Die Lady auf den Klippen
würde bis ans Ende seines Lebens Junggeselle bleiben. Ach, wie viel Glück Sir Rex hat, eine so reizende Dame wie Sie zur Frau zu bekommen!“
„Ich bin die Glückliche“, widersprach Blanche.
„Er hat seine dunklen Stimmungen“, warnte Mrs Linney.
„Das ist mir egal“, erwiderte Blanche lächelnd.
„Sie bekommen einen großen Kriegshelden zum Mann“, sagte Paul von der anderen Seite des Tisches her. „Mein Cousin erzählte, er hätte den Duke of Clarewood auf seinem Rücken vom Schlachtfeld getragen, mit nur einem Bein. Ohne Sir Rex wäre Clarewood tot.“ Er strahlte.
Blanche sah zu Rex hinüber. Er senkte den Blick, und sie bemerkte, dass er errötet war.
Und Paul Farrow bemerkte sofort, dass er einen Fehler gemacht hatte. Er schreckte hoch und sah von Blanche, die keine Ahnung hatte, was in Sir Rex vorgehen mochte, zu seinem Gastgeber. „Sir Rex, es tut mir leid. Mein Cousin war ebenfalls beim 11. Regiment der leichten Dragoner, aber ich hätte nicht vom Krieg sprechen sollen.“
Rex trank einen Schluck Rotwein. Er blickte zu Paul und zuckte die Achseln. „Ich habe mein Möglichstes getan, um den Krieg zu vergessen. Das ist lange her.“
„Natürlich“, rief Paul nervös und offensichtlich verlegen. „Es war ein schrecklicher Krieg, aber zum Glück haben wir gewonnen, durch Helden wie Sie!“
Abrupt stand Blanche auf. Sie war besorgt, denn Sir Rex starrte in sein Glas, als wäre es eine Kristallkugel, die Bilder aus seiner Vergangenheit barg. „Warum gehen wir Frauen nicht in den Salon? Die Männer können ihren Brandy und ihre Zigarren hier genießen.“
Doktor Linney zwinkerte ihr zu. „Ein ausgezeichneter Vorschlag. Ich sehne mich schon nach einem Brandy.“
Als Margaret und Mrs Linney sich erhoben, eilte Blanche zum Kopf der Tafel. „Ich werde Fenwick sagen, dass er den Brandy hereinbringen soll“, sagte sie leise.
Rex sah sie nicht an. „Danke schön.“
Sie war verstimmt. Welche Dämonen aus dem Krieg ihn auch verfolgen mochten, so hatten sie ihn jetzt eingeholt. Das spürte sie deutlich. Sie wandte sich an die Damen. „Ich werde gleich nachkommen.“
Blanche eilte in die Küche, wo ihre Zofe Anne zur Hand ging, während Fenwick mit einer Zeitung am Tisch saß. „Das Essen war ein Erfolg, Anne. Danke.“
Das Hausmädchen erschrak.
Blanche bat Fenwick, den Gentlemen Brandy zu servieren, und verließ die Küche. Als sie am Esszimmer vorbeiging, warf sie einen Blick hinein, aber es schien Sir Rex gut zu gehen. Er nickte gerade Paul zu, der etwas zu ihm sagte. Doch er bemerkte sie sofort, und sie sahen einander in die Augen. Sie war erleichtert, dass er sich von seinen Erinnerungen erholt hatte, was immer sie beinhalten mochten. Dr. Linney sah sie ebenfalls und zwinkerte ihr beruhigend zu.
Ehe sie den großen Raum betrat, bemerkte sie, dass die Frauen miteinander flüsterten, und sofort blieb sie stehen. Warum tuschelten sie leise? Was war es, das sie nicht hören sollte?
Früher hätte Blanche gelächelt und wäre einfach hineingegangen. Jetzt jedoch trat sie näher an die Tür und versteckte sich dort, um zu lauschen, ohne gesehen zu werden.
„Ich fühle mich so unwohl, und es tut mir so leid für sie“, flüsterte Mrs Linney.
„Ich bin sicher, dass es nicht wahr ist“, erklärte Margaret überzeugt.
„Die Schwester ihrer Mutter steht bei Squire Deedy im Dienst. Es stimmt – die arme Lady Harrington hat keine Ahnung, dass Sir Rex eine Affäre mit seinem Hausmädchen hat – direkt vor ihrer Nase! Es ist eine Schande. Eine Schande!“, flüsterte Mrs Linney mit Nachdruck.
Blanche konnte es kaum glauben. Und wenig später äußerte Margaret das Gleiche: „Ich glaube das nicht.“
Blanche lehnte sich an die Wand. Sir Rex hatte sie davor gewarnt, dass es Gerede geben würde – und er hatte recht gehabt. Aber sie hatte nie so böswilligen Klatsch erwartet – und am schlimmsten war, dass es stimmte! Sie zitterte. Und sie wusste nicht, was sie tun sollte.
Es gab keine Möglichkeit, dieses Gerücht zu ersticken. Und wenn Mrs Linney davon wusste, dann wussten die meisten in der Gegend davon.
Es versetzte ihr einen Stich. Sie konnte mit diesem Klatsch umgehen, aber Sir Rex brauchte nicht noch mehr Gerede hinter seinem Rücken.
Früher wäre sie einfach in den Raum gesegelt und hätte so getan, als wäre alles in Ordnung. Jetzt trat sie ein und konnte nicht
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