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Die Kurtisane des Teufels

Die Kurtisane des Teufels

Titel: Die Kurtisane des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lessmann
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er ausgezogen.
    »Wir sind Euch dankbar, dass Ihr gekommen seid, Madam«, sagte Beaver und bot Kitty einen Platz an. »Es wird Zeit, dass diesem Verbrecher, der sich über die Justiz und ihre Vertreter lustig macht, das Handwerk gelegt wird. Wenn ich richtig verstanden habe, hattet auch Ihr unter Jonathan Wild zu leiden?«
    »So ist es«, bestätigte Kitty und erzählte von ihrem Bruder, der auf Betreiben des Diebesfängers für ein Verbrechen hingerichtet worden war, das er nicht begangen hatte.
    »Ich erinnere mich an den Fall«, meldete sich William Wickham zu Wort. »Der Überfall auf die Kutsche fand im Hyde Park statt. Wild war erstaunlich schnell vor Ort und verhaftete einen jungen Mann aus der Provinz. Thomas Marshall war sein Name. Er schien so schuldig wie die Sünde.«
    »Thomas war ein ehrlicher Handwerker, der niemals etwas Unrechtes getan hatte«, beteuerte Kitty leidenschaftlich. »Er war nur zufällig im Park, als Wild einen Sündenbock suchte.«
    »Das ist wahr«, schaltete Daniel sich ein. »Ich kann bezeugen, dass Thomas Marshall unschuldig war. Ich war einer der Räuber, die den Überfall auf die Kutsche verübten.«
    Dankbar blickte Kitty ihn an. Es war das erste Mal seit einer Woche, dass sie ihn wiedersah, und in diesem Moment wurde ihr schmerzlich bewusst, wie sehr sie ihn vermisst hatte.
    »Mr. Gascoyne«, sagte Wickham, »Ihr habt also für Mr. Wild gearbeitet und in seinem Auftrag Diebeszüge ausgeführt?«
    »Ja, vor vier Jahren gehörte ich zu seinem engsten Kreis«, bestätigte Daniel. »Ich kann Euch genau darlegen, wie es Wild gelungen ist, die Stellung und den Einfluss zu erlangen, die er heute innehat, und wie er bei seinen Betrügereien vorgeht.«
    »Mr. Gascoyne wird Euch alles offenbaren, was er weiß«, unterbrach Kitty ihn, »wenn Ihr dafür seine Begnadigung erwirkt!«
    »Verstehe«, erwiderte Wickham nachdenklich. »Natürlich können wir keine Zusagen machen, bevor wir nicht gehört haben, was Mr. Gascoyne zu berichten hat.«
    »Wir haben uns nur unter dieser Bedingung bereit erklärt, an diesem Treffen teilzunehmen, Sir«, sagte Kitty unnachgiebig. »Mr. Gascoyne setzt sein Leben aufs Spiel, wenn er mit Euch redet.«
    Die vier Friedensrichter wechselten einverständige Blicke.
    »Mr. Gascoyne ist frühzeitig aus der Verbannung zurückgekehrt?«, erkundigte sich Magistrat Leonhard Street.
    Kitty nickte bestätigend.
    »Nun, ich denke, es ist vertretbar, für ihn eine Begnadigung zu erwirken, wenn er uns in die Geheimnisse von Jonathan Wilds Organisation einweiht. Ihr habt mein Wort, Miss Montague.«
    Kitty suchte Stephen Robinsons Blick, und als dieser ihr bestätigend zunickte, lehnte sie sich zufrieden in ihrem Stuhl zurück und schenkte Daniel ein aufmunterndes Lächeln.
    »Also, Mr. Gascoyne, was könnt Ihr uns über Mr. Wilds Wirken erzählen?«, fragte Wickham.
    Daniels Bericht nahm eine volle Stunde in Anspruch. Hin und wieder unterbrach ihn einer der Friedensrichter, wenn eine Einzelheit unklar war oder Daniel einen Ausdruck gebrauchte, den die Magistrate nicht kannten.
    »Ihr seid vollkommen sicher, dass Mr. Wild das Diebesgut nie in Besitz hat?«, vergewisserte sich Wickham.
    Daniel nickte bestätigend. »Die Diebe beschreiben ihm stets genau, was sie gestohlen haben, aber er lässt sich die Beute nie aushändigen. So kann er nicht der Hehlerei beschuldigt werden.«
    »Ein äußerst gewitztes Vorgehen«, meinte Street, der eine gewisse Anerkennung für die Klugheit des Diebesfängers nicht verbergen konnte. »Auf diese Weise werden wir seiner nicht habhaft.«
    »Wisst Ihr etwas darüber, wie es Mr. Wild gelungen ist, die Banden zu zerschlagen, die in den letzten Jahren Westminster unsicher machten?«, fragte Beaver interessiert.
    »Er geht stets nach demselben Muster vor«, erläuterte Daniel. »Zuerst nimmt er sich ein Mitglied der Bande vor. Wenn er ihm nichts nachweisen kann, hängt er ihm ein Verbrechen an und überredet ihn, seine Kumpane an die Justiz zu verraten. Daraufhin bringt Wild ein weiteres Mitglied dazu, den ersten Räuber vor Gericht zu beschuldigen. So erlangt er die Gewalt über die ganze Bande.«
    »Aber wieso haben sich die Gauner nicht einfach zusammengetan und den Kerl zum Teufel geschickt?«, warf Wickham verständnislos ein.
    »Wild besitzt ein teuflisches Talent, andere Menschen zu umgarnen und zu täuschen«, erwiderte Daniel. »Weder die Diebe noch die Öffentlichkeit durchschauen seine Manöver. Wild lässt die Gauner das alleinige Risiko

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