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Die Lady auf den Klippen

Die Lady auf den Klippen

Titel: Die Lady auf den Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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der klügsten Frauen, die Blanche kannte.
     

Kapitel 5
     
    Johnson blickte schnell zwischen ihnen hin und her.
      Beinahe hätte Blanche ihn vergessen. Sie drehte sich zu ihm, um ihn zu beruhigen, froh über diese Ablenkung. „Wir sind nicht Mr Burys Agenten, Mr Johnson. Und offenbar gehört mir dieses Anwesen nicht.“
      Johnson wirkte ungemein erleichtert. „Ich will mich Lord Bury nicht widersetzen, aber ich muss fünf Kinder versorgen.“
      „Ich verstehe.“
      „Wenn Sie ihn sehen, sagen Sie ihm bitte, dass ich so hart arbeite, wie ich kann“, rief er aus.
      „Ich bin Lord Bury nie begegnet, aber wenn Sie es wünschen, werde ich ihn in London aufsuchen und mich für Sie einsetzen“, entgegnete Blanche und meinte es auch ernst.
      Ungläubig sah Johnson sie an. „Das könnten Sie tun?“
      Blanche nickte. „Es wäre mir ein großes Vergnügen.“
      „Guten Tag“, sagte Rex fest und nahm Blanche am Arm. Als sie neben ihm den Weg zurück zur Kutsche ging, drehte sie sich noch einmal um. Johnson und die Jungen sahen ihnen nach. Sie winkte. Dann blieben sie beide neben der Kutsche stehen.
      „Geht es Ihnen gut?“, fragte er.
      Sie hatte eine Entscheidung getroffen und schüttelte den Kopf. „Es geht mir nie gut, wenn ich jenen begegne, die so bedürftig sind.“
      „Das sehe ich“, entgegnete er. „Die meisten Familien hier sind verarmt.“
      „Und deswegen muss es hingenommen werden?“, fragte sie, und ihre Blicke begegneten sich.
      „Das habe ich nicht gesagt. Was wollen Sie nun tun?“
      „Wenn es Ihnen nichts ausmacht, dann möchte ich ins Dorf. Dort will ich Lebensmittel für sie einkaufen. Johnson scheint vertrauenswürdig zu sein. Mit ein wenig Hilfe bringt er Penthwaite vielleicht wieder auf die Beine.“ Sie sorgte sich um die Familie Johnson, doch sie blieb ruhig und lächelte Sir Rex an. „Denn sein Herr hilft ihnen nicht, indem er die Pacht für sein Land kassiert.“
      Sir Rex sah aus, als wüsste er, welcher Ärger hinter ihrer ruhigen Fassade lauerte. „Das tun Herren nun einmal, Lady Harrington.“
      „Nicht alle“, erklärte sie mit ernster Miene. „Würden Sie Penthwaites Pacht kassieren?“
      Er erstarrte. „Nein, das würde ich nicht tun.“
      Das hatte Blanche auch nicht erwartet.
      „Ich gehe anders als die meisten Landbesitzer vor. Ich habe den Pachtzins erst kürzlich gesenkt, da ich möchte, dass die Farmen wachsen und gedeihen. Auf lange Sicht zieht jeder Nutzen aus einem solchen Programm. Die Farmen blühen auf, die Pächter können ihre Abgaben zahlen, und ich kann sie entgegennehmen.“
      „Ihr Verhalten ist beeindruckend.“ Ihr war nicht klar gewesen, dass er so wohltätig war.
      „Es ist nur vernünftig.“ Er zögerte. „Und offensichtlich haben wir da eine Gemeinsamkeit. Sie sind besorgt wegen der Familie Johnson. Ich sorge mich oft aus den gleichen Gründen, denen man überall in der Grafschaft begegnet. Und fast überall in Cornwall. Aber Wohltätigkeit ist nicht alles. Unsere ärmeren Familien brauchen mehr als das – sie brauchen eine Lebensgrundlage.“
      Sie sah ihm in die dunklen Augen, die, wie sie jetzt bemerkte, goldene Flecken aufwiesen. Sir Rex war ein mitfühlender Mann. Sie kannte viele Adlige, denen jene, die weniger vom Glück begünstigt waren als sie selbst, völlig gleichgültig waren.
      „Den meisten Damen des ton fehlt es an diesem Mitgefühl“, fügte er hinzu. „Sie sind zu sehr mit ihren eigenen Eitelkeiten beschäftigt.“
      Sie schwieg einen Moment. Wie seltsam, sie hatten beinahe dasselbe gedacht. Er hatte recht – absolut! –, aber sie wollte nicht alle Londoner Aristokraten verdammen. „Das ist ein sehr allgemeines Urteil …“
      „Ja, das stimmt“, gab er lächelnd zu. „Aber keine Sorge, ich erwarte nicht, dass Sie mit mir übereinstimmen. Sie würden niemals über ihre Freundinnen urteilen.“
      „Nein, das würde ich nicht.“
      Sein Blick wirkte seltsam warm. „Ich bewundere Ihr Mitgefühl, Lady Harrington, nicht nur für die Johnsons, sondern auch für die Kriegsveteranen.“ Er zögerte. „Ich bin nicht sicher, ob ich das schon gesagt habe. Es passt zu Ihrem großzügigen Wesen.“
      Blanche war überrascht. So schmeichelhafte Äußerungen hatte sie bisher noch nie von Sir Rex gehört. „Sie sind zu freundlich.“
      „Das glaube ich nicht. Lassen Sie uns diese Einkäufe tätigen. Wenn Sie möchten, kann ich Ihnen

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