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Die Lady auf den Klippen

Die Lady auf den Klippen

Titel: Die Lady auf den Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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sprach, geschweige denn mit dem Hausmädchen.
      „Ich freue mich für Sie beide“, sagte Anne. „Und wenn Sie möchten, dass das Essen um sieben serviert wird, dann sollte ich jetzt in die Küche gehen.“
      Blanche erstarrte, als Anne sie einfach vor der Küche stehen ließ. Dann presste sie die Hände an ihre pochenden Schläfen, denn sie fürchtete, jetzt Kopfschmerzen zu bekommen. Angespannt wartete sie auf eine weitere Erinnerung, aber sie sah nur vor sich, was tatsächlich da war. Als sie erkannte, dass ihr kein Messer in den Kopf gestoßen wurde und auch keine neue Erinnerung sie in die Vergangenheit entführen würde, entspannte sie sich ein wenig. Vielleicht wurde es endlich besser.
      In der vergangenen Nacht hatte sie von dem Pferd geträumt, das geschlagen wurde, während sie zusah, ein entgeistertes Kind von sechs Jahren. Doch es war ein Traum gewesen, und das hatte sie gewusst. Sie war aufgewacht und hatte den Rest der Nacht vor dem Feuer verbracht, aus Angst, wieder einzuschlafen, aus Angst vor einem weiteren Traum, der so lebendig war, dass sie ihn für Wirklichkeit halten würde. Als Folge davon fühlte sie sich erschöpft. Doch es waren vierundzwanzig Stunden vergangen, ohne dass eine neue Erinnerung aufgestiegen oder sie in die Vergangenheit geglitten war. Dafür war sie dankbar.
      Sie betete, dass es endlich vorbei sein möge. Denn am Vortag hätte sie Sir Rex die Wahrheit sagen sollen. Doch wenn die Erinnerungen aufgehört hatten und sie nicht länger in die Vergangenheit gezogen wurde, würde ihre Lüge keine Rolle spielen, nicht in der Zukunft, die sie mit Sir Rex teilen wollte.
      Eben jedoch hatte sie sich nicht wiedererkannt. Statt ruhig und vernünftig zu sein, war sie wütend geworden. War Anne ihr feindlich gesonnen? Wollte sie sie demütigen und ihre erste Einladung sabotieren? Oder war sie so verwirrt, dass ihre Verdächtigungen ungerechtfertigt waren? Blanche wusste es nicht. Sie war noch immer angespannt.
      Erschüttert betrat sie die Küche. Als sie bemerkte, dass Anne sich am Herd beschäftigte, war sie froh darüber. Sie eilte wieder die Treppen hinauf und versuchte, die Fassung zurückzuerlangen, was ihr in ihrem bisherigen Leben immer so gut gelungen war. Ihr moosgrünes Satinkleid lag bereit. Zumindest war das Kleid annehmbar. Blanche schlüpfte aus dem grauen Tageskleid und war plötzlich überzeugt davon, dass der Abend nicht so glatt verlaufen würde, wie sie es beabsichtigt hatte.
      Sie erstarrte. Woher kam dieser Gedanke? Sie hatte Hunderte von Malen Gäste empfangen, sie war eine geübte Gastgeberin, wusste geschickt Konversation zu machen und für das Wohl ihrer Gäste zu sorgen. Natürlich würde der Abend gelingen. Niemand würde etwas über das armselige Abendessen sagen, und sie wollte dafür sorgen, dass genügend Wein serviert wurde. Es gab keinen Grund zur Sorge, nicht den geringsten.
      Meg klopfte und betrat das Zimmer. Als Blanche beim Ankleiden geholfen wurde, fragte sie: „Meg, warum hast du mir nicht gesagt, dass es auf dem Markt kein Huhn gab? Und keine Lammkeule im Räucherhaus?“
      Verwirrt sah die Zofe sie an. „Mylady, das wusste ich nicht.“
      „Anne hat dir nicht aufgetragen, mich darüber zu informieren, dass sie die Speisenfolge geändert hat?“
      „Nein. Ich habe heute den ganzen Tag noch nicht mit ihr gesprochen.“
      Blanche sah sie nur an.
      „Sie ist verschlagen, ich mag sie nicht, und ich traue ihr nicht, Mylady“, sagte Meg leise, als könnten sie belauscht werden.
      „Ja.“ Blanche holte tief Luft. „Ich glaube, da hast du recht.“ Dann rückte sie das Diamanthalsband zurecht, das sie trug. „Es spielt keine Rolle. Wir werden das Abendessen heute überleben. Wenn sie mich verletzen will, so ist es ihr gelungen. Aber sei’s drum. Ihre Tage in Land’s End sind gezählt, und sie kann nichts an der Tatsache ändern, dass ich jetzt hier die Herrin bin.“
      Meg lächelte zustimmend. „Sie kann nichts daran ändern, dass Sie bald Sir Rex’ Gemahlin sein werden.“
      Blanche hielt den Abend für einen Erfolg, trotz des bescheidenen Mahls. Die Farrows waren offensichtlich so entzückt, auf Bodenick zu sein, dass sie ihr mehrmals deswegen Komplimente machten. Doktor Linney war liebenswürdig, und seine Frau eine unermüdliche, aber nette Plaudertasche. Mrs Linney lenkte das Gespräch immer wieder auf Sir Rex’ weitläufige Familie zurück. Sie hatte über den Earl und seinen Erben

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