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Die Kurtisane des Teufels

Die Kurtisane des Teufels

Titel: Die Kurtisane des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lessmann
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Schotte ein wenig übermüdet, aber zufrieden. Er ließ Frühstück servieren, bevor er Kitty die vereinbarte Summe von zehn Guineen aushändigte und noch zwei Goldstücke drauflegte.
    »Bringt das Geld zu einem Goldschmied«, riet er ihr. »Der zahlt Euch Zinsen dafür, und es kann Euch nicht gestohlen werden.«
    Mit wehmütiger Miene verabschiedete sich Henry Montague von ihr und trug seinem Diener auf, sie zur Tür zu geleiten. Leichtfüßig sprang Kitty die wenigen Stufen zur Straße hinab. Sie hätte tanzen mögen, so erleichtert war sie. Von dem Geld würde sie eine Weile bequem leben können. Während sie durch die Gassen in Richtung Covent Garden ging, wich die anfängliche Freude jedoch bald nüchterner Überlegung. Zwölf Guineen waren eine ansehnliche Summe, doch früher oder später würde das Geld aufgebraucht sein. Das Leben in London war teuer. Wenn sie sich gegen Elend und Armut absichern wollte, musste sie mehr verdienen.
    Als Kitty die Große Piazza erreichte, betrat sie zielstrebig »Tom Kings Kaffeehaus«. Die Wirtin, die an der Theke saß und an einem Kaffee nippte, begrüßte sie mit offenkundiger Neugier.
    »Wie ist dein Abenteuer verlaufen, Kindchen?«, fragte Moll und betrachtete prüfend ihr Gesicht. »Du siehst aus, als hättest du eine erfüllte Liebesnacht hinter dir. Es war wohl nicht so schrecklich, wie du befürchtet hattest.«
    »Nein, es war alles andere als das«, gestand Kitty.
    »Erzähl mir Näheres, Herzchen«, bat die Wirtin wissbegierig.
    Kitty tat ihr den Gefallen, ohne jedoch Henry Montagues Namen zu erwähnen.
    Moll schnalzte mit der Zunge. »Manche Frauen sind dazu geboren«, meinte sie. »Du scheinst eine von ihnen zu sein. Hast du daran gedacht, in dem Gewerbe zu bleiben?«
    Leichte Röte stieg in Kittys Wangen. »Nun ja, der Verdienst ist verlockend. Ich weiß allerdings nicht recht, wie ich es anfangen soll.«
    »Hör auf meinen Rat, Mädchen«, sagte Moll und tippte sich an die Nase. »Du bist hübsch genug, um es in dem Metier so weit zu bringen wie die gefeierte Sally Salisbury. Du brauchst nur jemanden, der dich in die entsprechenden Kreise einführt. Unsere bescheidene Kaffeestube wird regelmäßig von den berüchtigtsten Bordellwirtinnen der Umgebung aufgesucht, die hier nach frischen Gesichtern für ihre Kunden Ausschau halten. Wenn du heute Abend wiederkommst, stelle ich dich gerne vor.«
    Kittys Miene blieb skeptisch. »Ich habe erschreckende Geschichten gehört über Kupplerinnen, die ihren Mädchen die Kleider wegnehmen und sie wie Gefangene halten. So können sie sie wegen Diebstahls vor Gericht bringen, wenn sie mit den teuren Seidenkleidern durchbrennen, die man ihnen zur Verfügung gestellt hat.«
    »Das stimmt, solche gibt es«, gab Moll zu. »Sie nutzen die Mädchen aus und nehmen ihnen den gesamten Verdienst weg, so dass sie der Kupplerin immer etwas schuldig bleiben und das Bordell nicht verlassen können, wenn sie nicht im Schuldgefängnis enden wollen. Aber diese Häuser werden von anspruchsvollen Freiern gemieden, denn die meisten Männer wollen keine widerspenstige oder teilnahmslose Gespielin in den Armen halten. Die wenigen Bordellwirtinnen, die von wählerischer und sogar adeliger Kundschaft frequentiert werden, sind auch ihren Mädchen gegenüber großzügig. Da kann ich zum Beispiel Mutter Grimshaw empfehlen. Sie hat einen Putzmacherladen auf der Little Russell Street, der als diskrete Fassade für ihr Bordell dient. Grafen und Herzöge zählen zu ihren Kunden. Warum suchst du sie nicht auf und bietest deine Dienste an? Ich versichere dir, dass sie dich nicht übervorteilen wird.«
    Kitty bedankte sich für den Rat und verabschiedete sich. Bevor sie jedoch eine Entscheidung fällte, wollte sie Helen besuchen. Margaret Hoskins empfing die junge Mutter mit kaum verhohlener Erleichterung. Offenbar hatte sie nicht so recht daran geglaubt, dass sie Kitty wiedersehen würde. Als diese ihre Tochter liebevoll in die Arme nahm und an sich drückte, sah Mistress Hoskins gerührt zu.
    »Ich würde sie gerne weiter bei Euch lassen«, erklärte Kitty schließlich. »Ist eine Guinee im Voraus ausreichend? Natürlich werde ich sie sooft wie möglich besuchen.«
    Als Margaret Hoskins die Goldmünze in Kittys Hand sah, stimmte sie zu. Sie werde gut für die Kleine sorgen, versprach sie.
    Diesmal fiel es der jungen Mutter noch schwerer, Abschied von Helen zu nehmen. Aber solange sie Geld verdiente, musste ihre Tochter zumindest keine Not mehr leiden.

19
    Mit

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