Die Kurtisane des Teufels
Mutter Grimshaw schon lange nicht mehr gegrinst. Das legt die Vermutung nahe, dass es sich um einen gewissen Herzog handeln könnte.«
Mehr ließ sich das junge Mädchen nicht entlocken. Kitty zuckte mit den Schultern. Es gab bereits zwei Herzöge von königlichem Geblüt unter ihren Freiern, welchen Unterschied machte da ein dritter?
Lachend und schwatzend rauschten die drei Kokotten schließlich die Treppe ins Erdgeschoss hinab und zogen eine Wolke teuren Parfüms hinter sich her. Mutter Grimshaws Kutsche wartete bereits. Kitty sah neugierig aus dem Fenster, als das Gefährt in die Brydges Street fuhr und dann in den Strand einbog. Sie durchquerten das Temple Bar, folgten der Fleet Street am Clifford’s Inn vorbei und hielten schließlich vor dem Wine Office Court, einer schmalen Passage, die für ein Gefährt zu eng war. Die Lakaien sprangen von den Trittbrettern, öffneten den Damen die Tür und halfen ihnen beim Aussteigen. Sie mussten nur wenige Schritte gehen, dann standen sie vor der namhaften »Cheshire Cheese Tavern«.
Tapfer ging Kitty ihren Begleiterinnen voraus. Das Herz schlug ihr vor Aufregung bis zum Hals, als sie den Blick durch den Schankraum schweifen ließ. Die massiven Kamine verbreiteten eine angenehme Wärme. Die Wände waren dunkel getäfelt, und die Tische standen in Nischen, die ein wenig Schutz vor neugierigen Blicken boten. In einer hinteren Ecke erhoben sich drei feingekleidete Herren von den Sitzbänken und verneigten sich galant vor den Frauen. Der mittlere, ein beleibter Mann Ende dreißig mit hervorquellenden Augen, großer Nase und gerötetem Gesicht unter einer mächtigen blonden Perücke bewegte sich ein wenig unbeholfen, ganz im Gegensatz zu seinen Begleitern, denen die Etikette offensichtlich im Blut lag. Der junge Galan zu seiner Rechten trat vor und begrüßte die Damen.
»Ihr müsst die berühmte Miss Montague sein, Madam«, sagte er zu Kitty, die ihm bestätigend zulächelte. »Darf ich Euch Seine Gnaden, den Herzog von Cambridge, vorstellen?«
Kitty wandte sich dem behäbigen Herzog zu und machte einen Knicks. In diesem Augenblick erkannte sie ihn. Sie hatte ihn während ihres ersten Besuchs im Drury-Lane-Theater in der königlichen Loge gesehen. Er war kein Geringerer als Georg Augustus von Hannover, Prinz von Wales und zukünftiger König von England. Errötend versank sie in eine tiefe Referenz.
»Aber nicht doch, Madam«, sagte Georg Augustus. Sein Englisch war mit einem starken Akzent unterlegt. »Ich bin inkognito hier wie ein ganz normaler Bürger.«
»Dennoch wäre es Euch vielleicht angenehmer, Französisch zu sprechen, Monsieur?«, schlug Kitty vor.
Sein erfreutes Lächeln entspannte die etwas verkrampften Züge.
»Das wäre es«, stimmte er zu. »Euer Französisch ist vorzüglich, Madame.«
Er bot ihr den Arm und führte sie zu dem Tisch, an dem er und seine Begleiter gesessen hatten. Die beiden Höflinge hatten sich inzwischen der anderen Damen angenommen.
»Wir haben bereits bestellt, Mesdames«, verkündete Georg Augustus. »Ich hoffe, Ihr seid hungrig.«
Das Benehmen des Prinzen bei Tisch ließ einiges zu wünschen übrig, doch seine Flegelhaftigkeit und die derbe Ausdrucksweise waren weithin bekannt, und so stellten sich die drei Frauen schnell darauf ein. Der Wein floss reichlich durch die Kehlen. Nach dem üppigen Mahl waren alle recht angeheitert. Auch Kitty hatte dem Alkohol kräftig zugesprochen, um ihre Sinne zu betäuben, denn die Aussicht, diesem wenig anziehenden Prinzen beizuliegen, war alles andere als angenehm.
Mit unsicherem Schritt folgte sie Georg Augustus in den zweiten Stock der Schenke und schließlich durch eine Tür in eine Kammer, in der ein Baldachinbett mit zugezogenen Vorhängen stand. Im Kamin brannte ein munteres Feuer. Fasziniert betrachtete Kitty die Kacheln, die die Feuerstelle umrahmten. Sie waren mit erotischen Szenen bemalt. Ein Mann, dessen Hose um seine Knie schlotterte, schob sein steifes Glied in die Scheide einer Frau, die nackt bis auf ein hochgeschobenes Hemd auf einer Bank saß. Auf einer anderen Kachel nahm ein Mann mit genüsslicher Miene eine Dirne von hinten. Eine dritte zeigte einen halbnackten Freier, der sich von einer Hure auspeitschen ließ, während zwei weitere Dirnen ihn mit den Händen befriedigten. Das flackernde Licht der Flammen, das auf den Darstellungen tanzte, ließ die Figuren so lebendig erscheinen, dass Kitty sich einbildete, sie vor Lust keuchen zu hören.
Die Berührung zweier
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