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Die Lady auf den Klippen

Die Lady auf den Klippen

Titel: Die Lady auf den Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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ging es nicht anders. Er konnte kaum glauben, dass er auf Armeslänge von seinem Sohn entfernt stand. Er wollte den Blick nicht von Stephen abwenden, war nicht einmal sicher, ob er das konnte. Kurz nickte er Mowbray zu. „Hoheit. Es tut gut, Sie wiederzusehen.“
      Mowbrays Miene wirkte verkniffen. „Sir Rex. Wie freundlich von Ihnen, uns zu besuchen. Ich bedaure, dass sie uns nicht vorher davon in Kenntnis gesetzt haben. Ich habe Termine in der Stadt und werde leider nicht bleiben können.“
      Rex brachte ein Lächeln zustande und sah dann wieder zu Stephen hin, der ihn genau musterte, als wollte er jede Geste, jedes Wort abschätzen. „Hallo“, sagte er so beiläufig wie möglich.
      „Stephen, bitte begrüße Sir Rex de Warenne. Er ist ein alter Freund der Familie. Sein Vater ist ein Adare.“
      Stephen verneigte sich knapp, offenbar war er sich seiner höheren Stellung bewusst. „Guten Tag“, sagte er ernst. „Ich glaube, ich bin Ihrem Vater bei einem Ausritt im Park begegnet.“
      Rex versuchte nicht einmal, normal zu atmen. „Das war mir nicht bewusst. Aber ich bin froh darüber.“ Dann fiel ihm auf, was er da gesagt hatte, und er fügte hinzu: „Wie hoch war die Mauer?“
      Es sah aus, als hätte Stephen am liebsten gelächelt. „Beinahe vier Fuß.“
      Rex war beeindruckt. „Das ist hoch für einen Jungen.“
      „Ich kann noch höher springen“, gab Stephen sachlich zurück.
      „Mein Sohn ist in allem ausgezeichnet“, erklärte Mowbray in seltsam spöttischem Tonfall. „Es gibt nichts, was er nicht kann. Wenn er beschließt, zum Mond zu fliegen, so wird er das zweifellos auch können, davon bin ich überzeugt.“
      Stephen errötete. Und Rex hätte Mowbray am liebsten zu Boden geschlagen, weil er seinen Sohn so grausam und ohne Grund verspottete.
      „Kein Grund zur Eile.“ Mowbray lächelte Rex kühl an. „Ich bin überzeugt, meine Gemahlin freut sich, Sie nach so vielen Jahren zu sehen.“ Er nickte, ging über die Terrasse und verschwand im Haus.
      Sofort drehte Rex sich zu Stephen um, der offenbar seine Fassung wiedergewonnen hatte. „Ich bin sicher, dein Vater ist sehr stolz auf dich“, sagte er leise. „Deine Mutter ist es jedenfalls.“
      Stephen kniff die Augen zusammen. „Woher wissen Sie, dass meine Mutter stolz ist auf mich, wenn Sie seit Jahren nicht mehr hier gewesen sind?“
      Rex begriff, dass Stephen nichts entging. „Ich habe sie ein- oder zweimal bei verschiedenen Gelegenheiten getroffen, und sie war voll des Lobes für dich.“ Er lächelte und hätte seinen Sohn zu gern berührt, wusste jedoch, dass er das nicht wagen konnte.
      Stephen nickte. „Es ist leicht, meiner Mutter eine Freude zu machen. Ich denke, dass dies für die meisten Frauen gilt.“ Dass es bei seinem Vater offensichtlich nicht der Fall war, verschwieg er. „Ich glaube nicht, dass mein Vater Sie mag.“
      „Das stimmt nicht!“, rief Julia.
      Rex sagte schlicht: „Ich kenne deinen Vater noch aus dem Krieg. Der Krieg verändert die Menschen, Stephen, und uns beide hat er auch verändert.“
      Jetzt sah Stephen ihn mit echtem Interesse an. „Ich habe viel über den Krieg gelesen. Vater kämpfte in Spanien. Er war auch bei der Kavallerie“, erklärte Stephen stolz. „Er war beim 11. Regiment der leichten Dragoner.“
      „Ich weiß. Er stand unter meinem Kommando“, meinte Rex.
      Stephen sah ihm in die Augen, sein Blick wirkte prüfend. „Das wusste ich nicht“, sagte er dann.
      Julia trat vor. „Du solltest wissen, dass Sir Rex als Kriegsheld ausgezeichnet wurde. Er hat für seine Heldentaten die Tapferkeitsmedaille bekommen. Er hat deinen Vater gerettet, Stephen, als der so schwer verwundet war, dass er das Schlachtfeld nicht verlassen konnte. Vermutlich hat er Clarewood das Leben gerettet.“
      Stephen straffte die Schultern, sein Blick aber drückte seine Faszination aus. „Dann steht diese Familie tief in Ihrer Schuld, Sir Rex“, entgegnete er ernst. „Eines Tages werde ich diese Schuld begleichen, auch wenn mein Vater dies bereits getan hat.“
      Rex war erschüttert. Sein Sohn war schon jetzt ein Mann von Ehre. Konnte er mehr verlangen? „Da gibt es nichts zurückzuzahlen. Unter den gleichen Bedingungen würde ich jeden Mann retten, der unter meinem Befehl steht.“
      „Dann sind Sie auf jeden Fall ein echter Held, ob mit Orden oder ohne“, sagte Stephen. „Haben Sie dabei Ihr Bein verloren?“
      Rex

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