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Die Lady auf den Klippen

Die Lady auf den Klippen

Titel: Die Lady auf den Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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auch ohne dass er anwesend war. Sie kamen jetzt so oft, dass sie sich mehr und mehr in ihre Gemächer zurückzog, was Bess ihr nicht verübeln konnte, auch wenn dieser Rückzug nicht nötig war, denn das ganze Personal kannte die Wahrheit.
      Ich werde tun, was ich kann, um zu helfen.
      Bess erstarrte. Sir Rex war entsetzt gewesen – sie hatte seine erschrockene Miene gesehen. Aber er war auch freundlich und besorgt. Auch das hatte sie bemerkt.
      Und er war der Vater des Kindes.
      Blanche hob die Arme vor die Brust und rieb sie, als ob sie fröre. „Ist er noch da?“
      Bess schenkte ihr frischen Tee ein. „Ich glaube schon. Aber es wäre vielleicht am besten, wenn du ihn nicht wiedersiehst, jedenfalls nicht jetzt.“
      Freudlos lachte Blanche auf. „Es tut so weh, ihn zu sehen.“
      Bess reichte ihr die Tasse. „Liebst du ihn noch immer?“
      Traurig wandte Blanche sich ab. „Wie sollte ich aufhören, einen solchen Mann zu lieben?“ Sie umfasste Tasse und Untertasse und starrte dann zur Tür, als hoffte sie, hindurchsehen zu können.
      „Möchtest du dir die Verlobung mit Dashwood noch einmal überlegen?“ Bess begann sich zu fragen, ob diese Verbindung überhaupt passend war.
      Blanche drehte sich zu ihr um. „Du stimmst mir darin zu, dass er klug genug ist, mein Vermögen zu verwalten.“
      „Das tue ich“, Bess sagte nicht, dass das auch für Sir Rex galt.
      „Ohne einen Ehemann kann ich dieses Kind nicht zur Welt bringen“, fügte sie hinzu. „Schon jetzt bin ich beinahe eine Ausgestoßene.“
      „Nein, das kannst du nicht.“ Bess wirkte nachdenklich.
      „Ich bin verwirrt“, sagte Blanche leise. „Bess, ich muss mich zurückziehen.“
      Die Freundin hielt das für eine kluge Idee. „Ich schicke Meg zu dir.“ Aber sie wussten beide, dass das nicht notwendig war. Die Zofe war wie ein Soldat stets im Dienst, kümmerte sich um jedes Bedürfnis ihrer Herrin. Bess hatte erkannt, dass die junge Frau ihre Dienstherrin wirklich gern hatte. Sie war unbezahlbar.
      Bess geleitete Blanche aus dem Zimmer. Als sie an dem goldenen Salon vorbeikamen, sahen sie Sir Rex darin stehen. Er stützte sich auf seine Krücke und beobachtete sie genau. Blanche errötete und wandte sich rasch ab, ehe sie die breite Treppe hinaufeilte. Gedankenverloren drehte Bess sich um und ging in den Salon.
      Rasch trat Sir Rex vor. „Wie geht es ihr?“
      Sie bemerkte, dass er sehr besorgt war.
      „Ihr Geheimnis ist bei mir sicher aufgehoben.“
      „Es geht ihr besser. Sie ist nach oben gegangen, um sich auszuruhen.“
      „Wie lange geht das schon so?“
      Bess wurde misstrauisch. Sie war nicht sicher, wie viel sie verraten durfte. „Blanche leidet an schwerer Migräne“, begann sie.
      „Das war keine Migräne“, gab er zurück und wurde rot. „Behandeln Sie mich nicht wie einen Narren.“
      Bess zögerte. „Ich weiß Ihre Besorgnis zu schätzen. Aber ich bin nicht sicher, ob Sie etwas tun können, um zu helfen.“
      „Sie ist nicht verrückt“, erklärte er, das Gesicht angespannt vor Entschlossenheit.
      Und Bess sah Angst in seinen Augen. Liebte er Blanche? War das wirklich möglich? Aber hatte sie nicht schon immer gefühlt, dass Sir Rex ein Mann war, die zu einer Frau hielt, unter welchen Umständen auch immer? „Dies ist nicht der richtige Ort, um Blanches private Angelegenheiten zu besprechen, Sir Rex.“
      Er sah sie an. „Ich habe Sie nie gemocht, Lady Waverly. Aber seit heute ist das anders. Sie sind eine treue Freundin. Ich entschuldige mich für meine frühere Meinung.“
      Bess schüttelte den Kopf. „Ich habe schon immer gespürt, dass ich Ihrer Meinung nach für Blanche nicht gut genug bin. Und das bin ich auch nicht. Blanche ist freundlich und großzügig. Ich bin leichtsinnig und selbstsüchtig.“ Sie zuckte die Achseln. „Aber ich habe sie sehr lieb. Das war schon immer so, und das wird so bleiben.“ Sie lächelte finster. „Blanche ist in dieser Verfassung von Land’s End zurückgekommen. Dort ist etwas passiert, das sie zu sehr aus dem Gleichgewicht gebracht und ihre Gefühle geweckt hat. Wollen Sie mir vielleicht erzählen, was geschehen sein könnte?“
      Durchdringend sah er sie an. „Ich habe das Gefühl, Sie wissen es bereits. Aber auch ich möchte nicht über Blanches Privatangelegenheiten sprechen, nicht einmal mit Ihnen.“
      So eine noble Haltung hätte Bess nicht erwartet. Doch dieser Mann war

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