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Die Lady auf den Klippen

Die Lady auf den Klippen

Titel: Die Lady auf den Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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jungen Dame herangereift, wie Blanche mit einem schmerzhaften Stich bemerkte. Als sie an ihre eigene Liebesgeschichte dachte, hätte sie am liebsten geweint um das, was sie niemals haben würde.
      Die Terrassentür ging auf, und Cliff de Warenne kam herein. Seine Sporen klirrten, und er führte zwei Jungen an den Ellenbogen mit sich. Sein Gesicht war gerötet vor Ärger, während die Jungen, die offensichtlich etwas angestellt hatten, versuchten, reumütig zu wirken. „Sie haben mit ihren Steinschleudern auf unsere Nachbarn gezielt“, erklärte Cliff. „Alexi hat Lady Barrow tatsächlich an einer unaussprechlichen Stelle getroffen. Das heißt, sie befanden sich auf dem Grund und Boden der Barrows. Ned wollte gerade auf die Tochter schießen.“
      „Das war ein Unfall“, begann Alexi.
      „Es war Alexis Idee“, erklärte Ned finster.
      Welch schöne Kinder, dachte Blanche. Dabei war nur die Hälfte von ihnen anwesend. Cliff hielt inne, als er Blanche an der Tür warten sah. Noch immer stand sie zögernd hinter dem Butler und versuchte, ein wenig Fassung zu gewinnen. Sein Sohn verstummte, ebenso sein Cousin. Beide Jungen merkten wohl, dass sie jetzt außer Gefahr waren, da ein Gast angekommen war.
      Blanche gelang es, Captain de Warenne, Lizzie und Amanda anzulächeln. Dann wandte sie sich zitternd zu Sir Rex um. Er war aufgestanden und starrte sie an, als sähe er ein Gespenst.
      „Sir Rex, Lady Harrington“, sagte der Butler.
      „Danke“, antwortete Rex, wobei er den unerwarteten Besuch weiterhin unverwandt ansah.
      Blanche versuchte zu atmen. Sie fühlte seinen nachdenklichen, prüfenden Blick, und die Wangen brannten ihr vor Scham und Verlegenheit. Bestimmt hielt er sie jetzt für eine Verrückte. Aber zu ihrer Überraschung las sie in seinen Augen nur Freundlichkeit und Besorgnis. Von Verachtung war keine Spur zu sehen, obwohl sie sich sicher gewesen war, dass er nicht anders für sie empfinden könnte.
      Der Salon schien zu schwanken, der Boden sich zu drehen, und sie hatte entsetzliche Angst, dass alles verschwimmen und sie vor aller Augen in der Vergangenheit verschwinden würde.
      Rex eilte zu ihr und nahm ihren Arm, als wollte er sie stützten – als wüsste er, dass sie aus dem Gleichgewicht geraten war. „Lady Harrington“, sagte er leise, und sie sahen einander in die Augen. „Welch angenehme Überraschung. Kommen Sie doch und setzen Sie sich.“
      Blanche begriff nicht, warum er sie berührte, ohne voller Abscheu zurückzuweichen. Sie brachte ein Lächeln zustande, als die Frauen zu ihr traten. „Amanda, ich freue mich so sehr, Sie zu sehen“, sagte sie, und trotz ihres Unwohlseins meinte sie das ernst.
      Die schlanke, blonde Frau umarmte sie herzlich. „Ich hatte gehofft, dass wir uns wiedersehen.“ Rasch warf sie ihrem Ehemann einen Blick zu, dessen Bedeutung Blanche lieber nicht enträtseln wollte. „Cliff, warum bringst du nicht Alexi und Ned nach oben? Vielleicht sollten sie ein paar Stunden getrennt in ihren Zimmern verbringen, damit sie begreifen, dass sie die armen Barrows nicht terrorisieren können. Ich helfe Lizzie mit den übrigen Kindern. Die kleinen Jungen sollten ihr Mittagschläfchen halten, und Ariella – es ist Zeit für deine Französischstunden.“
      Ariella erhob sich anmutig, das Buch fest unter dem Arm, und wirkte verwundert. „Aber ich hatte meine Französischstunde schon“, sagte sie.
      „Dann hast du jetzt eben noch eine“, erwiderte Cliff schnell. „Und Jack leistet dir Gesellschaft.“
      Der goldhaarige Junge, der neben Rex gesessen hatte, wirkte erschrocken und begann zu protestieren. Blanche hatte das Gefühl, in einen Wirbelsturm geraten zu sein, denn als Lizzie sie umarmt und geflüstert hatte: „Gott sei Dank bist du gekommen“, leerte sich der Salon innerhalb kürzester Zeit. Die Erwachsenen und Kinder verschwanden, bis sie allein war mit Sir Rex.
      Irgendwie gelang es Blanche, wieder in seine haselnussbraunen Augen zu sehen. Er hielt noch immer ihren Arm, und sein Blick war so direkt und prüfend, dass sie sich am liebsten in seine Arme geworfen und an seiner Brust geweint hätte, um alles und jedes, um ihren Vater, ihre Mutter, ihre Liebe, ihr gebrochenes Herz, ihr Kind und sich selbst.
      „Kommen Sie, setzen Sie sich“, meinte er sanft und führte sie zum Sofa.
      „Danke“, flüsterte Blanche und nahm Platz. Sie sah, wie er rasch zur Tür ging und sie schloss und sich dann wieder zu

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