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Die Kuppel des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

Die Kuppel des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kuppel des Himmels: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fleming
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Weihrauch. Bramante betrat den Saal, den der siebenarmige Leuchter mit seinen sechs Kerzen nicht ganz ausleuchtete.
    »… schma jisrael adonai elohenu adonai echad …«
    Mit dem Rücken zu ihm stand ein schlanker Mann mit rötlichen Haaren und einem kupferroten Vollbart. Er wirkte jünger, als er war, und trug eine Strumpfhose, geschlitzte Überhosen und ein Wams. Seine Kleidung unterschied sich nicht von der Bramantes, außer dass er eine Art Kappe auf dem Kopf trug, die den Architekten an das Pileolus des Papstes erinnerte.
    Als er ihn entdeckte, verstummte der Sänger. »Bedeckt Euer Haupt!«, sagte er streng. »Ihr seid im Allerheiligsten! Respektiert das – auch wenn es nicht Euer Glaube ist!«
    Bramante zog sein Wams aus und hängte es sich über den Kopf, sodass es bis zur Schulter hinunterfiel. Dieser Anblick erzeugte bei seinem Gegenüber ein Lächeln.
    »Messèr Bonet de Lates?«, fragte Bramante, den belustigten Blick aus den tief liegenden Augen ignorierend.
    »Wer sonst! Folgt mir!« Dem Akzent nach musste dieser Jude aus Frankreich stammen.
    Ohne ein weiteres Wort der Erklärung griff der Rabbiner nach einer Öllampe, verließ durch eine Tür den Betraum und führte Bramante einen langen Flur entlang zu einem kleinen Zimmer. Mithilfe der brennenden Öllampe entzündete er weitere Lichter und Kerzen, sodass der Raum bald hell erstrahlte.
    »Ihr könnt Eure Kippa nun absetzen«, sagte der Jude, und Bramante streifte das Wams vom Kopf. »Womit kann ich Euch dienen?«
    Der Architekt zog den Ring ab, den er von einem Juwelier auf den Umfang seines mächtigen Ringfingers hatte weiten lassen, und legte ihn auf den Tisch. Bonets Augen hefteten sich auf das Schmuckstück. Er begann, den Ring sorgfältig zu untersuchen, hob ihn gegen das Licht und erkannte das Monogramm in dem blauen Stein. Ein Lächeln huschte über seine Lippen.
    »Woher habt Ihr den Ring?«
    »Von einem Toten.«
    »Wisst Ihr, wem er gehört hat?«
    »Seinem Mörder.«
    Bonet zuckte zusammen. »Wer ist der Tote?«
    »Graf Giovanni Pico della Mirandola.«
    »Der Princeps Concordiae!« Ein Stöhnen entrang sich der Brust des Juden. »Und Ihr kennt seinen Mörder?«
    »Ich hoffe, dass der Ring mich zu dem Schurken führt. Ich will ihm endlich die Kehle durchschneiden für das, was er dem armen Grafen angetan hat. Was bedeutet das Monogramm?«
    »Es ist ein Ring, der vom Vater an den Sohn weitergegeben wird. An denjenigen seiner Söhne – so er deren mehrere hat –, den er verantwortlich macht für die Erhaltung des Geschlechts. Er beglaubigt damit die Herkunft der Familie aus den glücklicheren Tagen in Eretz Israel. Also vor der Vertreibung und Zerstreuung. In diesem Fall leitet sich die Familie vom Stamm Levi her.«
    »Der Mann heißt also Levi?«
    »Vielleicht, vielleicht auch nicht. Das spielt keine Rolle. Es geht um etwas vollkommen anderes. Ihr wisst, was den Stamm Levi von den übrigen elf Stämmen Israels unterscheidet?«
    Bramante schüttelte den Kopf. Er kannte sich mit den Juden nicht aus, hatte sich auch nie dafür interessiert. Und wollte es verdammt noch mal auch nicht! Pico zumindest schien die-se Beschäftigung das Leben gekostet zu haben. Hatten ihn etwa die Juden ermordet, obwohl er für sie eingetreten war? Es klang widersinnig, gewiss, aber sie hatten ja wohl auch den Heiland, ihren Messias, gekreuzigt. Wer kannte sich schon mit ihnen aus?
    Doch Bonet, den der Ring offensichtlich beeindruckte, ließ ihm keine Zeit zum Nachdenken, sondern sprach bereits weiter. »Gott hatte allen Stämmen, Dan und Simeon, Manasse und Juda und wie sie alle heißen, Land gegeben, nur dem Stamm Levi nicht. Der sollte die Tempelabgaben erhalten. So wurden seine Söhne zu Priestern. Die Kohanim!«
    »Der, dem der Ring gehört, stammt also aus einer Familie von Priestern?«
    »Oder ist zumindest stolz auf seine Zugehörigkeit zu den Leviten.«
    Bramante nahm den Ring an sich, öffnete den kleinen Mechanismus und reichte das Schmuckstück vorsichtig dem Rabbiner. Dieser schmunzelte, als hätte er nichts anderes erwartet, und entnahm dem Fach den Pergamentfetzen.
    »Wahrscheinlich ein Familiensegen, wie üblich. Dann sollten wir den Sippennamen seines Besitzers gleich haben.«
    Bramante überfuhr ein freudiger Schauer: Endlich würde er erfahren, wer seinen Freund auf dem Gewissen hatte. Sorgsam breitete Bonet das Pergamentstück auf dem Tisch aus und strich es vorsichtig mit den Handkanten von der Mitte nach außen glatt.
    »Angenehm, wie eine

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