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Die Lady auf den Klippen

Die Lady auf den Klippen

Titel: Die Lady auf den Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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war, denn die Sonne stand hoch am strahlend blauen Himmel. Ein Lächeln breitete sich über ihr Gesicht. Oh – sie hatte nicht geahnt, dass Leidenschaft etwas so Wunderbares war – Sir Rex war wunderbar!
      Sie schmiegte sich in die Kissen, dachte zurück an sein Verlangen und seine Liebe, erinnerte sich daran, wie erschreckend leidenschaftlich sie selbst gewesen war, an ihre Ausbrüche und ihre Kühnheit. Selbst noch nach dieser Nacht, die sie miteinander geteilt hatten, fühlte sie sich unerfüllt. Liebe Güte – jetzt war sie eine leidenschaftliche Frau!
      Wer hätte das je für möglich gehalten?
      Sie dachte an seine Berührungen, seine Küsse, seine Liebe, von der sie wusste, dass er sie voller Zurückhaltung ausgeübt hatte. Und sie dachte an seinen herrlichen Leib – und dass er sie sehr attraktiv zu finden schien. Sie hatten einander viele Male geliebt. Vielleicht erwartete sie jetzt ein Kind. Ach, sie betete darum, ein Kind zu erwarten!
      Vage erinnerte sie sich daran, dass er sich über sie gebeugt und geflüstert hatte, einiges erledigen zu müssen; sie solle aber ausschlafen. Sie war sicher, dass er ihr Haar geküsst hatte, ehe er das Zimmer verließ. Plötzlich kamen ihr die Tränen. Er war ein so freundlicher, sanfter Mann, aber außer ihr wusste das niemand. Und sie war so schrecklich verliebt. Ihre Ehe würde glücklich werden, daran konnte es einfach keinen Zweifel geben.
      Freude stieg in ihr auf – und ganz plötzlich auch Kummer.
      Blanche erstarrte, all ihr Glücksgefühl verschwand, stattdessen fühlte sie so viel Verzweiflung und Trauer, so viel Einsamkeit, dass sie nicht zu atmen vermochte. Sofort sah sie Erinnerungen vor sich – ihr Vater, als er mit Lungenentzündung im Bett lag, und ihre Mutter, aber nicht so, wie sie in dem Porträt aussah. Entsetzt fuhr Blanche auf, als sie sich an ihre Mutter erinnerte, in dem Augenblick, da ihre Kutsche vom Pöbel umlagert war, mit dem vor Angst schneeweißen Gesicht. Und die Männer, die die Tür aus den Angeln rissen.
      „Nein!“ Nicht jetzt, nicht heute. Sie wollte sich nicht mehr an diesen schrecklichen Augenblick erinnern.
      Sie musste alldem endlich Einhalt gebieten! Denn sie wollte nicht wissen, was danach geschehen war!
      Aber die Erinnerung war da, und es gab keine Möglichkeit, ihr auszuweichen. Ihre Mutter hatte sie festgehalten, bis die Männer die Kutschentür aufrissen, hineingriffen und sie auf die Straße gezerrt hatten. Blanche schrie. Ihr war schwindelig. Sie presste die Hände an den Kopf, während der Schmerz begann, doch er wurde immer schlimmer, als würde ihr ein Messer in den Kopf gestoßen.
      Das musste jetzt aufhören! Sie wollte nicht wissen, was als Nächstes passiert war. Wie blind taumelte sie aus dem Bett, als ihre Mutter schrie: „Tötet nicht meine Tochter! Verschont mein Kind! Bitte verschont mein Kind!“
      Erschrocken zuckte Blanche zusammen, als sie hörte, wie ihre Mutter die Männer um ihr Leben bat. Ein Dutzend Männer standen zwischen ihnen, überall war Blut, und Mama flehte wieder, als die Männer sie packten und fortzerrten, sodass Blanche ihre Mutter nicht mehr sehen konnte.
      Blanche schrie: „Mama!“ Entsetzt flehte das Kind: „Mama!“
      Doch sie konnte ihre Mutter nicht sehen, denn ein Dutzend Männer mit erhobenen Piken und Forken standen jetzt zwischen ihr und der Kutsche. Das Monster mit den hellen Augen sah sie an und streckte die Hand aus. „Komm aus der Kutsche heraus, Mädchen“, befahl es grob.
      Sie hatte solche Angst, dass sie sich nicht bewegen konnte, und das stachelte noch seinen Zorn an.
      „Komm heraus, sonst hole ich dich“, warnte er sie.
      Sie machte ihre Hosen nass. „Mama!“
      Und dann begannen die Schreie. Es waren die Schreie einer Frau, die grausam gequält wurde …
      Grinsend griff der Monstermann nach ihr. Blanche wich so weit in die Kutsche zurück, wie sie konnte. Er fluchte, sprang herein und packte sie. Sie wehrte sich und wurde auf die Straße gezerrt, auf die Steine geschleudert.
      Ihre Mutter weinte und schrie, flehte um ihr Leben, um Blanches Leben.
      „Mama!“, rief Blanche.
      „Blanche! Lauf! Versteck dich!“
      Das Monster beugte sich über sie, griff nach ihr, um auch sie zu quälen. Blanche entwand sich ihm und fiel auf ihre Hände und Knie, riss sie sich auf den Pflastersteinen auf, kroch dann davon, so schnell sie konnte, zwischen und unter den tobenden Männern hindurch.

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