Die Kurtisane des Teufels
war unsinnig, vor der Kupplerin Scham zu empfinden, während sie dabei war, sich als Freudenmädchen zu verdingen.
Nacheinander fielen die Hüllen wie am Abend zuvor in Montagues Schlafgemach. Auch Mutter Grimshaw bestand nicht darauf, dass Kitty das Hemd ablegte, denn dies war in ihrem Gewerbe auch während des Beischlafs nicht üblich. Einander völlig nackt zu lieben galt als Gipfel der Verruchtheit. Die Putzmacherin zog lediglich das Hemd über Kittys Schultern nach unten, um ihre Brüste zu entblößen, die sie mit erfahrener Hand abtastete.
»Fest und rund, die Brustwarzen dunkel, aber nicht zu dick«, kommentierte sie die Untersuchung. »Du hast ein Kind geboren, nicht wahr?«
»Ja, ich habe eine Tochter«, gestand Kitty. »Sie ist in Pflege.«
Mutter Grimshaw unterbrach die Begutachtung des wohlgeformten Frauenkörpers und blickte ihr kurz ins Gesicht.
»Hat dein erster Liebhaber dich geschwängert?«
Kitty nickte.
»Das alte Lied!«, rief die Matrone aus. »Nun, in meinem Haus wird dir das nicht passieren. Es gibt gewisse Mittel, um eine Schwangerschaft zu vermeiden.« Ihre Stimme wurde streng. »Wer auf diesem Gebiet nachlässig ist und sich ein Kind machen lässt, muss gehen. Hast du verstanden?«
»Ja, Madam. Aber wie kann man verhindern …«
»Nur Geduld, du wirst in alles eingeweiht.« Mutter Grimshaw schnalzte missbilligend mit der Zunge, als sie mit der Hand Kittys dünne Arme umfasste. »Du bist sehr mager, Kindchen. Offenbar hast du eine Zeitlang in großem Elend gelebt. Aber wir päppeln dich schon wieder auf. Dreh dich um!«
Kitty tat wie geheißen und fühlte kurz darauf, wie die Hände der Gevatterin ihr Gesäß kneteten.
»Ein Hintern so hart wie Cheshire-Käseräder! Du hast in deinem Leben nicht viel herumgesessen, Mädchen. Nun setz dich dort auf die Tischkante und spreiz die Beine.«
Kitty ließ sich auf den bezeichneten Tisch nieder, machte aber nur zögernd die Beine breit, da sie nicht verstand, weshalb die Kupplerin dies verlangte. Als Mistress Grimshaw ganz nah an sie herantrat und Kitty kurz darauf ihre Hand zwischen den Schenkeln spürte, zuckte sie zusammen.
»Was tut Ihr?«, rief sie entrüstet.
»Nur die Ruhe, Herzchen. Ich will nur beurteilen, ob es möglich ist, deine Jungfernschaft wiederherzustellen.« Im nächsten Moment bohrte sich ihr Finger in Kittys Scheide und bewegte sich prüfend hin und her. »Du bist eng wie eine Jungfer«, bemerkte die Bordellwirtin entzückt. »Vertrau dich mir an, und ich werde dich groß herausbringen. Wie heißt du, mein Kind?«
Bereits auf dem Weg zur Little Russell Street hatte Kitty darüber nachgedacht, wie sie sich vorstellen sollte. Den Namen Gascoyne wollte sie nicht mehr gebrauchen, und ihren Mädchennamen konnte sie nicht länger tragen, da sie Jonathan Wild immer noch fürchtete. Sie hatte gehört, dass Freudenmädchen zuweilen den Namen ihres großzügigsten Gönners annahmen, und so hatte sie beschlossen, sich fortan Kitty Montague zu nennen.
»Nun bleibt nur noch eine kleine Formalität zu erledigen«, schloss Mutter Grimshaw. »Meine Kunden erwarten, in meinem Haus gesunde Mädchen vorzufinden und keine Feuerschiffe, an denen sie sich den Schwanz verbrennen könnten. Daher unterhalte ich die Dienste eines Wundarztes, der die Mädchen regelmäßig untersucht. Wenn du sauber bist, kannst du bleiben. Ich verlange die Hälfte deiner Einkünfte. Das ist viel, ich weiß, manche Kupplerinnen nehmen nur ein Viertel, aber dafür berechne ich dir keine überhöhten Leihgebühren für Kleider und Schmuck. Ich sehe diese Dinge eher als Investition.«
Jemand klopfte an die Tür.
»Herein!«, rief die Bordellwirtin. »Ah, Meister Hearne. Wie gut, dass Ihr so kurzfristig kommen konntet.«
Kitty errötete bis zu den Haarwurzeln, als der Blick des Wundarztes auf sie fiel. Seine Gegenwart war eine schmerzliche Erinnerung an ihre Vergangenheit, als sie geglaubt hatte, als Gemahlin von Daniel Gascoyne ein anständiges Leben führen zu können. Meister Hearne war ebenso überrascht wie sie, ihr an diesem Ort zu begegnen, sagte aber nichts. Er hatte zu oft mit angesehen, wie sich unschuldige Mädchen durch Armut und Elend gezwungen sahen, ihren Körper zu verkaufen.
Nach der Untersuchung, die Kitty schweigend ertrug, richtete Meister Hearne sich wieder auf und verkündete: »Es besteht kein Zweifel, Mistress Grimshaw, das Mädchen ist gesund. Ich habe nichts gefunden, was auf die französischen Pocken oder einen Tripper
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