinübergelangen konnte. Michelangelo wusste, dass der Auftrag Bramante zugeschlagen worden war, der alle wichtigen Bauvorhaben in Rom betreute. Für Sangallo blieb nur übrig, was der große Baumeister verschmähte. Doch auch das genügte, um einen Mann reich zu machen, wenn man es richtig anstellte. Aber daran konnte bei seinem väterlichen Freund, der alle Tricks und Kniffe des Bauens beherrschte, kein Zweifel bestehen. Michelangelo neigte sich zu ihm und erkundigte sich flüsternd nach dem Mönch.
    »Giacomo Kardinal Catalano, der Erzpriester von Sankt Peter. Ein wichtiger Mann«, erklärte Sangallo.
    »Hat man so was schon gesehen? Ein Kardinal im schlichten Mönchshabit?« Michelangelo wollte es kaum glauben.
    »Eine Marotte von ihm.«
    »Wie jung er noch ist!«
    »Pius III. hat ihn in seiner kurzen Amtszeit als Kardinal kreiert. Und Julius hat Gefallen an dem Mann gefunden, obwohl er der Anführer der Zelanti ist. Vorsicht, Michelangelo, der Mann ist ein Fanatiker.«
    »Der Fanatismus steht ihm gut«, sagte der Bildhauer mehr zu sich selbst und beobachtete im gleichen Augenblick, dass Alidosi dem Pontifex, dessen kräftiges weißes Haar hell unter der roten Kappe hervorleuchtete, etwas zuraunte. Mit einer geschmeidigen Bewegung wandte sich der Stellvertreter Christi um und musterte Michelangelo mit einem abschätzenden Blick, bevor er mit weiten Schritten auf ihn zukam, Alidosi im Gefolge. Die Höflinge, die sich

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