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Die Lady auf den Klippen

Die Lady auf den Klippen

Titel: Die Lady auf den Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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den Boden. Sie sah ihm nach, bis die Tür sich hinter ihm schloss.
      Blanche begann zu zittern. Wie hatte es nur geschehen können, dass sie auf diesen schmalen Grat geraten waren, auf dem eine falsche Bewegung, ein falsches Wort reichten, um sie voneinander zu trennen? Und wie würden sie überhaupt zurechtkommen, wenn Gäste bei einem einfachen Abendessen sie schon derart aus der Fassung bringen konnten?
      Ihre Verzweiflung verschwand plötzlich und machte einem tiefen Kummer Platz. Es geschah so schnell, dass sie nicht atmen konnte und zu ersticken drohte.
      Sie wusste, dass sie Sir Rex nicht verlieren durfte. Bei dem Gedanken brach ihr beinahe das Herz. Sie würde ihn im Turm aufsuchen und ihm sagen, wie viel ihr an ihm lag. Aber das Gefühl des Schmerzes wurde stärker. Es war lähmend, unerträglich. In diesem Augenblick erkannte Blanche, dass der Schmerz nicht von dem Kummer herrührte, Sir Rex verlieren zu können.
      Hier ging es um viel mehr.
      Das Bild ihres Vaters erschien vor ihrem geistigen Auge. Dann folgte die Erinnerung an ein Porträt ihrer Mutter, das noch immer über der Treppe in Harrington Hall hing.
      Sie schrie auf, setzte sich, presste die Hände an die Brust. Als ihr Vater starb, hatte sie keine einzige Träne vergossen, und an ihre Mutter konnte sie sich gar nicht erinnern, geschweige denn, an ihren Tod – aber plötzlich hätte sie am liebsten laut geweint und geschluchzt. Das Gefühl des Verlustes war sehr heftig. Das Gefühl des Alleinseins war beinahe noch stärker. Sie fühlte sich, als wäre sie sechs Jahre alt und nicht siebenundzwanzig.
      „Blanche?“
      Sie drehte sich um, als Sir Rex rasch auf sie zugehinkt kam.
      „Nicht weinen.“ Er setzte sich hin und zog sie in seine Arme. „Es tut mir leid, ich bin ein Ekel.“
      Sie schmiegte sich in seine Arme und weinte hilflos, trauerte hilflos. Er umfasste ihr Gesicht.
      „Es tut mir leid. Bitte nicht weinen.“ Er war fassungslos.
      Sie wollte ihm sagen, dass es nicht seine Schuld war, ganz und gar nicht, aber sie konnte es nicht. Sie wollte ihn anflehen, ihr zu helfen, Glück und Freude zu finden, damit sie der Angst entfliehen konnte, aber sie konnte es nicht. Sie konnte nur den Kopf schütteln, unfähig zu sprechen, und versuchen, sich in seiner Armbeuge zu verkriechen, an seinem großen, starken Körper, einem Ort, an dem sie sich sicher und geborgen fühlen konnte. Er drückte sie fester.
      Bilder tanzten ihr durch den Kopf – das tote Pferd mit den großen Augen, die nichts mehr sahen, dem blutigen, zerschlagenen Körper, der Monstermann mit den gelben Zähnen, die blutigen Zinken der Mistgabel und Mamas perfekte Züge, lächelnd, so wie sie dem Maler Modell gesessen hatte.
      Ihr Vater war vor sechs Monaten gestorben, und sie konnte sich an keinen einzigen Moment mit ihrer Mutter erinnern. Warum musste sie jetzt trauern? Das war zu viel. Alles geschah auf einmal, doch mit so vielen Gefühlen konnte sie nicht umgehen. Sie begann zu verstehen, was hier mit ihr geschah. Als sie nach Land’s End kam, war ihr Herz gleichsam aufgewacht. Zuerst hatte es Verwirrung gegeben, dann Verlangen, dann Liebe. Jetzt war ihr Herz ein funktionierendes Organ. Und dessen Empfindungen würden sich nicht auf ein paar positive Gefühle beschränken. Denn erst kürzlich hatte sie auch Zorn und Angst empfunden. Und nun schmerzte ihr Herz vor Trauer.
      In diesem Augenblick würde sie alles geben für das ruhige Leben, das sie den größten Teil ihres Daseins geführt hatte.
      „Blanche“, flüsterte er, streichelte ihren Rücken und hielt sie ganz fest. „Es tut mir so leid. Verzeihen Sie mir!“
      Sie schmiegte ihr Gesicht in seine warme Halsbeuge, holte tief Luft, atmete seinen Duft ein. Mit den Lippen berührte sie seine Haut, und sie begann zu glühen. Die Trauer verblasste, und ein heftiges Verlangen trat an deren Stelle. Blanche umfasste seine Schultern, erfreute sich daran, wie breit sie waren, rieb ihr Gesicht an seinem Hals. Sie spürte, wie er erstarrte.
      Er war so groß, so stark, so betörend. Sie strich mit den Händen über seine Oberarme, fühlte die Muskeln, die sich unter ihren Händen anspannten. Mit den Lippen glitt sie über seine Kehle und hörte, wie er tief Luft holte. Ihr Herz schlug schneller, und sie spürte ihren Puls tief unten, hinter den vielen Schichten ihrer Kleider.
      „Blanche“, sagte er mit belegter Stimme und umfasste ihre Taille.
      Sie atmete

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