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Die Lady auf den Klippen

Die Lady auf den Klippen

Titel: Die Lady auf den Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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ihrer Tasse. Als sie die Tasse abstellte, klapperte sie laut auf der Untertasse.
      Er ergriff ihre kleine, kühle Hand. „Blanche, ich bin gekommen, um über Dashwood zu sprechen, aber ich bin zu besorgt um Ihre Gesundheit. Sie müssen mir versprechen, heute keinen Vertrag zu unterzeichnen. Haben Sie einen Arzt aufgesucht?“
      Sie starrte auf ihre Hände. Er sah, wie sie errötete.
      „Blanche?“
      Sie verneinte, legte die freie Hand an die Schläfe und flüsterte: „Lassen Sie mich los.“
      Er zögerte, hatte Angst, das zu tun, doch endlich gehorchte er. „Was ist mit Ihnen?“
      Sie sprang auf und presste die Hände auf die Ohren. Ihre Miene drückte Panik aus.
      „Blanche!“
      Sie schrie auf und wandte sich ab, wobei sie den Stuhl umwarf. Er hinkte ihr nach, aber sie fiel auf die Knie, drückte die Hände auf die Ohren, schluchzte. „Was ist los?“, schrie er und kniete neben ihr nieder. Er legte seinen Arm um sie, und in dem Moment, da er in ihr Gesicht sah, wusste er, dass sie ihn nicht erkannte. Wieder schrie sie, wehrte sich gegen seine Berührung, das Gesicht verzerrt vor Angst.
      Erschrocken ließ er sie los.
      Sie kauerte sich zusammen. Und dann wurde sie plötzlich ganz still.
      Entsetzten stieg in ihm auf. Aber er hatte Angst zu fragen, so wie er Angst hatte, sie jetzt zu berühren.
      Lady Waverly eilte herein. „Was haben Sie getan?“, schrie sie ihn an, kniete neben Blanche nieder und schloss sie in ihre Arme. „Gehen Sie hinaus!“
      „Nein“, flüsterte Blanche, noch immer zusammengekauert.
      „Hinaus!“, schrie Lady Waverly ihn an.
      Blanche begann, sich zu schaukeln, und murmelte dabei so leise Worte, dass er sie nicht verstehen konnte. Aber irgendetwas wiederholte sie immer und immer wieder.
      Rex nahm seine Krücke und zog sich am Schreibtisch hoch. Jetzt wirkte er sehr gefasst. „Ihr Geheimnis ist bei mir sicher“, sagte er ruhig.
      Bess Waverly sah ihn an. Sie weinte.
      „Ich möchte mit Ihnen reden, Lady Waverly. Ich warte draußen.“ Er zögerte. „Blanche, wenn Sie mich hören können – es hat sich nichts verändert. Ich werde tun, was ich kann, um Ihnen zu helfen.“
      Sie wiederholte pausenlos ihren Singsang, und er war sicher, dass sie ihn nicht verstanden hatte.
      Unendlich traurig wandte er sich ab und ließ endlich zu, dass Tränen in seine Augen stiegen. Dann hinkte er hinaus, voller dunkler Ahnungen.
     

Kapitel 19
     
    Bess streichelte Blanches Rücken und versuchte, ihre eigenen ängstlichen Gefühle unter Kontrolle zu bringen, damit sie die Freundin trösten konnte. Sie hatte schreckliche Angst um Blanche, deren Zustand sich ohne Zweifel verschlechterte. Inzwischen hatte sie diese heftigen, erschreckenden Anfälle täglich. Entglitt sie langsam in eine Welt, aus der sie nicht zurückkommen konnte? Bess’ größte Furcht war, dass Blanche eines Tages einen Anfall haben könnte, der nicht mehr aufhörte.
      Diese Vorstellung war entsetzlich, und Bess hasste es, daran zu denken. Aber sie musste es tun, denn es war jetzt sehr wahrscheinlich, dass Blanche ein Kind erwartete. Seit ihrem Besuch in Land’s End waren nun zweieinhalb Monate vergangen, ohne dass es ein Zeichen gab für ihre monatliche Zeit. Wenn Blanche nicht überwand, was immer sie quälte – wie sollte sie dann Mutter eines Kindes werden? Bess hatte die Freundin gedrängt, bald zu heiraten. Blanches Kind würde einen Vater weitaus dringender brauchen, als diese einen Ehemann.
      Bess war erleichtert, als Blanche sich endlich aufrichtete und hinsetzte. Sie wischte sich sorgfältig das Gesicht ab, ohne Bess anzusehen. Die verstand. Es war Blanche peinlich – und ihr auch.
      „Lass mich dir etwas Tee bringen“, sagte Bess leise und brachte ein Lächeln zustande.
      „Es ist vorbei“, sagte Blanche genauso ruhig.
      Die Freundin stand auf und fragte vorsichtig: „Kannst du dich an etwas Neues erinnern?“
      Endlich sah Blanche zu ihr auf, ehe sie sich erhob. „Nein. Es ist mir gelungen, an demselben Zeitpunkt während des Aufstandes zu verharren.“ Sie erschauerte. Bess wusste, sie war entschlossen, kein weiteres Detail dieses Tages und des Todes ihrer Mutter zu erinnern, wenn es möglich war. Dann blickte sie zu der geschlossenen Bibliothekstür.
      Bess dachte auch über Sir Rex nach. Ihr Instinkt riet ihr, ihm die Schuld zu geben an diesem letzten Anfall, aber wie sollte sie das tun? Blanche hatte Anfälle,

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