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Die Kurtisane des Teufels

Die Kurtisane des Teufels

Titel: Die Kurtisane des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lessmann
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tragen, denn das Diebesgut bleibt in ihrem Besitz. Zugleich überzeugt er sie, dass sie erfolgreichere Raubzüge durchführen können, wenn sie sich auf bestimmte Vorgehensweisen und Stadtteile beschränken. Dies bedeutet aber, dass Wild, wenn er von einem Verbrechen erfährt, an der Handschrift stets erkennt, welcher Gauner dahintersteckt. So sind sie ihm völlig ausgeliefert, ohne es zu merken.«
    »Mr. Wild wartet also, bis ein Opfer, das bestohlen wurde, ihn aufsucht und ihn bittet, das Diebesgut wiederzubeschaffen«, schaltete sich Leonhard Street erneut ein.
    »Zu diesem Zweck hat er in seinem Haus eine Schreibstube eingerichtet, in der er Hilfesuchende empfängt«, erklärte Daniel. »Dann handelt er mit den Dieben einen Preis aus, der beträchtlich unter dem Wert der Beute, aber immer noch über der Summe liegt, die ein anderer Hehler zahlen würde. Nehmen wir an, das Diebesgut ist zwanzig Pfund wert. Ein Hehler würde dem Dieb neun Pfund bieten, Wild zahlt dagegen zehn Pfund und verlangt vom Opfer einen Finderlohn von sechzehn Pfund. Noch größere Summen verdient er freilich durch die Belohnungen, die für die Überführung von Verbrechern gezahlt werden, seien sie schuldig oder unschuldig.«
    William Wickham lehnte sich nachdenklich in seinem Stuhl zurück und drehte abwesend die Schreibfeder, mit der er sich Notizen gemacht hatte, zwischen den Fingern.
    »Euer Bericht ist lehrreich und hilft uns, Mr. Wilds Methoden zu verstehen«, sagte er schließlich. »Aber er liefert uns keine Hinweise, mit denen wir ihm das Handwerk legen können. Wir brauchen etwas, das vor Gericht Bestand hat, Beweise, die Mr. Wild unmittelbar mit einem Verbrechen in Beziehung bringen. Er ist eine harte Nuss, die nicht leicht zu knacken sein wird, auch wenn er nicht mehr so unangreifbar ist wie noch vor ein paar Jahren. Im August anlässlich der Einsetzung der neuen Ritter des Hosenbandordens in Windsor ist eine beträchtliche Menge an Juwelen gestohlen worden. Die Tatsache, dass es Mr. Wild nicht gelungen ist, sie wiederzubeschaffen, hat ihn nicht nur einiges an Ansehen in der vornehmen Gesellschaft gekostet. Es zeigt auch, dass er die Diebe, die für den Raub verantwortlich waren, nicht unter Kontrolle hat.«
    »Und seit der Affäre Jack Sheppard wendet sich auch das Volk, das ihn wegen seines furchtlosen Einsatzes gegen Straßenräuber und Mörder lange Zeit bewundert hat, zunehmend gegen ihn«, fügte Richter Beaver hinzu.
    »Dennoch können wir erst gegen Mr. Wild vorgehen, wenn wir etwas Konkretes gegen ihn in der Hand haben«, gab Street zu bedenken. »Haltet Augen und Ohren offen, Mr. Gascoyne, und berichtet uns, was Mr. Wild treibt. Sobald Ihr uns handfeste Beweise besorgen könnt, schlagen wir zu!«
    »Er soll Wild für Euch bespitzeln?«, rief Kitty bestürzt. »Aber das ist doch viel zu gefährlich. Wenn Mr. Gascoyne in Verdacht gerät, wird Wild ihn ohne Zögern umbringen lassen.«
    »Ich fürchte, uns bleibt keine andere Wahl, Madam«, entgegnete Richter Street. »Sollten wir Mr. Wild mit ungenügenden Beweisen vor Gericht bringen und er wird freigesprochen, machen wir uns nicht nur lächerlich, sondern Mr. Wilds Stellung würde dadurch auch noch gefestigt. Wir brauchen Mr. Gascoynes Hilfe. Er ist im Moment der Einzige, der uns etwas Belastendes über den Diebesfänger liefern kann.«
    »Ich bin einverstanden«, entschied Daniel. Er sah Kitty an und lächelte ihr beschwichtigend zu. »Mach dir keine Sorgen. Ich werde vorsichtig sein.«

40
    Am Nachmittag des fünfzehnten Februar erschien Stephen Robinson aufgeregt in Kittys Haus, um ihr eine überraschende Neuigkeit zu überbringen.
    »Jonathan Wild wurde verhaftet!«
    Die Kurtisane verspürte so grenzenlose Erleichterung, dass sie sich auf einen Stuhl sinken ließ. Die vergangenen Wochen hatte sie in der ständigen Angst gelebt, der Diebesfänger könne entdecken, dass Daniel ihn verraten hatte, und ihm etwas antun. Doch Wild war offenbar mit anderen Dingen beschäftigt. Bisher hatte er Daniel in keinen seiner Raubzüge einbezogen. Einerseits bedeutete dies, dass Kittys Gatte nicht Gefahr lief, während eines Diebstahls verhaftet zu werden, andererseits konnte er aber auch keine Beweise gegen den Diebesfänger sammeln. Anscheinend hatte die Justiz nun einen anderen Weg gefunden, um Jonathan Wild anzuklagen.
    »Endlich haben sich diese übervorsichtigen Friedensrichter dazu durchgerungen, etwas zu unternehmen!«, stieß Kitty befriedigt hervor.
    Doch Robinsons Miene

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