Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kurtisane des Teufels

Die Kurtisane des Teufels

Titel: Die Kurtisane des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lessmann
Vom Netzwerk:
Hände, die sich um ihre Taille legten, riss Kitty in die Wirklichkeit zurück. In ihrem Schoss pochte es. Die Bilder hatten ihr Verlangen angefacht, was zweifellos der Grund war, weshalb sie in diesem Gemach angebracht worden waren. Wieder einmal war Kitty dankbar für die leichte Erregbarkeit ihres Körpers. So konnte sie sich auch einem Liebhaber hingeben, der wenig zärtlich war und ihre Brüste recht unsanft tätschelte. Als sich die Finger des Prinzen zwischen ihren Schenkeln zu ihrer Scheide vortasteten, bemerkte er überrascht: »Ihr seid feucht! Es ist das erste Mal, dass ich einer Dirne beiliege, die nicht trocken wie die arabische Wüste ist.« Schelmisch zwinkerte er ihr zu. »Es macht Euch tatsächlich Spaß, einem Mann beizuwohnen, nicht wahr? Eine Seltenheit unter den Damen der Nacht!«
    Stolz, dass es ihm gelungen war, sie zu erregen, verbrachte Georg Augustus die ganze Nacht mit ihr. Bis in die frühen Morgenstunden musste sie ihm zu Willen sein, bis ihn endlich die Erschöpfung übermannte und er in tiefen Schlaf fiel. Trotz ihrer Müdigkeit lag Kitty noch eine Weile wach und beobachtete das Liebespiel der Figuren auf den Kacheln, bis das Feuer im Kamin erlosch und sie in Dunkelheit hüllte.
    Als Kitty am Morgen erwachte, stand der Prinz von Wales bereits angekleidet am Fenster. Einer seiner Begleiter, der am Abend neben Polly gesessen hatte und später mit ihr in einem anderen Gemach verschwunden war, half Georg Augustus dabei, seine Perücke zurechtzurücken. Vermutlich war er ihm auch beim Anlegen der Kleider zur Hand gegangen, während sie geschlafen hatte.
    »Guten Morgen, Madam«, grüßte er Kitty, als diese ihn überrascht ansah. »Seine Gnaden muss Euch nun verlassen. Er wird Mistress Grimshaw die vereinbarte Summe zukommen lassen. Eure Begleiterinnen sind nebenan. Soll ich sie zu Euch schicken?«
    Kitty nickte nur. Mit einer Verbeugung verließen die beiden Männer die Kammer.
    Mutter Grimshaws Kutsche hatte auf der Fleet Street gewartet. Ein wenig verschlafen stiegen die drei Frauen ein und ließen sich in die Polster sinken.
    »Wie war er?«, fragte Lucy neugierig.
    »Ein wenig unbeholfen, aber ausdauernd«, antwortete Kitty schelmisch. »Daher die reiche Kinderschar.«
    Als die Kutsche in die Drury Lane einbog, wurde der Verkehr so dicht, dass es nicht mehr vorwärtsging.
    »Was ist da vorn los, Evans?«, wandte sich Polly an den Kutscher.
    »Ein Menschenauflauf, Madam«, rief Evans. »Wie es scheint, wird da eine arme Kreatur am Karren durch die Straßen geführt und ausgepeitscht.«
    Betroffen sahen die jungen Frauen einander an. Sie dachten an die Verhaftungen, deren Zeuge Kitty vor ein paar Wochen geworden war. War die arme Seele eine von ihnen?
    Sie folgten der Menschenmenge, die sich nur im Schritttempo fortbewegte. Keine der Frauen wagte es, ein Wort zu sagen. Die anfeuernden Rufe der Menge verursachten ihnen eine Gänsehaut. Etwa eine halbe Stunde verging, bevor sich der Auflauf allmählich auflöste. Energisch schwang Evans die Peitsche und trieb sein Gespann durch die lichter werdenden Reihen. Bevor die Kutsche nach links in die Little Russell Street einbog, erhaschte Kitty einen Blick auf den Leiterwagen, der an der gegenüberliegenden Ecke angehalten hatte. Die Hände an die Streben des Karrens gebunden, versuchte eine Frau um die fünfzig, sich trotz zitternder Knie auf den Beinen zu halten. Ihr Oberkörper mit den schlaff herabhängenden Brüsten war nackt, der Rücken übersät von blutigen Striemen, die die Peitsche hinterlassen hatte. Unter einer schmutzigen Haube quollen graue Strähnen hervor. Als die Geschundene ihr das Gesicht zuwandte, schreckte Kitty zurück.
    »Das ist Mutter Jolley!«, rief sie aus.
    Ihre Begleiterinnen reckten betroffen die Köpfe.
    »Tatsächlich«, bestätigte Polly. »Ich hörte, dass man sie zu Peitsche und Zuchthaus verurteilt hat, weil sie ein Bordell führt.«
    Die Frauen sahen einander nicht an. Das Schicksal war launisch. Eines Tages mochte eine von ihnen den Platz der alten Mutter Jolley einnehmen.

27
    Ihr haltet mich wohl für ein dummes Frauenzimmer, Mr. Craile, nur weil ich nichts von Buchführung verstehe«, schimpfte Mutter Grimshaw. »Aber ich kann rechnen. Und ich sage Euch, da fehlen fünfzig Guineen in Eurer Abrechnung.«
    Kitty war auf dem Weg in die Stube am Studierzimmer der Kupplerin vorbeigegangen, als sie deren erboste Stimme vernahm. Die Tür war nur angelehnt. Neugierig blieb die junge Frau stehen und warf einen

Weitere Kostenlose Bücher