Die Lady auf den Klippen
dabei helfen.“ Er lächelte sie an.
Unbehaglich dachte sie, dass er ein besonders attraktiver Mann war, wenn er lächelte. „Sir Rex, ich habe mit den Johnsons zu tun, aber nicht Sie. Ich kann Ihnen selbst das Notwendige besorgen.“ Sie war davon überzeugt, dass er sich den Luxus von noch mehr Wohltätigkeit nicht leisten konnte.
Sein Lächeln verschwand. Anscheinend wollte sie nicht, dass er seine bescheidenen Mittel auf die Pächter von Penthwaite verschwendete. „Ich würde gern etwas dazu beitragen. Fenwick soll die Sachen hinüberfahren, dann können wir rechtzeitig zu einem späten Abendessen zurück in Bodenick sein.“ Sein Tonfall klang entschlossen.
Blanche nickte. Offensichtlich war er darauf bedacht, ihr zu zeigen, wie großzügig er war, doch davon war sie ohnehin schon überzeugt, trotz seines bescheidenen Anwesens. Warum schmeichelte er ihr? Er flirtete nicht, und er war nicht galant. Warum jedoch freute sie sich über seine Schmeichelei? Sie war daran gewöhnt, genauso wie an Flirts. Sie konnte keinen Salon betreten, ohne dass irgendein Bursche ihr Komplimente machte.
Als sie Rex zu der Kutsche folgte, warf sie einen Blick auf sein strenges, klassisches Profil. An diesem Mann war mehr, als auf den ersten Blick sichtbar war. Er war ein Eigenbrötler, und er trank ein wenig zu viel, aber sie konnte ihm deswegen keinen Vorwurf machen, denn er war fleißig, verlässlich, ehrlich und klug. Er vergeudete sein Leben nicht, im Gegenteil, er erreichte viel.
Sie war sich seiner Gegenwart stets bewusst gewesen, wo immer sie ihn auch getroffen haben mochte. Darüber hatte sie nie nachgedacht, aber jetzt fragte sie sich, ob sie ihn schon immer instinktiv gemocht hatte. Zweifellos besaß er Charakterstärke, eine Eigenschaft, die sie bei einem Mann anziehend fand. Er gehörte zu der Sorte Mann, auf die man sich verlassen konnte.
Rex bemerkte ihren Blick und lächelte.
Um drei Uhr am Nachmittag kehrten sie endlich zurück nach Land’s End. Blanche ging zum Haus, zufrieden mit den Einkäufen, die sie für die Johnsons gemacht hatte. Es war unmöglich gewesen, es Sir Rex auszureden, ebenfalls einen solchen Beitrag zu leisten.
Sie war einmal vage interessiert gewesen an Sir Rex de Warenne. Das hatte hauptsächlich daran gelegen, dass ihre Familien befreundet waren. Jetzt war sie nachdenklich. Sie lernten einander gut kennen in sehr kurzer Zeit. Offenbar erlag sie dem Charme ihres Gastgebers. Sie war nicht sicher, was sie daraus schließen sollte, denn er hatte ihr schon immer ein wenig gefallen, allerdings aus sehr sicherer Entfernung. Jetzt fühlte sich nichts mehr sicher an, vor allem nicht, wenn sie sich gestattete, sich an den gestrigen Nachmittag zu erinnern. Dieser Anblick war ihr unvergesslich. Aber heute erschien ihr dieser Vorfall nicht mehr so schockierend wie gestern.
Meg kam aus dem Haus gelaufen, gefolgt von Anne, die etwas langsamer ging. Die Zofe strahlte, Anne hingegen warf Blanche einen seltsamen Seitenblick zu. Blanche kümmerte das nicht, zumal sie diesen Blick nicht zu deuten vermochte.
„Mylady, hatten Sie einen schönen Tag?“, fragte Meg. „Hat Ihnen der Proviant geschmeckt?“
„Es war ein ungewöhnlicher Tag“, berichtete sie. „Wir werden jetzt doch nicht nach Penthwaite gehen.“ Sie zögerte. „Sir Rex hat den Tag gerettet.“
Meg machte große Augen, und Anne sah sie wieder an.
Sir Rex, der bisher mit dem Kutscher gesprochen hatte, kam jetzt auf sie zu. „Ich hatte Anne gebeten, uns Lunchpakete zu packen, falls wir die brauchen.“ Er wandte sich an das Hausmädchen, das einen Korb aus der Kutsche hob. „Bitte bring das Essen ins Haus. Lady Blanche muss halb verhungert sein, und wir werden gleich essen.“
Blanche fiel auf, wie aufmerksam er war. Sie betrachtete sein schönes Gesicht so lange, dass er die Brauen hob. „Lady Harrington?“
Ihr Herz schlug beunruhigend schneller. „Ich bin hungrig.“ Sie zögerte. „Es ist ein schöner Tag. Können wir draußen essen? Meg erwähnte, dass Sie vom Garten am Turm einen wunderschönen Ausblick haben.“ Am Abend zuvor war das Essen unbehaglich verlaufen, der Speiseraum schien zu klein zu sein für sie beide. Da sie sich so plötzlich für ihn zu interessieren schien, war es wohl besser, draußen zu essen. Das wäre nicht so vertraulich.
Er wirkte ein wenig überrascht. „Von dort aus kann man bis Amerika sehen, so heißt es zumindest, aber die
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